Maßnahmen kontra Menschlichkeit

by

Wir, die Klasse 3AS der Fachschule für Sozialbetreuungsberufe der Diakonie Salzburg, melden uns zur aktuellen Krise zu Wort, weil die Situation nicht nur in Wohnheimen und Tageszentren für Senioren, sondern auch in sozialen Einrichtungen wie der mobilen Pflege und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen untragbar geworden ist. Alle Branchen haben nun aufgeschrien, jetzt sind wir dran. Wir schreien nicht nur für uns, sondern auch für alle unsere Klienten/-innen, die sich nicht so ohne Weiteres äußern können.

Wir sind alle in der Ausbildung zur sogenannten Fachsozialbetreuung, und in dieser Berufsbezeichnung ist das entscheidende Wort "sozial"! Gerade das Soziale wird aber durch die medizinischen Schutzmaßnahmen unterdrückt und verhindert. Müssen wir tatsächlich die Menschen vor der Menschlichkeit schützen? Wie können wir es wagen, diese Maßnahmen über die Menschlichkeit zu stellen? In unserem Arbeitsalltag sehen wir den Hunger nach Zuwendung und Berührung in jeder Minute wie nach Wasser und Brot. Und wir können durch die Masken nicht einmal ein Lächeln schenken!

Wir alle erleben tagtäglich, dass für diejenigen, die laut genug ihre Ansprüche anmelden, Lockerungen gewährt werden. Der Tourismus, der Handel, die Fluggesellschaften, jetzt die Salzburger Festspiele: Sie alle sind bedacht worden. Doch niemand erleichtert den älteren und kranken Menschen das Leben. Das Einzige, was diese Menschen haben, sind soziale Kontakte! Wir nehmen mit dem "Social Distancing" der Altersgruppe, die für uns alles getan hat, die letzte Freude.

Diese Menschen haben keine Lobby, also müssen wir das übernehmen. Man wird nicht Fachsozialbetreuer/-in, wenn man diese Arbeit mit Menschen nicht liebt. Wie wollt Ihr Menschen finden, die diese Arbeit machen wollen, wenn sie nicht sozial sein dürfen? Wird es Personal geben für die Folgeschäden wie Depressionen und psychische Störungen in allen Schichten und Altersgruppen?

Und über Bezahlung haben wir bisher noch gar nicht geredet. Der Corona-Tausender ist nicht nachhaltig genug, um die Zukunft des Berufsstands zu sichern und künftige Berufseinsteiger zu motivieren. Aber danke vielmals für das Klatschen.

Klasse 3AS, Fachschule für Sozialbetreuungsberufe der Diakonie Salzburg, (Kontakt: Elisabeth Breckner)