Landesgericht Krems

„Milieubedingte Unmutsäußerungen in betrunkenem Zustand“

Bei seiner Befragung durch die Richterin zu den Vorfällen im November 2019 in einem Mehrparteienhaus sowie in einem Wirtshaus in Gmünd, bekannte sich der 41-jährige gebürtige Waidhofner und in Gmünd wohnhafte Angeklagte nicht schuldig.

Gefährliche Drohung

Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann gefährliche Drohung gegen einen Nachbarn vor.
„Der provoziert und beschimpft mich schon seit langer Zeit, streitet mit allen, auch der Hausmeisterin und ist dauernd besoffen“, rechtfertigte sich der Angeklagte vor Richterin Julia Bennersdorfer und spielte dem Gericht ein Handy-Video vor, das den Kläger betrunken im Streit mit einem anderen Nachbarn zeigt.
„Wieso macht er das mit Ihnen?“, wollte die Richterin wissen.
„Er wollte, dass ich für ihn eine Falschaussage bei der Polizei mache. Das hab ich nicht getan. Dann ging es los“, sagte der Beschuldigte aus.

Andere Version

Im Zeugenstand lieferte der Nachbar seine Version. „Er hat mich dauernd beschimpft, im April schon meine Wohnungstür eingetreten. Im November ist er bei der Haustür gestanden, hat bei mir Sturm geläutet und geschrien, dass er mir den Schädl einschlägt, mir eine Watschn gibt und mich verräumt. Ein paar Tage später kam es im Wirtshaus zum Streit, und er hat mir wieder mit dem Umbringen gedroht und i hau dir den Schädl ein und verram di gesagt.“

Alkohol

„Sie schimpfen aber auch recht gern, wenn sie getrunken haben“, zeigt ein Video, hielt ihm die Richterin vor.
„Ich trinke seit drei Monaten deswegen nichts, der Alkohol ist schuld“, entgegnete der Gefragte.
„Dann sollte ich den Alkohol verurteilen“, meinte die Richterin.

Typisch

Ein Zeuge, der ebenfalls bei der Streiterei im Gasthaus anwesend war, erzählte, dass beide Kontrahenten etwas getrunken hätten. Die Beschimpfungen seien immer wüster geworden, schließlich sei er dazwischen gegangen, um die Kampfhähne zu trennen und körperliche Übergriffe zu vermeiden. Den genauen Wortlaut der Drohungen könne er nicht mehr wiedergeben, aber es sei typisch fürs Waldviertel mit dem Einschlagen des Schädls zu drohen.
Die Richterin fällte einen Freispruch mit der Begründung, „dass es sich bei den Drohungen wohl um milieubedingte Unmutsäußerungen in betrunkenem Zustand gehandelt habe“. -Kurt Berger

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