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Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa Eine Frau hält eine Geldbörse mit Banknoten in der Hand (Symbolbild)

Die Pandemie kostet, ganz Deutschland zahlt: Folgen der Corona-Rezession: Fünf Gefahren bedrohen jetzt Ihr Geld

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Die Wirtschaft bricht in Folge der Coronavirus-Krise ein. Viele müssen den Gürtel bereits enger schnallen. Aber das ist mitunter noch nicht alles - fünf Gefahren drohen, Ihnen Ihr Geld zu rauben.

Arbeitslosigkeit als Folge der Virus-Krise

„Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind erstmals in einem April gestiegen. Die Anzeigen für Kurzarbeit steigen auf ein noch nie dagewesenes Niveau. Und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele bei der Vorlage der jüngsten Zahlen.

Und auch die Prognosen führender Ökonomen sind düster. Das IW Köln rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote 2020 im Durchschnitt bei 6,5 Prozent liegen wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug die Quote rund 5 Prozent.

Dazu kommt ein massiver Zuwachs an Kurzarbeit: Für 10,1 Millionen Beschäftigte haben deutsche Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Zum Vergleich: Im Finanzkrisenjahr 2009 gingen "nur" Anzeigen für 3,3 Millionen Menschen ein.

Zum Thema Kurzarbeit: Nachzahlung in der Krise? - Steuern: Wer Kurzarbeitergeld kassiert, dem droht Nachzahlung ans Finanzamt

Mittelstand und Großkonzerne sowie kleine Unternehmen haben oft keine andere Wahl, als Kurzarbeit zu beantragen oder gleich Mitarbeiter zu entlassen. Wegen des massiven Wirtschaftseinbruchs in Folge des Shutdowns können sie kaum mehr ihre Kosten decken.

Die steigende Arbeitslosigkeit wirkt sich natürlich auf den Geldbeutel der Menschen aus: Direkt betroffen sind all jene, die jetzt mit Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld auskommen müssen. Indirekt trifft die steigende Arbeitslosigkeit auch all jene, die noch einen Job haben: In dem angespannten wirtschaftlichen Umfeld sind Lohnerhöhungen in weite Ferne gerückt.

Tipp: Weiterbildung und Qualifizierung nutzen

Auch in der Krise sind Sie nicht hilflos. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt lassen sich leicht erhöhen. Nutzen Sie Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote. Wenn Sie weiterhin angestellt sind, können Sie sich bei Ihrem Arbeitgeber erkundigen, welche Programme in der Firma existieren. Damit zeigen Sie Motivation und Einsatzbereitschaft. Sind Sie arbeitssuchend, wenden Sie sich an die BA oder die Industrie- und Handelskammern. Auch Arbeitnehmerverbände können weiterhelfen.

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Staatsverschuldung und Steuererhöhungen

In der Krise hat die deutsche Regierung ein beispielloses Soforthilfeprogramm auf den Weg gebracht und Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um die Wirtschaft zu retten. Solo-Selbständige, Mittelständler und Konzerne erhalten bei Bedarf finanzielle Unterstützung, das Kurzarbeitergeld wurde erhöht, Familien wird mit Zusatzleistungen unter die Arme gegriffen.

Allein für die Rettung der Fluggesellschaft Condor vor der Insolvenz haben Bund und Länder 380 Millionen Euro freigegeben. Und auch zahlreiche weitere Unternehmen, die wegen der Coronavirus-Krise in Schwierigkeiten geraten, erhalten Staatshilfe - darunter Schwergewichte wie die Lufthansa.

Lufthansa

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Xetra

Zu den Kursdaten

Die Hilfspakete sind so notwendig wie folgenreich: Die Schwarze Null - bisher oberstes Gebot der deutschen Finanzpolitik - ist damit Geschichte. Erstmals seit Jahren macht die Bundesrepublik wieder Schulden. In der Krise ist das Konjunkturprogramm ohne Frage der richtige Schritt. Doch nach der Akutphase des Corona-Schocks wird Deutschland mit hoher Staatsverschuldung dastehen. Diese Schulden müssen Schritt für Schritt getilgt werden, inklusive Zinsen. Dafür geht Geld drauf, das an anderer Stelle fehlt.

Noch ist von Steuererhöhungen zwar keine Rede, die Mehrheit der Bürger aber stellt sich schon einmal auf steigende Abgaben ein: Laut der Umfrage "Insa-Meinungstrend" für die "Bild" glauben 62 Prozent der Deutschen wegen der wirtschaftlichen Folgen der Krise an Steuererhöhungen.

"Ab 2022 wird die Schuldenbremse wohl wieder gelten", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. "Denn bis dahin dürfte die akute Krise endgültig überwunden sein; und mit deren langfristigen Auswirkungen auf den Bundeshaushalt dürfte eine neuerliche Aussetzung der Schuldenregel kaum zu begründen sein. Für die Politik wird dies eine Zeitenwende bedeuten. Denn anders als in den Vorjahren – und eigentlich auch während der aktuellen Krise – wird sie dann nicht mehr aus dem Vollen schöpfen können, sondern es werden schmerzhafte und unpopuläre Entscheidungen zu treffen sein."

