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Bild: dpa/J. Stratenschulte
Offener Brief aus Eisenhüttenstadt

Altmaier will sich für Stahlindustrie stark machen

Audio: Antenne Brandenburg | 29.05.2020

Weil die Nachfrage nach Stahl weltweit eingebrochen ist, befürchten Werke in Deutschland Umsatzeinbußen. Sie fordern Unterstützung vom Bund - und plädieren notfalls auch für Importbeschränkungen. Von Uta Schleiermacher  

Ein Appell von acht Stahlstandorten ist bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf offene Ohren gestoßen. Dies teilte der Sprecher von Eisenhüttenstadt Frank Eckert dem rbb mit. Mitte Mai hatten die Bürgermeister den Minister mit einem offenen Brief um Unterstützung für die Stahlindustrie gebeten.  

Brief persönlich übergeben

Einer der beteiligten Bürgermeister, Franz-Josef Berg aus dem bayerischen Dillingen, hatte dem Bundeswirtschaftsminister den Brief demnach bei einem persönlichen Treffen übergeben. "Herr Altmaier hat den Brief also nicht nur in einem Umschlag entgegengenommen, sondern tatsächlich gelesen", sagte Eckert. "Der Minister hat dem Bürgermeister versichert, dass er sich für die Belange der Stahlindustrie einsetzen wird und natürlich auch ganz besonders für die Beschäftigten."

Von Eisenhüttenstadt initiiert

Den Brief hatte Eisenhüttenstadts Bürgermeister Frank Balzer initiiert. Beteiligt hatten sich die Städte Völklingen, Duisburg, Bremen, Dillingen, Saarbrücken, Neunkirchen und Salzgitter, alle ebenfalls Standorte der Stahlproduktion.

Die Bürgermeister warnen darin vor einer "Importflut". In dem Brief heißt es: Um die Stahlindustrie in Deutschland zu schützen, sollte die Regierung notfalls auch Importbeschränkungen erlassen. Die Unterzeichner appellieren an die Bundesregierung, die Branche zu unterstützen. Nur so könne sie im internationalen Wettbeweirb bestehen.  

Den Angaben zufolge sind derzeit mehr als ein Drittel der bundesweit insgesamt 78.000 Beschäftigten der Stahlwerke in Kurzarbeit. Im Stahlwerk Eisenhüttenstadt arbeiten rund 2.500 Mitarbeiter, das Unternehmen hat rund 200 Ausbildungsplätze. Allerdings hatte die Branche auch vor den Corona-Einschränkungen bereits damit zu kämpfen, dass die Nachfrage nach Stahl zurückging.

Auch Gewerkschaft befürchtet Einbußen

"Das ist für uns natürlich ein wichtiges Signal, dass wir hier nicht in den leeren Raum hineingerufen haben", sagte Eckert über die Reaktion Altmaiers. Von der Seite der Arbeitnehmer habe es ähnliche Initiativen gegeben.

Auch die Gewerkschaft IG Metall hatte die Befürchtung geäußert, dass die Produkion kurzfristig nicht wieder im gleichen Maße aufgenommen werden könne. "Die Hochöfen laufen in den meisten Betrieben gedrosselt weiter", teilte die Gewerkschaft auf ihrer Webseite mit. Die schwache Nachfrage seitens der Automobilindustrie sei ein Problem. "China und Russland, wo trotz Corona unverändert weiterproduziert wird, könnten den Markt mit billigem Stahl fluten", hieß es [igmetall.de].