Corona-Krise
Frankfurt: Initiativen fordern Auflösung von Sammelunterkünften
by Christoph ManusInitiativen fordern Konsequenzen aus Corona-Infektionen in einer Frankfurter Sammelunterkunft in Bockenheim: Geflüchtete müssten sofort in Hotels und Wohnungen unterkommen.
Mehrere Redner haben am Freitag bei einer Kundgebung der Initiativen Migrantifa Hessen, No Border Frankfurt, Seebrücke Frankfurt, We’ll come united und weiterer Gruppen die Stadt Frankfurt aufgefordert, Geflüchtete und andere Wohnungslose dezentral statt in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen. Die Situation in solchen großen Unterkünften sei menschenunwürdig und nicht mit dem in Zeiten der Corona-Krise notwendigen Infektionsschutz vereinbar, sagte eine Rednerin der Initiative „Stadt für alle“. Sie verlas vor knapp 50 Leuten an der Hauptwache einen offenen Brief an Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), hinter dem auch die Initiativen Seebrücke und Project Shelter stehen. Wie gefährlich die Unterbringung in Sammelunterkünften sei, zeigten etwa die Infektionen von mehr als 70 Menschen in einer Bockenheimer Unterkunft für Geflüchtete.
Die Aktivisten fordern von Birkenfeld daher die sofortige Auflösung aller Sammelunterkünfte in Frankfurt und die „umgehende Freigabe und Zuteilung von leerstehenden Hotelzimmern und Wohnungen für Wohnungslose“. Ungenutzten Wohnraum, der sofort für Menschen ohne festen Wohnsitz freigegeben werden könne, gebe es in Frankfurt genug, heißt es in dem Brief. Ein Redner warf der Stadt vor, mit der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften in dieser Situation das Leben von Menschen aufs Spiel zu setzen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es zu weiteren Ansteckungen komme, sagte er.
Auch die Stadt habe kein Interesse, Menschen in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, sagte Birkenfelds Sprecherin Manuela Skotnik am Freitag auf Anfrage. Auch sie wolle, dass diese in eigenen Wohnbereichen leben. Deshalb entstünden etwa in Oberrad neue Wohnungen für Geflüchtete. Menschen breitflächig in Hotels unterzubringen, sei dagegen keine Lösung. Schon weil diese dort nicht kochen könnten und Ansprechpartner fehlten.
In der Bockenheimer Flüchtlingsunterkunft, in der es zu den Infektionen gekommen war, sind, wie Skotnik sagte, weiterhin etwa 300 Bewohner in Quarantäne. Sanitär-, Küchen- und Verkehrsbereiche würden dort nun sechsmal am Tag gereinigt. Die Bewohner müssten in den Gemeinschaftsräumen Mund und Nase bedecken. Die infizierten Bewohner waren in Hotels untergebracht worden.
Inzwischen sind die Bewohner der Unterkunft in Bockenheim erneut auf das Coronavirus getestet worden. Das Ergebnis lag dem Gesundheitsdezernat nach dessen Angaben bis Redaktionsschluss noch nicht vor.