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Jennifer Ehrhardt (r.) und ihre Zwillinge bleiben noch in der Obhut des Klinikums. Eine Mutter wollte nicht mit aufs Bild.Foto: Lebek
Dreifaches Doppel

Drei Zwillingspaare in 48 Stunden im Basedow-Klinikum geboren

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Merseburg - „Das ist schon eine Rarität“, sagt Axel Schobeß, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Normalerweise gebe es auf der Geburtsstation des Merseburger Basedow-Klinikums zwischen sechs und 15 Zwillingsgeburten im Jahr. Nur etwa jede 80. Schwangerschaft führe zu Zwillingen. Nun sind in der vergangenen Woche jedoch gleich drei Zwillingspärchen binnen 48 Stunden in Merseburg zur Welt gekommen: vier Jungs, zwei Mädchen.

Alle drei Duos seien Frühchen gewesen, die zwischen vier bis fünf Wochen vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt geholt wurden, berichtet der Chefarzt. Das sei aber kein Problem: „Zwillinge werden ohnehin meist vor dem errechneten Geburtstermin geboren, weil der Platz im Mutterleib nicht mehr ausreicht.“

„Vorbildzwillinge“ sie benötigen keine größere medizinische Behandlung

Für Jennifer Ehrhardt kam die Geburt ihrer zweieiigen Zwillinge Lilly und Leon dennoch überraschend: „Ich war vergangenen Montag eigentlich nur zur Kontrolle im Krankenhaus. Da haben sie gesagt: ,Wir überraschen Sie und machen es heute.‘“ Rein rechnerisch hätten ihre Zwillinge noch vier Wochen Zeit gehabt.

Deshalb liegen ihre Neugeborenen nun auf der Neonatologie. Sie seien aber „Vorbildzwillinge“, berichtet Ehrhardt. Ihre Kinder kämen ohne größere medizinische Behandlung, wie etwa eine Beatmung, klar. Sie lägen jetzt in einem Wärmebett, in dem die Matratze von unten beheizt werde.

Strenge Besuchszeiten aufgrund der Corona-Epidemie

Das liegt auch am geringen Gewicht der Frühchen, die mit 1,4 bis zwei Kilo zur Welt gekommen seien, berichtet Chefarzt Schobeß. Insgesamt gehe es allen sechs Kindern gut. Eines müsste noch beatmet, zwei mit Magensonden ernährt werden. Die Paare könnten aber mittlerweile schon zusammen in Zwillingsbetten liegen. „Geschwister sollen möglichst zusammen sein, die Nähe spüren“, erörtert der Mediziner, warum sich die Kinder ein Bett teilen.

Jennifer Ehrhardt hat dagegen ein Einzelbett. Sie gilt mittlerweile nicht mehr als Patientin, sondern als „Begleitmutti“. Ihre Kinder seien gleich nebenan, berichtet die 32-jährigen Leunaerin. Sie könne sie jederzeit sehen. Anders sieht es für den Vater aus. Aufgrund der Corona-Epidemie gelten hier strenge Besuchszeiten. Großeltern und Geschwister dürfen derzeit gar nicht kommen. Vätern ist es montags, mittwochs und freitags für zwei Stunden erlaubt, Mutter und Zwillinge zu besuchen – allerdings nur mit Mundschutz.

Lilly und Leon müssen sich das Doppelbett im Basedow-Klinikum noch teilen

Das nehme der Vater von Lilly und Leon aber gern in Kauf, berichtet Ehrhardt. Sie sei froh, dass es die Besuchsmöglichkeit überhaupt gibt. Ansonsten bereitet der Leunaerin, die bereits eine sechsjährige Tochter hat, Corona derzeit wenig Sorgen, auch nicht für die Zukunft ihrer Zwillinge: „Ich bin froh, dass sie jetzt da sind.“

Platz genug sei im Haus in Leuna auch, berichtet die Mutter. Jedes Kind werde später einmal ein eigenes Zimmer haben. Vorerst müssen sich Lilly und Leon aber noch das Doppelbett im Basedow-Klinikum teilen. Es sei wichtig, dass die Kinder gut trinken, sagt der Schobeß: „Je schneller sie gedeihen, desto eher können sie nach Hause.“ Schobeß rechnet damit, dass alle drei Zwillingspaare Mitte Juni das Krankenhaus verlassen können. (mz)