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Umweltminister Franz Untersteller (l.) verschaffte sich in der Münsinger  Schäferei Stotz einen Überblick über die Arbeit in Coronazeiten. Gerhard Stotz  informierte ihn darüber, welche Auswirkungen die Pandemie auf seinen Betrieb hat. © Foto:  Schäfer Gerhard Stotz (links) stellt Umweltminister Franz Untersteller seinen Betrieb vor.  

Minister Untersteller in Münsingen : Untersteller: Schäfereien sind systemrelevante Betriebe

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Schon lange vor der Corona-Pandemie hatte Franz Untersteller den Termin mit Bärbel und Gerhard Stotz ausgemacht. Denn Schäfereien liegen dem Umweltminister Baden-Württembergs am Herzen. „Sie haben eine extrem wichtige Bedeutung, schließlich erhalten sie mit ihren Weidetieren unsere Kulturlandschaft“, betonte er. Wer sonst sollte Wacholderheiden frei halten, wenn nicht die Schäfereien?

Lebensräume schützen

„Das Lautertal würde völlig zuwachsen und verbuschen, gäbe es nicht die regelmäßige Beweidung durch die Schafe“, zeigte sich Untersteller überzeugt und machte deutlich, wie wichtig in diesem Zusammenhang auch die Landschaftspflegerichtlinien mit Förderung für Landwirte, Schäfereien und Naturschutzverbände sind. Das Regelwerk dient dem Schutz und Erhalt sowie der Entwicklung von Lebensräumen und der vielfältigen Landschaft als Lebensgrundlage und Erholungsraum, dem Schutz von Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume sowie der Sicherung der Kulturlandschaft durch nachhaltige Landbewirtschaftung unter Berücksichtigung von Naturschutzbelangen. Die Verträge zur Landschaftspflege haben laut Gerhard Stotz in den letzten Jahren deutlich zugenommen, für manche Betriebe sei die daraus resultierende finanzielle Förderung überlebenswichtig. Davon profitiert auch die Natur. Immerhin sind im Großen Lautertal und auf dem ehemaligen Münsinger Truppenübungsplatz große Flächen zu beweiden, darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Biotope. Gerhard Stotz hält mehr als 2 000 Mutterschafe und ist im Truppenübungsplatz mit 1 000 Tieren vertreten.
Sein Familienbetrieb befindet sich mittlerweile in vierter Generation, zwei Drittel hat bereits Sohn Christian übernommen. Der Absatz der rund 3 000 selbst und vor Ort geschlachteten Schafe und Lämmer pro Jahr erfolgt in Nicht-Corona-Zeit ausschließlich über die Direktvermarktung an Gastronomen, Metzgereien und Verbraucher. Jetzt war aufgrund von Corona schnelles Umdenken gefragt. „Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als alle Restaurants und Lokale schließen mussten. Vor 25 Jahren haben wir angefangen, diese Sparte aufzubauen, und sie läuft recht gut. Jetzt ist diese Kundschaft ganz plötzlich weggebrochen“, erzählte Gerhard Stotz.
Also musste reagiert werden. „Wir konnten glücklicherweise viel über den Großhandel absetzen, außerdem hatten regionale Metzgereien großen Bedarf um die Osterzeit“, war von Bärbel Stotz zu erfahren, die durch diese Maßnahme einen Absatzeinbruch abwenden konnte. Dennoch: „Man muss immer dran bleiben. Irgendwie ist Lammfleisch nicht in den Köpfen der Verbraucher drin.“

Qualität und Naturschutz

Und das, obwohl man laut Franz Untersteller mit Lammfleisch nicht nur gute Qualität isst, sondern auch noch gleichzeitig Naturschutz betreibt. „Das Bewusstsein für Regionalität ist zwar gestiegen, doch es ist noch viel Luft nach oben“, meinte er und appellierte an die Verbraucher, mit ihrem Kaufverhalten auch die wirtschaftlichen Perspektiven der regionalen Betriebe zu stärken. „Wir sehen in dieser Zeit, dass es viele systemrelevante Bereiche gibt. Für mich gehören auch Schäfereien dazu, denn sie leisten einen entscheidenden Beitrag zum Naturschutz“.
Und da deren Zukunft von staatlichen Förderungen abhänge, habe man hier in den letzten zehn Jahren viel mehr Geld in die Hand genommen. So betrug der Etat für den Naturschutz in Baden-Württemberg im Jahr 2011 rund 30 Millionen Euro, bereits 2016 stieg er auf rund 60 Millionen Euro an. Derzeit liegt es laut Untersteller bei 107 Millionen Euro. In diesem Mittelzuwachs seien zahlreiche Sonderprogramme enthalten, die für den Neuaufbau der Strukturen im Zusammenspiel von Landwirten, Schäfern, Kommunen und der 22 baden-württembergischen Landschaftserhaltungsverbänden nötig geworden seien.
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