Wegen Corona-Verordnung
Drachenfelsbahn geht an Pfingsten doch nicht an den Start
by Quentin BröhlKönigswinter - Die Wiederaufnahme des Fahrbetriebs der Drachenfelsbahn ist abgesagt. Das gaben die Betreiber am Freitagmorgen in einer Pressekonferenz bekannt. Eigentlich hatte sich die Bergbahn bestens gerüstet, um pünktlich zum Pfingstwochenende nach exakt zehnwöchiger Pause wegen der Corona-Pandemie wieder zu öffnen. Doch die Gesetzgebung hat dem Betrieb mit der neuen Verordnung, die am Mittwoch erlassen worden ist, einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Einstufung als historische Bahn
„Wir sind am 27. Mai als historische Eisenbahn eingestuft worden. Dafür bestimmt die neue Corona-Schutzverordnung, die vom 30. Mai bis 15. Juni gültig ist, dass die Fahrgäste auch im Triebwagen einen Abstand von 1,50 Meter einhalten müssen“, erklärt Vorstand Klaus Hacker. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen der Drachenfelsbahn geplant, heute den Betrieb mit 42 statt der möglichen 80 Sitzplätze wieder aufzunehmen. „Wenn wir die neue Verordnung umsetzen, dann können wir theoretisch nur noch neun Personen pro Fahrt mitnehmen“, fügt er an.
Bei den beengten Verhältnissen in den Bahnen wäre die Einhaltung des Sicherheitsabstands wirtschaftlich nicht darstellbar. Bei bis zu neun Angestellten, die bei laufenden Betrieb am Arbeiten wären, würde sich das einfach nicht lohnen, so Hacker weiter. Außerdem müsse man nach der neuen Verordnung wegen des Datenschutzes auch alle Besucher registrieren: „Da hätten wir draußen eine Schlange bis in die Innenstadt. Deswegen haben wir jetzt leider in den sauren Apfel gebissen.“
Ausführliche Schutzmaßnahmen bereits abgesprochen
Am 11. Mai hatten die Bergbahnen im Siebengebirge als Betreiber damit begonnen, einen Maßnahmenkatalog zur Wiederaufnahme zu erarbeiten. Die Schutzmaßnahmen wurden auch mit Ordnungsamt und Bezirksregierung abgesprochen und nachgebessert. „Wir haben 10.000 Schutzmasken angeschafft“, sagt Hacker. Klebeband im Eingangsbereich und Desinfektionsspender, Plexiglasscheiben an den Ticketausgaben und sogar die Vorrichtung für extra angeschaffte Fahrkartenautomaten – bis Mittwoch war alles hergerichtet, so dass nach 75 Tagen die erste Bahn wieder gefahren wäre.
Dann hat die Landesregierung am Mittwoch die neuen Regelungen im Kampf gegen das Virus aufgestellt. Danach musste das Ordnungsamts der Stadt Königswinter in Verbindung mit dem NRW-Gesundheitsministerium auch die Drachenfelsbahn neu einordnen. Durch die Einstufung in die Kategorie der historischen Eisenbahnen trifft eine „öffentliche Daseinsvorsorge“ nicht mehr zu. Das Risiko einer Einordnung als „öffentliches Verkehrsmittel“ am Berg für das Ordnungsamt und somit für die Stadt Königswinter zu hoch.
Fahrt als reines Vergnügen
„Das Problem ist auch, dass es am Berg keine systemrelevanten Einrichtungen gibt. Das ist reines Freizeitvergnügen“, so Fiona Achenbach, Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bergbahnen. Gemeinsam mit ihren Aufsichtsrats-Kollegen Frithjof Kühn versucht sie derzeit alles in Bewegung zu setzen, um doch noch kurzfristig eine Genehmigung zu machen. „Wir stehen mit der Stadt und auch dem Land NRW in Kontakt. Frau Achenbach hat sich in den vergangenen Tagen die Finger wund telefoniert“, so Hacker weiter, der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat: „Bei uns ist alles startbereit. Wenn das richtige Signal kommt, können wir in zwei Stunden öffnen.“
„Wir stehen kurz vor dem Abgrund“
Dann wagt er aber auch einen düsteren Ausblick. Die insgesamt 18 Mitarbeiter seien jetzt seit zehn Wochen in Kurzarbeit. Die neue Verordnung gelte ja erstmal nur bis 15. Juni, aber nochmal zum Beispiel sechs Wochen Pause, „dann wird es für uns eng. Wir stehen kurz vor dem Abgrund.“
Bürgermeister Peter Wirtz bedauert, dass die Möglichkeiten des Betriebs durch die geltenden Vorschriften stark eingeschränkt sind: „Die Einschränkungen sind – auch nach nochmals ersuchter Entscheidung aus dem Landesministerium – bindend. Ich hoffe, dass bei der nächsten Lockerung der Schutzbestimmungen ein Betrieb wieder möglich wird. Dies ist besonders für ältere Besucher oder Besucher mit Einschränkungen sehr wichtig, da diese sonst nur schwer den schönsten Aussichtspunkt am Rhein erreichen können“, sagt er auf Anfrage.