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Demonstranten auf einer Demonstration gegen Polizeigewalt in den USA.bild: shutterstock

Was du zur Polizeigewalt an Schwarzen in den USA wissen musst

Schwarze Amerikaner werden überproportional oft von der Polizei getötet. Warum es zu Polizeigewalt kommt und warum die Polizisten sich nicht vor ernsthaften Konsequenzen fürchten müssen, erfährst du hier.

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Es kommt einem vor wie ein Déjà-vu: George Floyd, das jüngste Opfer von Polizeigewalt in den USA, sagte vor seinem Tod die gleichen Worte wie zuvor schon Eric Garner 2014: «Ich kann nicht atmen». In beiden Fällen hörten die Polizisten nicht darauf und kurze Zeit später waren beide tot. Und: Beide Afroamerikaner waren unbewaffnet.

Garner setzte sich der Verhaftung zwar zur Wehr, weil die Anschuldigung für illegalen Zigarettenverkauf nicht stimmte, und wurde dann mit dem Würgegriff ausser Gefecht gesetzt, welcher übrigens für New Yorker Polizisten seit 1993 verboten ist – doch das dürfte wohl kaum ein Grund sein für das minutenlange Zudrücken der Luftröhre. Und Floyd war schon am Boden, als der Beamte mehr als fünf Minuten mit dem Knie auf seinen Hals drückte.

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Screenshot der Videoaufnahme der Verhaftung von George Floyd.

Doch das sind noch längst nicht alle Fälle: Michael Brown, den ganze sechs Schüsse trafen, Tamir Rice, der Zwölfjährige, der mit einer Waffenattrappe hantierte, Freddie Gray, dem nach einer absichtlich grob gefahrenen Polizeifahrt das Genick brach, Philando Castile, der neben seiner Frau und seiner Tochter im eigenen Auto während einer Verkehrskontrolle sechs Mal getroffen wurde, und Stephon Clark, der in seinem eigenen Garten ganze 20 Schüsse abbekam – und diese Liste ist nicht abschliessend.

Etwas haben die genannten Fälle gemeinsam: In jedem Fall wurden die Polizisten nicht angeklagt oder wenn doch, wieder freigesprochen.

Werden wirklich mehr Schwarze Opfer von tödlicher Polizeigewalt?

Eine Untersuchung der Washington Post ergab 2015, dass die Sammlung über tödliche Polizeigewalt des FBI nicht abschliessend ist. Der Grund: Die Berichterstattung durch Polizeibehörden ist freiwillig und daher unvollständig. Es weiss also niemand so genau, wie oft es tatsächlich zu tödlicher Polizeigewalt kommt. Deshalb hat die «Post» begonnen, die Fälle selbst zu zählen. 2019 wurden 1004 Personen durch einen Polizisten getötet. Ein daraus abgeleiteter Bericht der «Post» zeigt: Schwarze Amerikaner werden überproportional oft von der Polizei getötet.

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quelle: washington post

Eine weitere interessante Erkenntnis war, dass für einen unbewaffneten schwarzen Mann eine vier Mal höhere Chance besteht, durch einen Polizisten getötet zu werden, als für einen unbewaffneten weissen Mann.

Natürlich muss man in diesem Zusammenhang aber auch bedenken, dass in den USA 22 Prozent der schwarzen Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen leben, während es nur neun Prozent bei den Weissen sind. Und Armut begünstigt, neben anderen Faktoren wie eine schlechte psychische Gesundheit und Entbehrung, die Bereitschaft zu Kriminalität – vor allem bei Jugendlichen. Das zeigt eine Studie aus London. Und Kriminelle haben in der Folge mehr mit der Polizei zu tun. Ebenfalls geht aus einem Bericht des FBI hervor, dass beispielsweise 2016 27 Prozent der Verhaftungen Schwarze betrafen.

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Demonstration in Los Angeles nach dem Tod von George Floyd.Bild: keystone

Daraus resultiert auch, dass in den USA mehr Schwarze polizeilichen Kontrollen unterzogen werden als Weisse – und das auch dort, wo statistisch gesehen mehr Weisse ein Verbrechen begehen. So zum Beispiel werden Schwarze bei einer Verkehrskontrolle mehr untersucht als Weisse, obwohl bei mehr Weissen Schmuggelware auftaucht. Des Weiteren werden Schwarze acht Mal häufiger inhaftiert als Weisse.

Warum kommt es zu Polizeigewalt?

«Business Insider» hat in einem Artikel aufgeführt, was die Gründe für Polizeigewalt allgemein sind. Darunter gehört beispielsweise, dass viele Abteilungen keine ausreichende Schulungen für gewaltfreie Lösungen anbieten. Ebenfalls ist die Auffassung, was als Polizeigewalt angesehen wird, unterschiedlich. So ist es für einige Polizisten völlig klar, dass wenn sich jemand gegen eine Untersuchung widersetzt, Gewalt angewendet werden soll.

