Streit um Gehaltsverzicht
Polter wehrt sich gegen Vorwürfe von Union
Nachdem Union Berlin Sebastian Polter wegen "unsolidarischen Verhaltens" vom Spielgeschehen ausgeschlossen hatte, wehrt sich der Stürmer nun gegen die Vorwürfe. Er habe sich nicht geweigert, "seinem Herzensverein (...) zu helfen".
Nachdem der 1. FC Union Berlin am Donnerstag mitgeteilt hatte, wegen "unsolidarischen Verhaltens" für den Rest der Saison auf Sebastian Polter zu verzichten, hat der Stürmer die Veröffentlichung einer Gegendarstellung seitens des Vereins erwirkt. "Sebastian Polter bedauert die ihm am 28.05.2020 mitgeteilte Entscheidung des 1. FC Union Berlin. Sebastian Polter weist den Vorwurf des unsolidarischen Verhaltens jedoch ausdrücklich zurück", heißt es darin.
Keine Einigung zwischen Polter und Union
Den Köpenickern zufolge hatten der Geschäftsführer Profifußball, alle Trainer, Betreuer und Spieler eine Vereinbarung unterzeichnet, um einen "einheitlichen solidarischen Beitrag" zur finanziellen Bewältigung der Coronakrise zu leisten. Sebastian Polter, Mitglied des Mannschaftsrates, unterzeichnete diese Vereinbarung demnach nicht, sondern legte über seinen Anwalt ein eigenes Angebot vor. Union teilte mit, Polters Vorschlag sei abgelehnt worden, "da er eine erhebliche, unsolidarische finanzielle Verbesserung gegenüber seinen Mitspielern, Betreuern und Trainern" bedeuten würde.
"Wahr ist, dass sich der 1. FC Union Berlin und Herr Polter wechselseitig Vereinbarungen zur Handhabung des Gehaltes aufgrund der Corona-Pandemie unterbreitet haben. Keine Vereinbarung hat die Zustimmung beider Seiten gefunden. Sebastian Polter betont, dass er sich nicht verweigert hat, seinem Herzensverein während der Corona-Pandemie wirtschaftlich entgegen zu kommen und zu helfen", heißt es in der Gegendarstellung weiter.
Polters Anwalt spricht von "merkwürdigem Gebaren"
Polters Anwalt Gregor Reiter kritisierte den Verein am Freitagabend. "Jemandem Unsolidarität vorzuwerfen, weil er seine Rechte prüfen will, das finde ich in einem Rechtsstaat schon ein etwas merkwürdiges Gebaren", sagte er im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
"Natürlich ist nach außen der Eindruck erweckt worden, wir sind alle eine große Solidargemeinschaft und nur der Herr Polter ist nicht bereit, sich daran zu beteiligen", sagte Reiter in Richtung des Klubs: "Das ist nicht richtig, er war und ist bereit, sich daran zu beteiligen. Hier ging es nicht darum, ob er sich beteiligt, sondern wie er sich beteiligt."
Dass der Stürmer dem Klub im Kampf um den Klassenerhalt nicht mehr helfen könne, "tut ihm in der Seele weh. Er ist Unioner, er bleibt Unioner", stellte Reiter klar. Man sei "verhalten optimistisch", dass eine Lösung gefunden wird, "die die Interessen beider Seiten ausgewogen berücksichtigt".
Trainer Urs Fischer erläuterte am Freitag, dass er in die Entscheidung "natürlich involviert" gewesen sei und dass er sie "mittrage". Sie habe "aber nichts mit der sportlichen Einschätzung von Sebastian Polter zu tun", betonte Fischer. Polter darf weiterhin am Mannschaftstraining teilnehmen.
Sendung: rbb UM6, 29.05.2020, 18 Uhr