https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/am-samstag-um-15-22-uhr-soll-die-falcon-9-rakete-vom-kennedy-space-center-aus-zur-iss-aufbrechen-201442617-70959606/1,w=1280,c=0.bild.jpg
Am Samstag um 15.22 Uhr soll die Falcon-9-Rakete vom Kennedy Space Center aus zur ISS aufbrechenFoto: GREGG NEWTON / AFP
Vor dem Start der SpaceX-Rakete

Florida ist endgültig im Weltraum-Fieber

by

Die Begeisterung kennt weiter keine Grenzen beim neuen Countdown zum geplanten Launch von zwei US-Astronauten auf einer SpaceX-Rakete – und das trotz der Absage des ersten Versuchs nur wenige Minuten vor dem Lift-off am Mittwoch.

Starttermin im Kennedy Space Center auf Cape Canaveral (Florida) ist Samstag 15:22 Uhr (21:22 MEZ). Geht diesmal alles nach Plan, wird eine Falcon-9-Rakete mit der Schubkraft von vier Boeing-747-Jumbojets die Nasa-Astronauten Bob Behnken (49) und Doug Hurley (53) ins All schießen. 19 Stunden später sollen sie an der Raumstation ISS andocken.

Und SpaceX-Gründer Elon Musk (48) wird zum ersten Privatunternehmer, der Menschen in den Weltraum befördert.

Der Mission ist zudem der erste bemannte US-Flug seit neun Jahren – der stolze Moment für Amerika löste rund um die legendäre Startrampe Pad 39A (einst Apollo-Missionen) eine Volksfeststimmung aus.

An Brücken, Stränden, Parkplätzen und Uferpromenaden werden zehntausende Schaulustige erwartet, weit mehr als beim ersten Startversuch am Mittwoch. Amerika hat das Space-Fieber gepackt.

BILD hörte sich um bei den Enthusiasten: Was fasziniert besonders an dieser Sternstunde?

Charles Raffay hat seinen Campingwagen bereits 24 Stunden vor dem Start am Ufer der Bucht gegenüber von Cape Canaveral geparkt. Er fuhr von New Jersey 20 Stunden nach Florida. Am Dach des Vehikels hat er eine Aussichtsplattform bereitgemacht. „Dort drüben sieht man die Startrampe – und sogar die Spitze der Rakete“, zeigt er auf den schwarzen Turm, von dem Behnken und Hurley in 70 Meter Höhe die ultramoderne Dragon-Kapsel mit Touch Screens zur Steuerung betreten werden.

https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/charles-raffay-vor-seinem-campingwagen-mit-aussicht-201442619-70959696/1,w=1280,c=0.bild.jpg
Charles Raffay vor seinem Campingwagen mit AussichtFoto: Tobias Everke

Er nimmt den früheren Abbruch gelassen: „Das ist jetzt für uns wie eine verlängerte Party“, sagt der Amerikaner, der mit seiner spanischen Frau Miriam Iglesias viel Zeit in Europa verbringt. Charles freut sich auf das „Comeback der amerikanischen Raumfahrt“, wie er meint. Und er bewundert Musk: „Was dieser Mann alles geschafft hat, ist erstaunlich!“ Für den Launch seien die Biere schon eingekühlt. „Auch wenn der Wetterbericht wieder mal nicht so toll aussieht…“

Sherwin Shafie und seine Frau Sandra hatten gemeinsam mit den Töchtern Sady und Sy ebenfalls bereits den abgebrochenen Startversuch am Mittwoch miterlebt. Ihre Autofahrt vom US-Staat Maryland dauerte 16 Stunden. Die ganze Familie trägt eine fast vollständige Nasa- und SpaceX-Garderobe, sogar am Mundschutz prangen Logos. „Es ist einfach faszinierend, was wir da draußen alles lernen können, an dieser neuen Frontier“, sagt Sandra. Sie hofft vor allem, dass hier die nächste Generation begeistert werden kann vom Weltraum.

