Super League geht weiter

«Jeder versucht, das Beste für sich herauszuholen»

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In der Super League und der Challenge League wird ab dem 20. Juni weitergespielt. Dies beschlossen die Vertreter der Swiss Football League am Freitag. Nicht angenommen wurde dagegen das Anliegen für eine Aufstockung der Super League auf 12 Teams. Brancheninsider Thomas Grimm äussert sich zu den Hintergründen.

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Thomas Grimm

Thomas Grimm ist Rechtsanwalt und war von 1992 bis 1995 bei der UEFA Leiter des Rechtsdienstes. Später war er bei einem Sportvermarkter tätig. Heute ist er selbständiger Berater.

SRF News: Im Vorfeld zur heutigen Entscheidung gab es wenig Einigkeit – es wurde mit dem Gang vor Gericht gedroht. Das sah nicht nach einer guten Zusammenarbeit aus.

Thomas Grimm: Dass es zu Uneinigkeiten kommt, ist nicht überraschend. Die Clubs sind sehr unterschiedlich und jeder versucht, das Beste für sich herauszuholen. Ich bin daher froh, dass man eine Einigung finden konnte und dass man jetzt die Meisterschaft spielen kann – ohne Nebengeräusche von Präsidenten, die manchmal eine gewisse Streitlustigkeit an den Tag legen.

Die Liga ist sehr heterogen. Für manche sind die Fernsehgelder nur ein Zustupf. Für andere ist es ein grosser Posten.

Lange hat es nach Uneinigkeit ausgesehen. Jetzt will die Mehrheit weiterspielen. Warum?

Ich gehe davon aus, dass dieser Entscheid auf der sportlichen Basis getroffen worden ist. Irgendwann ist offenbar die Einsicht gekommen, dass ein Abbruch der Meisterschaft nicht infrage kommt, und dass Weiterspielen mit der beschränkten Anzahl von Zuschauern wichtig ist, damit die Clubs auf TV- und Sponsorengelder zählen können.

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▶️ Grimm: «Jeder versucht, das Beste für sich rauszuholen»
Aus News-Clip vom 29.05.2020.

Wie wichtig sind die Fernsehgelder für einen durchschnittlichen Schweizer Club?

Es ist schwierig, von einem durchschnittlichen Club zu sprechen. Die Liga ist sehr heterogen. Für manche sind die Fernsehgelder nur ein Zustupf. Für andere ist es ein grosser Posten. Gleiches gilt für die Zuschauereinnahmen.

Der Schweizer Fussball war schon vor der Corona-Krise nicht auf Rosen gebettet.

Wie bewerten Sie die Modus-Diskussion in Zeiten der Coronakrise?

Ich finde es unglücklich, dass die Modus-Diskussion auf der Basis der Corona-Krise geführt wurde. Dieser Entscheid muss auf der Basis von zwei Fragen getroffen werden. Erstens: Können wir uns das leisten? Und zweitens: Wird die Qualität beeinträchtigt? Es wäre dem Schweizer Fussball nicht gedient, wenn man mehr Clubs in der Liga hätte, aber der sportliche Wert der Spiele sinken würde.

Wird die Coronakrise zu einem vernünftigeren Wirtschaften im Fussball führen?

Das wird sich zeigen. Der Schweizer Fussball war schon vor der Coronakrise nicht auf Rosen gebettet. Falls man in gewissen Clubs zum Beispiel bei den Spielersalären vernünftiger wird, würde das nicht schaden.

Das Interview führte Rolf Dietrich.