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Sehr anschaulich: Dieses Wasser „verschwindet“ einfach im Asphalt.  © Rolf Oeser
Offenbach

Offenbach: Neuartiger Asphalt soll Städte abkühlen

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Der Straßenbauunternehmer Lutz Weiler hat einen Straßenbelag entwickelt, der Wasser aufsaugt und wieder verdunsten lässt. In Offenbach entsteht noch in diesem Jahr eine Teststrecke.

Ein Mitarbeiter der „Asphaltbau und Mischwerke GmbH“ in Offenbach spritzt mit einem Feuerwehrschlauch Wasser auf den Asphalt. Es verschwindet beinahe direkt – so als würde man es in ein Loch schütten und nicht auf einen Straßenbelag. Nebendran steht Lutz Weiler und freut sich, dass die Vorführung Eindruck macht. Der Architekt und Straßenbauunternehmer hat den neuartigen Belag entwickelt, der das Wasser schluckt. Tatsächlich soll der Asphalt, für den Weiler unter dem Namen „Klimaphalt“ ein Patent angemeldet hat, ein wahrer Alleskönner sein und die Städte für gleich mehrere Folgen des Klimawandels wappnen.

Aber von vorne. Zuerst war da vor anderthalb Jahren ein Gespräch zwischen Weiler, der in Offenbach mehrere Straßenbauunternehmen führt, und seinen beiden Töchtern. Durch „Fridays for Future“ politisiert, erzählten sie ihrem Vater von den erwartbaren heftigen Folgen des Klimawandels auch hierzulande. „Ich musste feststellen, dass ich keine Ahnung habe“, gibt Weiler zu. Doch das Thema ließ ihn nicht los. Er tauchte in die Materie ein, las jeden Abend Fachliteratur. Und entwickelte seinen neuen Asphalt – es ist nicht der erste Belag, den der Bad Vilbeler schuf.

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Hat sich nach Gesprächen mit seinen Töchtern intensiv mit dem Klimawandel befasst: Lutz Weiler.  © Rolf Oeser

„Wir bauen ein Feld nach“, versucht der 59-Jährige nach der Demonstration mit dem Wasser seine Erfindung zu erklären. Der neue Asphalt soll also mehr wie die Natur funktionieren und weniger wie die Stadt. Erstens, indem er in einer mit Vulkangestein befüllten Schicht ordentlich Regenwasser speichert. Das entlaste die Kanäle, die oft nicht ausreichend dimensioniert seien für die infolge des Klimawandels zu erwartenden Starkregen. Des weiteren gebe der Asphalt einen Teil dieses Wassers wieder über Verdunstung an die Umgebung ab. Das sorge dafür, dass die sich immer weiter erhitzenden Städte im Umfeld der neuen Straßen etwas abkühlen.

Außerdem ist der Belag heller als üblich, dadurch reflektiert er mehr Sonneneinstrahlung und bleibt kühler. Auf einem Teststück auf seinem Firmenareal an der Sprendlinger Landstraße konnte man das im Winter anschaulich beobachten, wie Weiler auf Fotos zeigt. Nirgends blieb der Schnee lange liegen – nur auf einem Stück Rasen und auf der Fläche mit dem neuen Asphalt.

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Das Albedometer, misst die Wattzahl der einstrahlenden und abstrahlenden Energie.  © Rolf Oeser

Freilich hat das auch seinen Preis. „Klimaphalt“ ist teurer als die dunkle Standardware. Trotzdem plant der Offenbacher Stadtservice ESO noch diesen Sommer an der Oberen Grenzstraße eine 150 Quadratmeter große Testfläche, die auch Busse befahren, mit dem neuen Belag zu versehen, um zu testen, ob das Material hält, was es verspricht. Ein Ingenieurbüro begleitet den Versuch. Der Leiter des Bereichs Straßenbau und -unterhaltung bei der ESO, Thomas Möller, sagt, dass wahrscheinlich erst in ein paar Jahren belastbare Daten vorlägen: Dann wisse man, wie der Asphalt auf dauerhafte Belastung und Wetterveränderungen reagiere und ob er beispielsweise seine Griffigkeit behalte.

Weiler ist mit seinen Firmen und rund 85 Angestellten – darunter auch Luft- und Raumfahrttechniker – vor fünf Jahren von Frankfurt-Harheim nach Offenbach gezogen. In Frankfurt hatte er kein passendes Gelände gefunden. In Offenbach hingegen habe er bei der Wirtschaftsförderung offene Türen eingerannt: „Da wurde mir innerhalb von drei Tagen geholfen“, erinnert er sich. Fündig wurde er auf dem Fabrikgelände der Firma Fredenhagen, die an der Sprendlinger Landstraße bis 2009 unter anderem Förderanlagen für die Automobilindustrie produzierte.

Nach und nach baut der Unternehmer das Gelände nun nach seinen Vorstellungen um: Gerade hat er ein Hallendach weiß streichen lassen – damit auch dort Sonnenstrahlung und somit Hitze reflektiert wird. Als nächstes folgt eine Fassadenbegrünung. „Wir müssen bald mal die Bremse ziehen“, sagt Weiler. Sonst sei unsere Umgebung künftig kaum noch lebenswert.

Mehr Infos unter www.klimaphalt.de.