Finales Urteil im August? Causa LASK könnte für Chaos sorgen
Das erstinstanzliche Urteil des Bundesliga-Senats 1 gegen den LASK könnte eine erste Etappe auf dem Weg zu chaotischen Zuständen im österreichischen Fußball gewesen sein.
Da ein endgültiger Abschluss der Causa wohl nicht vor Mitte August zu erwarten ist, drohen erhebliche Probleme, etwa bei der Meister-Entscheidung oder bei Vergabe der Europacup-Plätze.
Am Donnerstag wurde der LASK wegen der verbotenen Durchführung von Mannschaftstrainings zu einem Abzug von sechs Punkten und einer Geldstrafe von 75.000 Euro verurteilt. Letztere Pönale wird bedingt nachgesehen, wenn die Linzer 50.000 Euro an den ÖFB-Hilfsfonds für Vereine überweisen. Eine automatische Rückreihung bei Punktegleichheit erfolgt nicht. Außerhalb des LASK-Lagers sorgt das Strafmaß für viel Unmut und wird als zu gering eingeschätzt, doch auch die Oberösterreicher selbst zeigten sich unzufrieden und kündigten umgehend Protest an.
Es droht ein langer Weg durch die Instanzen
Damit nimmt der Instanzenweg seinen Lauf: Nach der noch in dieser Woche erwarteten Zustellung des Urteils in Langfassung haben die Linzer 14 Tage Zeit, das Protestkomitee anzurufen. Dessen Entscheidung würde dann wohl ein bis zwei Wochen auf sich warten lassen.
Nach dem Protestkomitee-Urteil hätte der LASK noch eine vierwöchige Frist, um sich an das Ständige Neutrale Schiedsgericht zu wenden, das anstelle eines ordentlichen Gerichts wiederum in ein bis zwei Wochen entscheiden würde. Das endgültige Urteil dürfte laut Liga-Angaben noch zweieinhalb bis drei Monate auf sich warten lassen.
Die letzte Runde in der Meistergruppe ist am 5. Juli angesetzt, also weit vor einer möglichen Entscheidung des Ständigen Neutralen Schiedsgerichts. Daher besteht die Gefahr, dass der Titel erst Wochen nach dem Liga-Ende auf dem Grünen Tisch vergeben wird.
Auch die Verteilung der Europacup-Plätze könnte nachträglich durcheinandergewürfelt werden, sollte die LASK-Sanktion entscheidend verändert werden. Dies hätte wiederum Auswirkungen auf die Frage, wann und in welchem Bewerb die Clubs ins internationale Geschäft einsteigen. Dabei geht es weniger um logistische Angelegenheiten als vielmehr um hohe Geldbeträge.
Ein mögliches Szenario
Ein Beispiel: Der LASK beendet die Meisterschaft fünf Punkte hinter Meister und Cupsieger Red Bull Salzburg sowie hinter Rapid und dem WAC als Vierter, das Ständige Neutrale Schiedsgericht hebt den Sechs-Punkte-Abzug Wochen nach dem Liga-Finish auf. Plötzlich steht der LASK nicht in der Europa-League-Qualifikation, sondern im ungleich lukrativeren Champions-League-Play-off, nur einen Schritt von der Gruppenphase entfernt.
Salzburg muss in die CL-Quali, Rapid hat keine Chance mehr auf die Königsklasse und spielt in der Europa-League-Gruppenphase. Der WAC tritt nicht in der EL-Gruppenphase, sondern in der Quali an. Ein weiteres Fragezeichen in diesem Szenario ist aber neben den Entscheidungen der heimischen Instanzen auch die Vorgehensweise der UEFA. Der europäische Dachverband hat wegen der Corona-Krise bisher keine Quali-Formate und -Termine für die kommende Saison bekanntgegeben. Details werden für 17. Juni erwartet, wenn das UEFA-Exekutivkomitee tagt.
Noch komplizierter könnte die Situation durch die Tatsache werden, dass die Nationalverbände ihre Europacup-Teilnehmer offenbar bis 3. August – also noch vor einem möglichen Urteil des Ständigen Neutralen Schiedsgerichts – bei der UEFA melden müssen. Diese Angaben machte zumindest der niederländische Verband vor wenigen Wochen, vom Dachverband gibt es dazu bisher keine offiziellen Informationen.
(APA)
Artikelbild: GEPA