Kekulé erläutert Drosten-Kritik

Virologen-Streit geht in nächste Runde

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Alexander Kekulé bleibt bei seiner Kritik an der Drosten-Studie.(Foto: imago images/Klaus W. Schmidt)

Einen öffentlichen Schlagabtausch liefern sich derzeit die Virologen Christian Drosten und Alexander Kekulé. Im Mittelpunkt steht Drostens umstrittene Studie zum Coronavirus bei Kindern. Kekulé bekräftigt seine Kritik - aber findet auch lobende Worte für seinen Kollegen.

Während die Corona-Epidemie in Deutschland abebbt, nimmt ein Streit um eine Studie zu dem Virus immer mehr Fahrt auf. Im Mittelpunkt steht der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, mit einer Studie zur Corona-Ansteckung von Kindern. Zuletzt hatte auch der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle, Alexander Kekulé, sich ins Lager der Kritiker begeben, was eine scharfe Reaktion von Drosten auf Twitter nach sich zog.

In einem Interview erläutert Kekulé nun, wie es dazu kam. Bereits am 30. April sei die umstrittene Studie von Drosten "auf den Tisch gekommen", und bereits damals "war eigentlich relativ deutlich, dass da auf der epidemiologischen Seite, auf der Auswertungsseite ein paar Fragezeichen dran sind", sagte Kekulé im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Allerdings habe er "zu dem Zeitpunkt definitiv nicht noch einen Virologenstreit anzetteln" wollen, so Kekulé. Er sei der Meinung gewesen, dass sich das "schon irgendwann im Kreis der Kollegen ausreifen" werde. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung: "Sie wissen, wie Herr Drosten vorher mit Herrn Streeck umgegangen ist." Drosten hatte die Heinsberg-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck kurz nach deren Erscheinen mit deutlichen Worten kritisiert.

Dennoch hatte Kekulé seine Meinung geändert und sich mit einem Gastbeitrag im "Tagesspiegel" ebenfalls in die Debatte um Drostens Kinder-Studie eingeschaltet. Warum? Er habe sich erst deshalb mit der Studie beschäftigt, weil er nach Wochen gemerkt habe, dass Drosten trotz der Kritik an der Studie öffentlich immer wiederholt habe, dass die Ergebnisse trotzdem richtig seien, so Kekulé.

"Man kann Studie nicht retten"

Allerdings glaubt Kekulé nicht, dass die Studie von Drosten noch nachgebessert werden könne: "So wie sie so dasteht, kann man sie nicht retten." Er ist aber auch überzeugt, dass Drosten sich einer inhaltlichen Auseinandersetzung stellen wird. "Er ist ja ein extrem seriöser Wissenschaftler, der seine Arbeit sehr ernst nimmt, und der weiß, dass wir alle in dieser Krise uns extrem Mühe geben, irgendwas dazu beizutragen."

Und erstaunlicherweise ist Kekulé genau so davon überzeugt wie Drosten es sei, dass "Kinder genauso infektiös sind wie Erwachsene". Allerdings habe dies mehr mit Glauben zu tun. "Das ist meine Vermutung, aber wir haben es nicht bewiesen."

Auch zu der scharfen Reaktion Drostens nahm Kekulé Stellung. Drosten hatte seine Antwort mit einem direkten persönlichen Angriff auf Kekulé verbunden: "Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erstmal etwas publizieren", schrieb Drosten auf Twitter. In der Gemeinschaft der Virologen spiele Kekulé aber "keine Rolle". Dazu räumte Kekulé ein, dass er keine wissenschaftlichen Studien mehr veröffentliche. Schließlich habe er sich ja auch "verlagert". Zum einen leite er ein Institut mit drei großen Abteilungen, zum anderen habe er als Hauptaufgabe Bevölkerungsschutz und Pandemie-Planung und antiepidemische Maßnahmen, in deren Zusammenhang er "Pandemiepläne für Staaten und auch für mehrere Dax-Unternehmen" schreibe.