Dow Jones, Nasdaq, S&P 500

Dow Jones öffnet im Minus – Konjunkturdaten drücken die Kurse

Neben den Spannungen mit China verunsichern schwache Konjunkturdaten die Anleger. Die US-Konsumausgaben brachen wegen der Coronakrise ein wie nie zuvor.

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Wall Street

Ein Händler geht über das teilweise wiedereröffnete Parkett der New Yorker Börse.(Foto: dpa)

Frankfurt. Schwache Konjunkturdaten und die Spannungen zwischen den USA und China sorgen für schlechte Stimmung auf den US-Märkten. Der Dow Jones öffnet 0,6 Prozent im Minus bei 25.259 Punkten.

Der breit gefasste S&P 500 sinkt zum Handelsauftakt 0,3 Prozent auf 3019 Punkte. Der technologielastige Nasdaq zeigte sich zunächst 0,2 Prozent im Plus bei 9434 Zählern, notiert aber derzeit ebenfalls leicht im Minus.

Anleger schauen besorgt auf wachsende Spannungen zwischen den USA und China wegen der Sicherheitsgesetze in Hongkong, die einen massiven Eingriff in die Autonomie der Sonderverwaltungsregion darstellen.

US-Präsident Donald Trump will sich bei einer Pressekonferenz am Freitag zu China äußern. „Wenn Trump beschließt, mit milden Maßnahmen fortzufahren, wie Reise- und/oder Finanzsanktionen gegen chinesische Beamte, erwarten wir nicht, dass die Aktien stark fallen werden“, sagte Marktanalyst Charalambos Pissouros vom Broker JFD.

Sollte die Reaktion schärfer ausfallen, wie die Abschaffung des 'Phase Eins'-Handelsabkommens oder die Einführung neuer Zölle, könne sich die Stimmung an den Börsen allerdings nachhaltig verschlechtern.

Außenminister Mike Pompeo hatte am Mittwoch erklärt, China beschneide die Autonomie Hongkongs dermaßen, dass die frühere britische Kronkolonie nicht mehr für einen bevorzugten Status nach US-Recht infrage komme. Trump könnte nun unterschiedliche Strafmaßnahmen verhängen, darunter Strafzölle, eine Begrenzung der Visa-Vergabe oder andere Wirtschaftsstrafen.

Präsident Donald Trump scheint Bloomberg-Informationen zufolge kurz davor zu sein, eine Maßnahme zu unterzeichnen, die chinesische Beamte für die Inhaftierung von mehr als einer Million Muslime in Internierungslagern bestrafen würde, da er Peking wegen seiner Razzia in Hongkong und seiner Reaktion auf das Coronavirus zurechtweisen will.

„Es deutet alles darauf hin, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und Peking damit weiter verschlechtern werden“, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. „Das könnte auch den Handelsdeal bedrohen und schürt so die Angst vor einer Neuauflage des Handelskonflikts der vergangenen zwei Jahre.“

Konsumausgaben brechen ein

Neben den Spannungen zwischen den USA und China dämpfen auch schlechte Konjunkturdaten die Stimmung bei den Anlegern. Die US-Verbraucher haben ihren Konsum im April wegen der Corona-Krise so stark eingeschränkt wie noch nie.

Sie gaben 13,6 Prozent weniger aus als im Vormonat, wie das US-Handelsministerium am Freitag mitteilte. Ein größeres Minus hat es seit Beginn der Statistik 1959 noch nicht gegeben.

Wegen der Krise und der drastisch steigenden Arbeitslosigkeit legten die Amerikaner lieber Geld beiseite: Die Sparquote kletterte auf 33,0 Prozent, nachdem sie im März noch bei 12,7 Prozent gelegen hatte. Die Einkommen legten mit 10,5 Prozent so stark zu wie noch nie, weil Millionen Amerikaner jeweils 1200 Dollar aus dem staatlichen Krisenpaket bekamen.

Die weltgrößte Volkswirtschaft ist im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 5,0 Prozent geschrumpft. Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Einbruch im laufenden zweiten Quartal noch viel deutlicher sein wird. Der Konsum deutet daraufhin, macht er doch mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes aus.

Auch der US-Warenhandel sank im April auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt, da die Pandemie die Nachfrage dämpft und die Versorgungsketten unterbrochen wurden. Die Warenexporte brachen im April gegenüber dem Vormonat um ein Viertel ein, was den größten Rückgang in den Aufzeichnungen seit 1989 darstellt, wie aus den am Freitag veröffentlichten Daten des Handelsministeriums hervorgeht.

Die Importe sanken um mehr als 12 Prozent, ebenfalls der bisher größte Rückgang. Zusammengefasst fiel der Wert der US-Exporte und Importe auf 260,4 Milliarden Dollar, den niedrigsten Wert seit April 2010.

Unterdessen könnten am Freitag, wenn US-Notenbank-Chef Jerome Powell an einer virtuellen Diskussion teilnimmt, auch Hinweise auf die nächsten Schritte der Federal Reserve-Politik kommen.

Blick auf die Einzelwerte

Aktien von Cannabis-Firmen geraten nach schlechten Zahlen der Firma Canopy Growth unter Druck. Im Quartal fiel der Verlust unter anderem wegen Abschreibungen und Belastungen aus der jüngsten Restrukturierung höher aus als gedacht. Die Papiere gaben rund 20 Prozent nach.

Die in New York gelisteten Aktien der Mitbewerber Tilray , Aurora Cannabis, Aphria und Cronos verlieren in dessen Sog zwischen drei und neun Prozent.

Die Social-Media-Plattform Twitter hat eine Warnung auf einen der jüngsten Beiträge von US-Präsident Donald Trump veröffentlicht. Der Tweet zu den Ausschreitungen in der Stadt Minneapolis nach dem Tod eines Afroamerikaners verherrliche Gewalt, erklärte der Kurznachrichtendienst am Freitag.

Der Präsident hatte erst wenige Stunden zuvor eine Verfügung unterzeichnet, die den Online-Plattformen wie Twitter weniger Spielraum lassen soll, gegen einzelne Inhalte und Nutzer vorzugehen. Auslöser war seine Empörung über den ersten Faktencheck eines seiner Tweets. Darin hatte der Präsident behauptet, dass Briefwahl das Risiko von Fälschungen erhöhe, im Twitter-Faktencheck war das als falsch eingeordnet worden. Die Papiere der Plattform liegen 1,5 Prozent im Minus.

Aktien von Salesforce gaben rund fünf Prozent nach. Der SAP-Konkurrent senkte wegen der Coronavirus-Pandemie seine Jahresprognose und wird voraussichtlich einen Verlust je Aktie zwischen sechs und vier Cent einfahren. Auch beim Umsatz ist das Unternehmen, das den Markt für Kundenmanagement-Software (CRM) dominiert, inzwischen weniger zuversichtlich.

Mit Agenturmaterial

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