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Bewohner Nummer eins: Familie Bayram hat in der Triangle-Housing ein neues, geräumiges Zuhause gefunden.© Renate Hoyer
Hanau

Schickes Wohnen statt Soldatenunterkunft

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Die ersten Bewohner sind in das neue Quartier Pioneer Park in Hanau auf dem Areal der ehemaligen US-Kaserne eingezogen - 5000 Menschen sollen hier zukünftig ein Zuhause finden.

Nach rund zwölf Jahren Leerstand ist das 50 Hektar große Areal der ehemaligen Pioneer-Kaserne wieder bewohnt – zumindest ein Wohnhaus in der dortigen Triangle-Housing. Die ersten Immobilieneigner sind Anfang Mai eingezogen. Für diesen Moment im letzten Kapitel der Hanauer Konversionsgeschichte sind dem Oberbürgermeister keine Worte groß genug. Claus Kaminsky (SPD) spricht von einem „weiteren Meilenstein“, einem „Königsprojekt“. Das Quartier werde Hanau zudem zur Großstadt machen. Durch Bestandssanierung und Neubau werden auf dem Gelände 1600 Wohneinheiten entstehen. Im Pioneer-Park, so der neue Name, sollen einmal rund 5000 Menschen leben, etwas mehr als im Stadtteil Wolfgang.

„Hier sieht man noch, wie die Häuser einmal ausgesehen haben“, sagt Ahmet Bayram und zeigt auf die dreigeschossigen Gebäuderiegel, denen man ansieht, dass die letzten Bewohner bereits vor langer Zeit ausgezogen sind. Der Häuser mit ihren im Dreck ergrauten Putz nahe der entstehenden, gewaltigen Schallschutzwand, die den Lärm von der B45 und der B8 aus dem Quartier halten soll, würden sich die Bauarbeiter in einem späteren Bauabschnitt annehmen, sagt der 30-Jährige. Ahmet Bayram, seine gleichaltrige Frau Kübra und der dreijährigen Sohn Ayaz sind die Bewohner Nummer eins im Pioneer-Park.

Dass die Neil-Armstrong-Straße 1 ebenfalls mal einer dieser 60er-Jahre-Bauten der US-Armee war, lässt sich nicht mehr erahnen. Die wärmeisolierte Fassade steht da in strahlendem Weiß, ausgestattet mit dreifachverglasten Fenstern, mit großzügig bemessenen Balkonen und einem Aufzug. Im Dachgeschoss gibt es nun Wohnungen. „Man merkt, dass der Bauträger an nichts gespart hat, sogar Internetanschluss in jedem Zimmer gibt es“, sagt Bayram. Auch das unvermeidliche Thema Baumängel sei keines. Alles, was bei der Abnahme und nach Einzug reklamiert werde, werde zügig behoben.

Das Gelände

Die Pionier-Kaserne gehörte zum Eisenbahnerregiment und wurde von der Wehrmacht gebaut. Die Fertigstellung war 1938.

Nach dem Krieg bezog die US-Armee das Areal, dass fortan Pioneer-Kaserne hieß, hinzu kam der Bau der Triangle Housing auf elf Hektar.

Nach dem Auszug der US-Armee 2008 wurde das Gelände zur Konversionsfläche.

Die Entwicklung zu einem neuen Wohnquartier mit Kita, Grundschule, Seniorenheim und anderem begann vor drei Jahren.

Mehrere Bauträger sind an dem Projekt beteiligt. Die Triangle Housing entwickelt die LEG Hessen-Hanau. Eine eigens für den Zweck von städtische Bauprojekt (10 Prozent Anteile) und DSK-BIG (90 Prozent) gegründetet Gesellschaft. sun

www.pioneer-park.de

Kübra und Ahmet Bayram arbeiten beide als medizinische Fachangestellte, sie in einer Praxis in Hanau, er im Universitätsklinikum Frankfurt, dennoch gab es bei der über vier Jahre andauernden Wohnungssuche für sie kein passendes Angebot. Sie wollten mit ihrem Kind aus der Zweizimmerwohnung der städtischen Baugesellschaft ausziehen. „Auch in Hanau sind die Mieten mittlerweile sehr hoch.“

Bei einer der Publikumsfahrten zur Besichtigung des Kasernenareals als künftiges Wohngebiet sei sein Interesse geweckt worden. „Statt etwa 1100 Euro Miete im Monat für eine gebrauchte Wohnung auszugeben, können wir uns hier ein modernes Eigenheim im Erstbezug leisten“, sagt er. Der bereits vor Jahren entwickelte, nur wenige Hundert Meter entfernte Argonner Park, ebenfalls eine frühere US-Housing, sei für sie wegen der hohen Preise dort hingegen nicht infrage gekommen. Als junge Familie können die Bayrams die mit dem Pioneer-Park geschaffene Möglichkeit „Bezahlbares Wohnen im Eigentum“ wahrnehmen. Der Quadratmeter kostete für sie 2000 Euro. Die Familie konnte sich daher eine Vierzimmerwohnung mit 125 Quadratmetern samt Einbauküche und Gartennutzung leisten.

Die Preisspanne im „Bezahlbaren Wohnen im Eigentum“ soll zwischen 2000 bis 2500 Euro pro Quadratmeter liegen. Vorausgesetzt der Käufer zieht selbst ein und veräußert die Immobilie nicht vor Ablauf einer Zehnjahresfrist. Gleichwertiger Wohnraum in Hanau kostet nach Immobilienberichten auf dem freien Markt gut 1000 Euro mehr. Das Angebot der Projektgesellschaft LEG Hessen-Hanau hat sich offenbar zu einem Verkaufsschlager gemausert. Laut LEG sind rund zwei Drittel des Bestands verkauft, der Rest fest reserviert. „Nur noch zehn Wohnungen sind zu haben“, heißt es.

Dass im Pioneer-Park zu einem günstigen Preis verkauft werden kann, liegt zum einen daran, dass die 372 Zwei- bis Fünfzimmereigentumswohnungen von der LEG unter Margenverzicht vermarktet werden. Laut früherer Aussage von Geschäftsführer Marc Weinstock beträgt der Verzicht rund 20 Millionen Euro. Zum anderen bleibt der Preis günstig, weil ein Teil der weiten Grünflächen zwischen den Häusern mit Neubauten nachverdichtet wird. Dort sollen noch 143 Mietwohnungen entstehen.