"Unsolidarisches Verhalten"

Streit zwischen Union und Stürmer Polter eskaliert

Fußball-Bundesligist Union Berlin hat seinen Stürmer Sebastian Polter suspendiert, weil dieser einen Gehaltsverzicht nicht mitgetragen haben soll. Polters Anwalt spricht von "Rufschädigung".

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Wird nicht mehr für Union Berlin jubeln: Sebastian Polter
Martin Meissner/ AP

Am Donnerstag hatte Bundesligist Union Berlin in einer Pressemitteilung seinem Spieler Sebastian Polter "unsolidarisches Verhalten" vorgeworfen und ihn vom Spielbetrieb suspendiert. Der 29-Jährige soll als einziger Spieler der Lizenzspielerabteilung mit Mannschaft, Trainer- und Betreuerteam einen Gehaltsverzicht zur Bewältigung der Coronakrise nicht mitgetragen haben. Tags darauf hat Polter über seinen Anwalt eine Gegendarstellung erwirkt.

Der Bundesligist musste am Freitag eine Stellungnahme von Polter veröffentlichen, in der er unsolidarisches Verhalten "ausdrücklich" zurückwies. Wahr sei, dass "wechselseitige Vereinbarungen zur Handhabung des Gehaltes aufgrund der Corona-Pandemie" keine einvernehmliche Lösung herbeigeführt hätten. "Sebastian Polter betont, dass er sich nicht verweigert hat, seinem Herzensverein während der Corona-Pandemie wirtschaftlich entgegenzukommen und zu helfen", hieß es in der Stellungnahme.

Polter unterzeichnete Vereinbarung nicht

Union wiederum reagierte mit einer erneuten Stellungnahme. Die über einen Anwalt des Mannschaftsrats ausverhandelte Vereinbarung in Sachen Gehaltsverzicht sei "vom Geschäftsführer Profifußball, allen Trainern, den Betreuern und Spielern unterzeichnet" worden, teilte der Klub mit: "Das Mitglied des Mannschaftsrats Sebastian Polter unterzeichnete die vom Mannschaftsrat vorgelegte Vereinbarung nicht."

Am 11. Mai habe Polters Anwalt dem Klub "einen eigenen Entwurf über einen individuellen Beitrag zur Bewältigung der wirtschaftlichen Verluste des Vereins" übersandt. Polters Vorschlag sei abgelehnt worden, "da er eine erhebliche, unsolidarische finanzielle Verbesserung gegenüber seinen Mitspielern, Betreuern und Trainern bedeuten würde".

"Das grenzt an Rufschädigung"

Union-Präsident Dirk Zingler, der am Donnerstag ein persönliches Gespräch mit Polter geführt hatte, bezeichnete das Verhalten des Profis "nicht nachvollziehbar und sehr enttäuschend". Polters Anwalt Gregor Reiter kritisierte derweil die seiner Meinung nach "ehrabschneidende" und "inakzeptable" Pressemitteilung des Klubs, die Polters berufliche Karriere gefährden könne: "Das grenzt an Rufschädigung."

Trainer Urs Fischer erläuterte am Freitag, er sei in die Entscheidung "natürlich involviert" gewesen. "Sie hat aber nichts mit der sportlichen Einschätzung von Sebastian Polter zu tun", sagte er.

Siegtorschütze im Derby gegen Hertha

Bei Union gehört Polter ab sofort nicht mehr zum Spieltagskader, um den Zusammenhalt im Team und Klub sowie die sportlichen Ziele "nicht zu gefährden", wie es hieß. Es darf allerdings weiterhin mit der Mannschaft trainieren.

Die Wege von Polter, vor einem halben Jahr umjubelter Siegtorschütze beim 1:0-Hinspielsieg gegen Stadtrivale Hertha BSC, und Union hätten sich am Ende der Saison ohnehin getrennt. Der Ende Juni auslaufende Vertrag wäre auch ohne die aktuelle Problematik nicht verlängert worden. Polter, der 2017 von den Queens Park Rangers für die damalige Rekordablöse von 1,6 Millionen Euro an die Alte Försterei zurückgekehrt war, kam in dieser Saison nicht über die Rolle des Jokers hinaus.

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mfu/sid