Machtmissbrauch? Apple wegen AirTags am Pranger – ein Produkt, das es noch gar nicht gibt

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Trotz vieler Gerüchte und Hinweise in den letzten Monaten hat Apple die Sachensuch-Etiketten „AirTags“ immer noch nicht präsentiert. Kurioserweise sieht sich das Unternehmen aus Cupertino aber dennoch bereits mit einer AirTags-bezogenen Beschwerde von Tile konfrontiert. Tile stellt Produkte her, die dem höchstwahrscheinlichen Einsatzzweck der AirTags ähneln. Das US-Unternehmen wurde diesbezüglich bei amerikanischen und europäischen Regulierungsbehörden vorstellig, um das mutmaßliche Zusammenspiel zwischen AirTags und iOS zu monieren. Apple gewähre dem eigenen Produkt mehr Funktionsmöglichkeiten in iOS als den Konkurrenzartikeln von Tile, so der Vorwurf. Apple verstoße damit gegen das Wettbewerbsrecht.

„Wo ist?“-App als widerrechtlicher Wettbewerbsvorteil?
Tiles Aktionen erinnern an die Bemühungen diverser Banken, Apple dazu zu bewegen, den NFC-Chip des iPhones für Drittanbieter-Apps freizugeben. Der Such-Etiketten-Anbieter hat vor dem US-Kongress bereits vier Punkte aufgeführt, die Apples widerrechtliche Vorgehensweise angesichts der „Wo ist?“-App und deren mutmaßlichem Zusammenspiel mit den AirTags beweisen sollen:

Insbesondere die Nutzung des U1-Chips ist für entsprechende Etiketten essenziell, da sich darüber automatische Alarme generieren lassen – wenn sich Nutzer beispielsweise zu weit von getaggten Gegenstände entfernen. Zudem ermöglicht das Ultrabreitband-Verfahren eine zentimetergenaue Standortbestimmung. Apple reagierte auf die Vorwürfe mit der Zusicherung, an Funktionserweiterungen für Drittanbieter zu arbeiten. Tile warf Apple gegenüber dem US-Kongress vor, das Versprechen gebrochen zu haben.

Tile geht auch in Europa gegen Apple vor
Margrethe Vestager erhielt vor wenigen Tagen ein Schreiben von Tile, in dem das Unternehmen gegenüber der EU-Kommissarin für Wettbewerb ähnliche Argumente wie vor dem US-Kongress aufführt. Das geht muss einem Bericht der Financial Times hervor. Außer der „Wo ist?“-App wird auch ein Produkt beanstandet, das noch nicht auf dem Markt ist – die „AirTags“. Apple habe in den letzten 12 Monaten mehrere Schritte unternommen, um Tile systematisch zu benachteiligen, so der Etiketten-Hersteller.

Apple konterte die Vorwürfe – ähnlich wie beim NFC-Chip – mit dem Argument des Datenschutzes. Das Unternehmen wolle die Standortdaten des Nutzers so gut wie möglich vor Fremdzugriff schützen, so Apple. Die Europäische Kommission kündigte indes an, die Beschwerde von Tile zu prüfen.