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Zumindest ein Zaungast konnte den Neustart des österreichischen Fußballs in Klagenfurt nicht mehr erwarten. APA/BARBARA GINDL

Fußball: Der erste Corona-Sieger

Mit dem Cupfinale läuft der Spielbetrieb in Österreich wieder, der ÖFB feilt an Terminen – und verlängerte mit Teamchef Franco Foda.

Klagenfurt. Eineinhalb Meter Abstand zwischen den Spielern bei der Hymne, keine Pokal- und Medaillenübergabe, Fiebermessen und Maskenpflicht im Stadion für jeden Anwesenden außer Spieler und Trainer – und Fußball ohne Zuschauer, die Coronavirus-Pandemie hat dafür gesorgt, dass das ÖFB-Cup-Finale zwischen Seriensieger Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau Freitagabend im Klagenfurter EM-Stadion unter ganz anderen, neuen Voraussetzungen stattfinden musste. Jedoch, der Ball rollt wieder und nach dem Aufgalopp nimmt auch die Bundesliga ab Dienstag mit den Spielen der Qualifikationsgruppe ihren Spielbetrieb wieder auf.

Aber, wie geht es in Zukunft weiter mit dem Fußball in Österreich? Während in der Szene damit gerechnet wird, dass die neue Saison nicht vor September anheben wird, laufen beim ÖFB auch bereits Planungen für die neue Cup-Saison.

Cup-Hit: David gegen Goliath

Normalerweise geht die 1. Cup-Runde in der Woche vor dem Bundesligastart Mitte Juli über die Bühne. Das ist diesmal ausgeschlossen. Ob der Meisterschaftsunterbrechungen läuft bis Mitte Juli das Europa-League-Play-off im Oberhaus, bis Ende Juli gar die 2. Liga. „Die Terminplanung ist noch gänzlich offen, weil wir Stand jetzt nicht wissen, wie es im Herbst weitergeht“, musste ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold vor dem Spiel eingestehen.

Im Gegensatz zu den jüngsten drei Endspielen – Salzburg bestritt sein siebentes Endspiel in Serie, siegte 2017 und 2019 gegen Rapid und verlor 2018 gegen Sturm Graz. Nach 2014 (St. Pölten) schaffte es 2020 zumindest wieder einmal ein Nicht-Oberhaus-Club ins Endspiel. Die echte Cup-Sensation bleibt Pasching, das 2013 als Drittligist auftrumpfen konnte. „Das Duell David gegen Goliath hat absoluten Reiz und ist das, was den Cup auszeichnet“, sagte Neuhold.

Live-Bilder – und Autokino!

Die Austragung als Geisterspiel sorgte klarerweise für einen „wirtschaftlichen Schaden“. Thema war dieser beim ÖFB dieser Tage aber nicht. Denn die Nachfrage nach Live-TV-Bildern machte es doch noch zum Geschäft. Im Gegensatz zum Vorjahr, als diese Partie nur in Österreich zu sehen war, war der Titelkampf in 40 Ländern zu sehen, darunter in den USA, Australien oder in der Türkei.

In Salzburg ging man innovativ einen Schritt, Pardon: einen Wagen weiter. Am Gelände des Messezentrums wurde ein Autokino eröffnet. Der Andrang zu einem Fußball-Event war noch nie so groß.

Foda bleibt bis 2021 Teamchef

Mit Teamchef Franco Foda einigte sich der ÖFB währenddessen endgültig auf die Fortsetzung der Erfolgsarbeit. Der Deutsche – er führte Österreich zur Euro 2020 – erhielt einen Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation im November 2021. Sollte das Ticket für die Winter-WM 2022 in Katar gelöst würden, würde sich der Kontrakt um ein weiteres Jahr verlängern.

Die Bilanz des seit November 2017 amtierenden 54-jährigen Nachfolgers von Marcel Koller steht bei 14 Siegen, zwei Remis und sechs Niederlagen. ÖFB-Präsident Leo Windtner zeigte sich zufrieden, auch hatte er schließlich von Anfang an für den ehemaligen Sturm-Trainer votiert. „Die Entwicklung der Mannschaft und die erfolgreiche EM-Qualifikation haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Er hat gemeinsam mit seinem Trainer- und Betreuerteam und der Mannschaft einen überzeugenden Job abgeliefert.“

Das 0:1 in der EM-Qualifikation am 19. November 2019 in Riga gegen Lettland war das bisher letzte Länderspiel. Das nächste ist nach derzeitigem Stand am 4. September im Rahmen der Nations League in Norwegen geplant. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2020)