In Russland inhaftiert

Mutmaßlicher US-Spion wird notoperiert

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Paul Whelan drohen 18 Jahre Haft in Russland.(Foto: picture alliance/dpa)

Er soll einen "Spionageakt" begangen und Staatsgeheimnisse erhalten haben - wegen dieser Vorwürfe droht dem US-Bürger Paul Whelan eine lange Haftstrafe in Russland. Wegen eines Leistenbruchs muss der ehemalige Marinesoldat nun notoperiert werden. Seine Familie sorgt sich um seine Gesundheit.

Der wegen Spionageverdachts in Russland festgehaltene ehemalige US-Marinesoldat Paul Whelan ist in Russland notoperiert worden. "Wir erfuhren heute am frühen Morgen von der US-Botschaft, dass sich Pauls Gesundheitszustand verschlechtert hat", erklärte sein Bruder David Whelan im Namen der Familie.

Der 50-Jährige sei "erfolgreich" in einem Moskauer Krankenhaus wegen eines Leistenbruchs operiert worden, nachdem er in der Nacht über "starke Bauchschmerzen" geklagt hatte, hieß es in der Erklärung weiter. Whelan solle voraussichtlich noch an diesem Freitag wieder zurück ins Gefängnis verlegt werden.

Den Angaben zufolge informierte das russische Außenministerium die US-Botschaft über die Operation. Seine Familie sorge sich auch angesichts einer möglichen Corona-Ansteckungsgefahr in dem Gefängnis um Whelan.

Der 50-Jährige, der auch die britische, kanadische sowie die irische Staatsbürgerschaft besitzt, war im Dezember 2018 nach Angaben der russischen Geheimdienste in Moskau festgenommen worden, "während er einen Spionageakt beging" und Staatsgeheimnisse erhalten haben soll. Seither befindet er sich in Untersuchungshaft. Die russische Staatsanwaltschaft beantragte am Montag eine 18-jährige Haftstrafe, die Urteilsverkündung wird für den 15. Juni erwartet. Der Prozess fand in den vergangenen zwei Monaten hinter geschlossenen Türen statt - offiziell laut russischer Justiz wegen der Corona-Pandemie.

Nach der Version seines Anwalts wurde Whelan Opfer eines Hinterhalts: Er habe damals von einem Bekannten einen USB-Stick erhalten und geglaubt, es befänden sich Urlaubsfotos auf dem Speichermedium. Whelan hatte sich während der vergangenen Monate beschwert, ihm werde in dem russischen Gefängnis eine medizinische Behandlung verwehrt.