Corona-Bremsspuren in der EU
Italien trifft es noch härter als erwartet
by n-tv NACHRICHTENDie Corona-Pandemie lässt die Wirtschaft weltweit einbrechen. Die BIP-Zahlen für Europa im ersten Quartal zeigen: Während Deutschland noch relativ glimpflich davonkommt, hat es andere Staaten schon heftig erwischt. Aber das Schlimmste steht allen noch bevor.
Der Wirtschaftseinbruch wegen der Corona-Pandemie hat zwei Länder in Europa ganz besonders getroffen: Frankreich und Italien. Ihr jeweiliges Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal zum Vorquartal jeweils um 5,3 Prozent, wie die Statistikbehörden Insee und Istat berichteten. Beide Länder zählen nach Deutschland zu den größten Volkswirtschaften der Eurozone. Für Italien war zuvor ein etwas geringerer (4,7), für Frankreich indes ein etwas stärkerer (5,8) Rückgang des BIP erwartet worden.
Deutschland ist vergleichsweise glimpflich davongekommen. Hier ist die Wirtschaft lediglich um 2,2 Prozent geschrumpft. Für die gesamte Eurozone geht die EU-Statistikbehörde Eurostat von einer Größenordnung von minus 3,8 Prozent aus. Deutschland hat sich demnach ganz gut geschlagen. Ähnlich heftig wie Frankreich und Italien hat es unter den großen Volkswirtschaften ansonsten nur Spanien, die Nummer vier des Euroraums, erwischt. Hier brach die Wirtschaft mit 5,2 Prozent nahezu so stark ein wie in Italien und Frankreich.
Zweites Quartal wird richtig schlimm
Ökonomen gehen fest davon aus, dass die Bilanz für das zweite Quartal heftiger ausfallen wird, weil die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vor allem in diesem Zeitraum ergriffen wurden. Erste Daten zum Bruttoinlandsprodukt für die Monate April bis Juni werden Ende Juli erwartet.
Dass Italien und Frankreich besonders hart von den Auswirkungen der Corona-Pandemie getroffen werden, spiegelt sich auch in den Prognosen für das Gesamtjahr 2020. Die Volkswirte der Commerzbank erwarten beispielsweise, dass Italiens Wirtschaftsleistung um neun Prozent hinter das Jahr 2019 zurückfällt, für Frankreich wird ein Minus von 7,5 Prozent vorausgesagt.
Als teils indirekte Folge der Corona-Pandemie schwächt sich auch die Inflation im gesamten Euroraum weiter deutlich ab. Dabei spielt der erhebliche Rückgang der Energiepreise eine große Rolle, der ebenfalls zum Teil auf die flaue Weltkonjunktur zurückzuführen ist.
Wie Eurostat mitteilte, lagen die Verbraucherpreise im Mai nur noch 0,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das ist die niedrigste Inflationsrate seit Juni 2016. Entscheidend für die schwache Inflation sind vor allem die Energiepreise. Sie lagen 12,0 Prozent tiefer als ein Jahr zuvor.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt auf mittlere Sicht ein Preissteigerungsniveau von knapp zwei Prozent an. Dieses Ziel ist derzeit außer Reichweite. Fachleute rechnen nicht damit, dass sich daran schnell etwas ändert. Die Corona-Krise dürfte die Lohnentwicklung und die Konsumnachfrage dämpfen, lautet ein Argument.