https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/sherwin-shafie-ist-mit-seiner-familie-16-stunden-lang-aus-dem-bundesstaat-maryland-angereist-201442620-70959698/1,w=1280,c=0.bild.jpg
Sherwin Shafie ist mit seiner Familie 16 Stunden lang aus dem Bundesstaat Maryland angereistFoto: Tobias Everke

Bei ihren Töchtern ist der Funke bereits übergesprungen: Sady möchte Raketentechnikerin werden, Sy eine Ärztin für Astronauten. Gerade in der bitteren Coronazeit ist ein Schuss Optimismus willkommen, sagt Sherwin: „Es regt zum Träumen an für Reisen zu Orten, wo wir uns heute gar nicht vorstellen können, dort einmal zu landen…“

Vier Raketenstarts hat die Familie schon miterlebt: „Es ist einfach atemberaubend“, sagt die Mutter.

Sherwin träumt bereits von einem neuen Wettlauf ums All, wo nicht Staaten, sondern Unternehmen konkurrieren: „Wir werden einmal so normal ins All fliegen, wie heute in andere Städte“, meint er: „Sy könnte einen Flug zum Mond machen und dort als Medizinerin arbeiten – und das wäre alles ganz normal!“. Zeitig wolle die Familie aufstehen, um noch einen guten Platz zu bekommen, sagen sie.

Die vier Brüder Jack (12), Alex (17), Ryan und Nick Tolan-Hoechst (beide 21) vertreiben sich die Wartezeit mit einem Besuch des „Visitor Center“ des Kennedy-Weltraumbahnhofs. Sie alle tragen einem Mundschutz mit dem Nasa-Logo. Einfach „cool“ wäre es, „an diese unerforschten Welten da draußen zu denken“, sagt Ryan: „Es fasziniert mich einfach!“. Sein Bruder schwärmt, als er selbst einen früheren Start einer Falcon-9-Rakete mitverfolgen hatte: „Selbst kilometerweit weg spürt man die gewaltige Kraft der Rakete, ja sogar die Hitze.“

https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/familienausflug-die-brueder-jack-alex-ryan-und-nick-tolan-hoechst-am-kennedy-space-center-201442621-70959700/1,w=1280,c=0.bild.jpg
Familienausflug: Die Brüder Jack, Alex, Ryan und Nick Tolan-Hoechst am Kennedy Space CenterFoto: Tobias Everke

Nick verweist auf eine aufregende Zukunft mit einer kommerzialisierten Raumfahrt: „Da wird es All-Tourismus geben, Bergbau auf Asteroiden, Forschungsmissionen – eine neue Ära beginnt!“

Und klar: Alle sind Fans von Elon Musk!

„Es ist ein wenig still geworden um die amerikanische Raumfahrt mit keinen bemannten Missionen während fast eines Jahrzehnts“, sagt Peter Junker, der gemeinsam mit seiner Frau Monica Cox dem neuen Countdown entgegenfiebert. „Es ist schön für alle Amerikaner, so etwas zu sehen“, kann sie den Tag kaum mehr erwarten. Für Peter hat SpaceX-Chef Elon Musk die Raumfahrt einfach wieder cool gemacht: „Und auch Style in die Raumfahrt gebracht!“

https://bilder.bild.de/fotos-skaliert/peter-junker-und-seine-frau-monica-cox-fuer-die-beiden-hat-elon-musk-die-raumfahrt-wieder-cool-gemac-201442622-70959702/1,w=1280,c=0.bild.jpg
Peter Junker und seine Frau Monica Cox: Für die beiden hat Elon Musk die Raumfahrt wieder cool gemachtFoto: Tobias Everke

Raffay hat unterdessen am Ufer der Bucht seine Aussichtsplattform fertig vorbereitet. Immer mehr Schaulustige sind rund um ihn eingetroffen, die hier die Nacht verbringen werden: Sie teilen Essen und Drinks, die Space Party hat bereits beginnen.

„Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen“, blickt er auf eine Gewitterwolke am Horizont.