Doppelbelastung für Rentner wegen der Pandemie

Besonders schwer treffen die Folgen der Pandemie den Geldbeutel deutscher Rentner. Die Löhne sinken wegen Kurzarbeit für Millionen Menschen. Die Renten wiederum sind an die Lohnentwicklung gekoppelt. Zudem haben Anzahl und Entwicklung der Beitragszahler zur Rentenversicherung Auswirkungen: Wegen der zunehmenden Arbeitslosigkeit verschiebt sich das Verhältnis von Beitragszahlern und Empfängern empfindlich. Beide Entwicklungen treffen die Renten der Deutschen - über kurz oder lang wird die Erhöhung ausbleiben, vermutlich schon im kommenden Jahr. Damit müssen sich Rentner erstmals seit Jahren darauf einstellen, dass ihre Bezüge nicht angepasst werden.

Dazu kommen die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Das Ersparte auf dem Tages- oder Festgeldkonto wirft keine Gewinne ab, mitunter sind sogar Negativzinsen fällig und die Summe reduziert sich noch.

Tipp: Altersvorsorge ernst nehmen

Sich als Ruheständler nur auf die staatliche Rente zu verlassen war auch vor Corona keine gute Idee - allein wegen des demografischen Wandels, der die Rentenkassen immer mehr belastet. Nutzen Sie das Virus und die möglichen Auswirkungen auf Ihre Rente also als Weckruf, um sich um eine zusätzliche private Vorsorge zu kümmern. Selbst wenn Sie kurz vor dem Rentenalter oder bereits im Ruhestand sind, lohnt es sich, Geld anzulegen. Informieren Sie sich zu alternativen Anlageoptionen statt das Ersparte einfach auf dem Konto liegen zu lassen.

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Inflationsgefahr

Es gibt tatsächlich einen Chili con Carne-Index: Forscher der Universität Hohenheim haben ihn entwickelt, um die Preisentwicklung zu beobachten. Alle Zutaten des beliebten Gerichts sind aufgeführt - und was sie im Verlauf von Wochen und Monaten jeweils kosten. Der Index zeigt, dass auch Lebensmittelpreise von den Auswirkungen der Coronavirus-Krise betroffen sind: Zum Beispiel Tomaten sind in der Zeit von Februar bis April um 23 Prozent teurer geworden. Der gesamte Warenkorb fürs Chili ist im Preis um 6 Prozent gestiegen. 

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Die Experten der Universität Hohenheim sehen in ihren Ergebnissen auch ein Indiz dafür, dass die Kritik an der EZB und ihrer Geldpolitik nicht aus der Luft gegriffen ist. Es müsse "die Frage erlaubt sein, ob die Entwicklung des Geldwerts tatsächlich einen so großen Spielraum für eine Erhöhung der Geldmenge zulässt, wie man bei der EZB glaubt", schreiben die Wissenschaftler wörtlich.

Dessen ungeachtet pumpt die Notenbank massiv weiter Geld in den Markt, die Gefahr, das Geld dauerhaft zu entwerten, bleibt wegen der großen Not der Wirtschaft im Schatten. Experten von Quant Capital Management sprechen gegenüber "RND" von einer "Inflation in Lauerstellung". Zieht die Inflation tatsächlich an, verliert der Einzelne an Kaufkraft - die Waren kosten mehr, man kann sich weniger leisten. Gepaart mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit, die ebenfalls viele Menschen in Bedrängnis bringt, führt eine steigende Inflation im schlimmsten Fall in die Armutsfalle und würgt auch die gesamtwirtschaftliche Erholung ab, weil der Konsum einbricht. 

Niedrige Zinsen

Der europäische Leitzins liegt bei 0 Prozent - schon Jahre vor der Coronavirus-Krise hat die EZB den Zins immer weiter gesenkt, um die Wirtschaft nach der Finanzkrise wieder anzukurbeln. Vor vier Jahren schließlich war der Nullpunkt erreicht.

Vor der Pandemie ließ eine wieder weitgehend stabile Wirtschaft im Euroraum vermuten, dass die Notenbank den Leitzins demnächst leicht erhöhen wird. Davon ist inzwischen keine Rede mehr. Der Leitzins wird bei 0 Prozent bleiben - und Banken werden weiter einen Negativzins bezahlen, wenn sie Kapital bei der EZB parken wollen: -0,5 Prozent verlangen die Währungshüter inzwischen an Strafzinsen.

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Diese Belastung geben Banken immer öfter auch an ihre Kunden weiter. Sie verlangen Strafzinsen für Tages- oder Festgeldkonto, mitunter auch für das Girokonto. Damit leiden die deutschen Sparer nicht mehr nur darunter, dass ihr Erspartes auf dem Konto keine Zinsen mehr abwirft - sie zahlen in vielen Fällen sogar noch drauf und verlieren einen Teil des Geldes.

Damit sich Staatshaushalte überhaupt noch finanzieren können, wird die lockere Geldpolitik der Notenbanken warnt der Vermögensverwalter Bert Flossbach „unendlich fortgesetzt“. Damit werde sich das neue Jahrzehnt noch „schneller und ausgeprägter“ zu einer „Dekade der Finanzrepression“ entwickeln, so Flossbach.

Tipp: Inflation und Strafzinsen mit der richtigen Geldanlage entkommen

Sowohl vor drohender Inflation als auch gegen Negativzinsen schützen Sie sich am sinnvollsten, wenn Sie Ihr Geld richtig anlegen. Über einen längeren Anlagezeitraum erweisen sich die Börsen stets als gewinnbringend. Selbst Einbrüche wie zur Finanzkrise können der positiven Bilanz der Kapitalmärkte nichts anhaben: Wer über Jahre Geld investiert, hat am Ende mehr. Informieren Sie sich zu Ihren Optionen - Sie müssen kein Experte sein, sondern können mit wenigen Basics gut und mit geringem Risiko anlegen.

Geld richtig anlegen in der Krise:

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