Ein weiterer Punkt ist, dass innerhalb der Polizei nicht gepetzt wird. Satte 84 Prozent der Polizeibeamten gaben an, schon gesehen zu haben, wie ein Kollege übermässige Gewalt gegen Zivilisten angewendet habe, und 61 Prozent gaben an, dass sie «selbst schwerwiegende kriminelle Verstösse, bei denen andere Beamte ihre Autorität missbrauchen», nicht immer melden würden.

Und: Die Polizeiausbildung wurde schon oft kritisiert, viel zu kurz zu sein. Die Ausbildungsdauer variiert von wenigen Wochen bis zu sechs Monaten und sie sieht je nach Bundesstaat anders aus. Laut des ehemaligen US-Polizisten Jonathan Wender gegenüber der «DW», geht es bei der Polizeiausbildung vor allem um die Sicherheit des Beamten. Anwärter verbringen laut Wender im Durchschnitt fast 60 Stunden mit Schiessübungen und nur zehn Stunden oder sogar weniger mit der Schulung sozialer Interaktion und psychologischer Fähigkeiten.

Der Job des Polizisten ist kein leichter – und wenn ein überforderter Beamter, der auf den Griff zur Waffe gedrillt ist, wenn ihm jemand zu nah kommt, auf eine schwer einschätzbare Situation trifft, kann es fast nur schiefgehen.

Warum gibt es keine Folgen?

Die Folgen sind meist minimal – so wurden zum Beispiel 99 Prozent der Beschwerden über Polizeigewalt in New Jersey nie untersucht. Auf nationaler Ebene werden mehr als 95 Prozent der Fälle von Fehlverhalten der Polizei, die zur Strafverfolgung durch den Bund eingereicht wurden, von Staatsanwälten abgelehnt. Der vermeintliche Grund: Jurys sind darauf konditioniert, «Polizisten zu glauben, und die Glaubwürdigkeit der Opfer in Frage zu stellen», berichtet die «USA Today».

In den Prozessen gehe es viel mehr darum, ob die Beamten aus Angst gehandelt haben und ob diese Angst gerechtfertigt war – und nicht, ob die angewendete Gewalt angemessen war. Das sagt Thilo Kössler gegenüber «Deutschlandfunk Nova».

Bodycams sollten Problem lösen

Nach dem Tod von Michael Brown im Jahr 2014 gab es für Bodycams bei Polizisten einen Aufschwung. Man erhoffte sich so, bei ähnlichen Fällen mehr Beweise zu haben. Fünf Jahre später die ernüchternde Erkenntnis: Bodycams haben nur kleine bis gar keine Auswirkungen auf das Verhalten der Polizisten.

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Eine Bodycam am Körper eines Polizisten der NYPD.Bild: REUTERS/Shannon Stapleton

Tatsache ist auch, dass es nicht erst seit 2013 zu brutaler Polizeigewalt kommt. 1929 ist in Illinois durch eine Untersuchung ans Licht gekommen, dass bereits damals 30 Prozent der Polizeimorde an Afroamerikanern verübt wurden – obwohl sie nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmachten.

Exzessive Polizeigewalt ist in den USA aufgrund von zwei Urteilen des Obersten Gerichtshofs aus den 1980er Jahren nur schwer nachzuweisen. Sobald ein Polizist annehmen darf, ein Angreifer, und sei er auch auf der Flucht, stelle für den Polizisten oder Dritte eine Gefahr für Leib und Leben dar, darf er tödliche Gewalt einsetzen. Diese ist auch dann gerechtfertigt, wenn sich die Annahme des Polizisten im Nachhinein als falsch herausstellt.

Durch die Videobeweise, die mediale Aufmerksamkeit und die Demonstrationen wird ein immer grösserer Druck auf die Regierung ausgeübt, etwas zu unternehmen. Wenn nicht, werden diese Szenen weiterhin trauriger Alltag bleiben. Oder wie Will Smith es 2016 sagte: «Racism is not getting worse, it's getting filmed.»

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Proteste gegen Polizeigewalt in den USA

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Proteste am Foley Square in New York. quelle: ELIZABETH SHAFIROFF
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Demonstration auf der Brooklyn Bridge in New York. quelle: MICHAEL NAGLE
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In Erinnerung an mehrere Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze liefen am 4. Dezember 2014 (Ortszeit) Demonstranten mit erhobenen Händen durch New York und riefen «keine Gerechtigkeit, kein Frieden» und «Rassismus tötet». quelle: Jason DeCrow
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New Yorker Polizisten machen Pause. quelle: KENA BETANCUR
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Ein Demonstrant wird in New York verhaftet. quelle: KENA BETANCUR
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Auch am New Yorker Times Square kommt es zur Konfrontation zwischen Polizei und Demonstranten. quelle: MICHAEL NAGLE
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«Auch schwarze Leben haben Wert» und «Vereint für Gerechtigkeit» signalisieren diese Demonstranten in New York. quelle: MICHAEL NAGLE
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«Massensterben» als Protest an der Emory University. quelle: ERIK S. LESSER
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«Die in» statt «sit in» an der Emory University. quelle: ERIK S. LESSER
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Dieser Protestant wird in New York abgeführt. quelle: Kena Betancur

Die Übergriffe auf die Polizei steigen jährlich

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