1. FC Köln

„Wir kommen etwas zu schlecht weg"

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Köln - Genau eine Halbserie oder 17 Bundesliga-Spiele sind vergangen, seitdem das neue sportliche Führungsduo beim 1.FC Köln seine Arbeit aufgenommen hat. Der Einstand von Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol verlief ernüchternd: Am 23. November beim 1:4 in Leipzig präsentierte sich der Aufsteiger heillos überfordert. Die Angst vor dem siebten Abstieg, sie war beim damaligen Tabellenvorletzten, der nur sieben Punkte aus zwölf Partien geholt hatte, allgegenwärtig. Gisdol und Heldt wirkten wie Trümmermänner in den Ruinen des Geißbockheims. Und so appellierte der Sportchef emotional an das Umfeld des Klubs und forderte eine Aufbruchstimmung.

Am Freitag erinnerte sich Heldt an die ersten Tage in Köln. „Gefühlt war die Saison damals für uns schon gelaufen. Es war am Anfang eine sehr schwierige Phase.“ Rund ein halbes Jahr ist die nun her, am Montagabend (20.30 Uhr, Dazn und Amazon Prime) ist RB Leipzig erneut der Gegner. Die Sachsen mischen damals wie heute in der Ligaspitze mit, auch wenn die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann zuletzt etwas inkonstanter agierte. Der FC dagegen wechselte die Tabellenregion: Seit dem Debakel in Sachsen fuhr der Aufsteiger erstaunliche 27 Punkte ein. „Durch intensive Arbeit haben wir es geschafft, eine Veränderung herbeizuführen. Das ist eine absolute Weiterentwicklung. Die ist aber auch noch nicht beendet“, sagte Heldt. Dass diese noch nicht abgeschlossen ist, machte sich jetzt auch an den Ergebnissen bemerkbar. Denn seit dem ersten Geisterspiel in Mönchengladbach kamen in vier Partien nur noch zwei Zähler hinzu.

„Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt"

Mit der jüngsten Ausbeute kann auch der Sportchef nicht zufrieden sein, doch Heldt zeigte sich auch verwundert über die angeblich veränderte Erwartungshaltung. „Es gibt ja keine große Änderung an unserer Situation. Ich wundere mich da ein bisschen über die Wahrnehmung, dass wir eine Veränderung bei unseren Zielen vorgenommen hätten. Unser Ziel ist es, die Klasse zu halten. Wir haben damals gesagt, wenn wir es schaffen die Klasse zu halten, dann haben wir etwas erreicht. Das wäre eine unfassbare Leistung“, sagte Heldt und fügte im Brustton der Überzeugung: „Und das werden wir jetzt auch schaffen.“

Heldt lehnt Mentaltrainer ab

Obwohl der 50-Jährige zuletzt zugab, dass die Mannschaft mit der neuen Situation nach dem Neustart Probleme habe, lehnt er Hilfe von außen, etwa durch die Zunahme eines Mentaltrainers, ab. „Nein, das macht keinen Sinn“, so Heldt.

Die immer wiederkehrenden Konzentrationsschwächen, die fehlende Kompaktheit und die Mängel im Spielaufbau vor allem in den Partien gegen Düsseldorf (2:2) und in Hoffenheim (1:3) haben auch Markus Gisdol verärgert. Dennoch sieht der Chefcoach die jüngsten Auftritte als zu negativ bewertet an. „Wir kommen im Moment insgesamt ein bisschen zu schlecht weg. Wir haben vieles gut gemacht, ich habe viele gute Dinge gesehen. Wir werden unseren Weg da weiter gehen.“ Wenn man aus Sicht des Trainers überhaupt von einem Leistungsabfall insgesamt sprechen kann, so zeigt sich Gisdol von diesem auch nur bedingt überrascht: „Dass man auch Spiele drin hat, die nicht der allgemeinen Erwartungslage entsprechen, hat uns nicht überrascht. Es ist wichtig, realistisch zu bleiben.“ Zur Entwicklung seiner Mannschaft gehörten neben Höhen auch Tiefen. Entscheidend sei, dass die Mannschaft einen stabilen Eindruck mache.

Gisdol: Hector wird Verantwortung gerecht

Jonas Hector wirkte zuletzt nicht mehr so stabil, wie man es vom Nationalspieler gewohnt ist. Folge war, dass Hector erstmals seit seinem Profi-Debüt für den FC am 27. August 2012 in einem Pflichtspiel nur eingewechselt wurde. „Jonas ist seiner Verantwortung zu 100 Prozent gerecht geworden. Das war vorbildlich. Wenn ein Spieler spürt, dass er sich nicht gut fühlt oder Probleme hat, dann erwarte ich, dass er mir das mitteilt, um damit der Mannschaft zu helfen“, erklärte Gisdol, der gegen Leipzig aller Voraussicht nach aber wieder auf Hector setzt. Dieser Austausch gefällt auch Heldt: „Wir wissen, dass wir eine intensive Kommunikation brauchen. Ich bin mir sicher, dass wir schon Lösungsansätze gefunden haben.“ Damit aus der sportlichen Delle keine ernsthafte Krise wird.