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Mike Kleiss

Kolumne: "So läuft es": Das Virus kann eine Chance sein, gesünder zu leben! Nutzen wir sie!

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Hat Corona eigentlich auch etwas Gutes? Viele fragen sich, war wir aus der Krise mitnehmen und ob sie auch positive Aspekte hat? Ganz klar: Ja, hat sie. Es läuft besser für viele Menschen. Findet jedenfalls FOCUS-Online-Kolumnist Mike Kleiß.

Ich habe mich letzte Woche mit der FOCUS-Online-Kollegin Marie unterhalten. Sie läuft regelmäßig. Mal fünf, mal auch bis zu zehn Kilometer pro Lauf. „Dabei bleibe ich sogar ab und an mal stehen. Hole tief Luft und laufe weiter“, sagte sie. Während unseres Gesprächs kamen wir an einen interessanten Punkt: Während Corona erfährt das Laufen einen echten Boom, aber viele sind zunächst nicht in der Lage, auch nur fünf Kilometer am Stück zu laufen.

Und dennoch ist es einfach fantastisch, dass Menschen einfach loslaufen. Weil sie endlich auch die Zeit haben, sich deutlich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Etwas für sich zu tun. Sich Zeit für Körper und Geist zu nehmen. So schlimm es klingt: Corona ist für wirklich viele Menschen zur Chance geworden.

Kurzbiografie Mike Kleiß

Mike Kleiß treibt seit seiner Kindheit Sport. „Wer sich bewegt, erreicht mehr“, ist sein Lebensmotto. Das Laufen war immer sein Lieblingsthema. Seit sieben Jahren läuft er nahezu täglich zwischen 15 und 20 Kilometern, oft Marathon, manchmal Ultra-Marathon. Bisher hat unser Kolumnist zwei Bücher zum Thema Laufen veröffentlicht. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Kommunikationsagentur GOODWILLRUN. Mike Kleiß lebt mit seiner Familie in Hamburg und in Köln. Er schreibt hier jeden Donnerstag über das Laufen.

 

Alleine in meinem Bekanntenkreis haben einige Freunde ordentlich Gewicht verloren. Sie sind endlich losgelaufen. Sie sehen in den Zoom-Video-Calls deutlich gesünder aus. Mein Agenturkollege Mike war nie ein Läufer. Nie. Er hat es stets auf seine kaputten Knie geschoben. Mike hat pünktlich zum Start der Corona-Krise mit fünf Kilometern begonnen, nach nur wenigen Wochen kratzt er an der 10-Kilometer-Marke.

Trotz Job, trotz Kind, trotz vielen Verpflichtungen. Er nimmt sich plötzlich die Zeit. Es gibt viele dieser Beispiele und egal mit welchem Laufladen-Besitzer ich mich derzeit unterhalte: Alle feiern den neuen Lauf-Boom.

Das Virus hat offenbar auch ein positives Erwachen begünstigt

Seit die Sportgeschäfte wieder geöffnet haben, freut sich der Handel über einen wahren Umsatz-Flash! Zudem besuchen vor allen Dingen bis zu 70 Prozent neue Kunden die Sportgeschäfte. Man hat den Eindruck, dass Corona auch ein positives Erwachen begünstigt hat: Sportliche Aktivität nimmt augenscheinlich für einen großen Teil der Bevölkerung eine immer wichtiger werdende Rolle ein. Und viele investieren dabei viel Zeit und Geld in ihre Gesundheit, in ein soziales Miteinander und in mehr Leistung.

FOCUS-Online-Aktion #CoronaCare: Deutschland hilft sich!

Die Corona-Pandemie schränkt den Alltag der Menschen in Deutschland ein. Vor allem für gefährdete Gruppen wie Senioren sind auch alltägliche Aufgaben mit einem Ansteckungsrisiko verbunden. Daher ist nun Solidarität gefragt! FOCUS Online hat deshalb die Aktion "#CoronaCare: Deutschland hilft sich" gestartet. Machen Sie mit! Alle Informationen finden Sie hier.

 

Auch für sich alleine machen immer mehr Menschen Sport. Das ist eine große Chance, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für jeden von uns. Sehr sichtbar ist das für mich vor einigen Tagen geworden: Es sollte unbedingt eine neue Laufhose her. In der Regel habe ich – wie wohl jeder Läufer – meine Lieblings-Brands. Bei gewissen Marken weiß ich: Hier stimmt die Qualität, auch wenn der Preis vielleicht etwas höher ist. Und außerdem sehen sie cool aus. Ich gebe es zu: Ich bin ein echtes Laufklamotten-Opfer.

Und, ja okay: Ich will laufen, ich will dabei aber auch gut aussehen. Zudem ist es mir wichtig, den Einzelhandel zu unterstützen. Online-Bestellungen gehen natürlich auch an mir nicht vorbei. Aber ich versuche achtsamer zu werden. Egal wo ich nun aber nach meiner neuen Lieblingslaufhose geschaut habe: Sie war einfach nicht zu bekommen. Sie war ausverkauft.

Unfassbar viele Menschen investieren in diesen Zeiten in sich selbst

Eine Marke, ein Hosen-Modell, das andere kaum kannten, das noch eine Art Geheimtipp war, war nicht zu bekommen. Zunächst waren Ärger und Enttäuschung groß. Keine Frage. Aber schon im nächsten Moment freute ich mich wie doof. Ich ahnte, dass meine Recherche sehr schnell zu einer Erkenntnis führen würde: Unfassbar viele Menschen investieren in diesen Zeiten in sich selbst. Und genau so scheint es zu sein. Eine der besten Botschaften überhaupt, wie ich finde.

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Was ich mich jedoch gefragt habe: Wie nachhaltig ist die Krise bei den Menschen, wenn es um die sportliche Aktivität nach Corona geht? Bleiben sie am Ball? Laufen sie auch dann noch weiter? Meine Befürchtung war immer, dass viele in ihre alten Strukturen zurückverfallen. Sowohl was das Arbeitsleben angeht, als auch was die negativen Gewohnheiten betrifft. Dass viele der Menschen, die gerade erst in den letzten Wochen das Laufen für sich entdeckt haben, doch wieder auf der Couch landen. Weil der Alltag eben doch kein Homeoffice ist. Weil Kurzarbeit doch nur eine Phase ist. Weil man sich für sich selbst in der Normalität doch zu wenig Zeit nimmt.

Meine Hoffnung ist, dass Arbeitgeber verstanden haben, dass sie ihren Mitarbeitern mehr Zeit und Raum für sich selbst einräumen müssen. Und daher mein Appell: Nehmen wir alle die Krise als Chance für uns wahr! Für mehr ausverkaufte Laufhosen im Sportgeschäft, für mehr Zeit für uns selbst, für mehr Achtsamkeit, die wir unserem Körper schenken, für die Möglichkeit, etwas für uns tun zu können, für regelmäßige drei, fünf, zehn oder mehr Kilometer. Denn: Jeder Meter Freiheit für Geist und Seele, jeder Meter, der für weniger Gewicht sorgt, jeder Meter zu uns selbst, ist für jeden von uns von elementarer Wichtigkeit. Höher, schneller, weiter ist vorbei. So läuft es.

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