Neue Krimi-Serie
„Kommissar Van der Valk“: Die Nonne und die Erotik
by Sylvia StaudeEtwas überfrachtet, aber flott ist die neue Serie „Kommissar Van der Valk“ in der ARD.
Haben es deutsche Krimigucker nicht so mit der Liebe (bzw. dem Sex)? Oder warum wurde aus dem Untertitel der ersten Van-der-Valk-Folge „Love in Amsterdam“ in der ARD „Duell in Amsterdam“? Dabei scheint man sich allseits eher nicht zu duellieren, verbringt der Kommissar – die Niederländer haben den auf Steve-McQueen-Art blauäugigen und kantigen Marc Warren engagiert – gleich eine wilde Nacht mit der geheimnisvollen Verdächtigen. Auch scheinen die Partys in Amsterdam ziemlich enthemmt. Und kommt zu Anfang ein untreuer Ehemann ums Leben, noch ehe er sich duellieren könnte.
Kommissar Piet Van der Valk wurde von Nicolas Freeling, einem Briten, der in der Niederlanden lebte, schon in den 60er Jahren erfunden. Jetzt hat man die Figur und eigentlich auch alles drumherum modernisiert. Van der Valks rechte Ermittlerhand Lucienne Hassel, Maimie McCoy, ist lesbisch. Sein Assistent Job - Motto: „ich steh auf Statistik“ - gespielt von Elliot Barnes-Worrell, ist schwarz und zart. Was ihm an Taffheit fehlt, ersetzt er durch Köpfchen.
Allzu originell will diese niederländische, auf Englisch gedrehte Serie freilich nicht sein. Man spielt ohne große Überraschungen im Mittelfeld der TV-Krimi-Konkurrenz. In „Duell in Amsterdam“ wird ein junger Wahlhelfer entführt, seine Mutter benimmt sich so seltsam, dass da anderes dahinterstecken muss als politische Schurkerei. Im zweiten Film der Reihe, „Rauschendes Amsterdam“, übertreibt man es mit den dubiosen, irgendetwas verschweigenden Verdächtigen. Da gibt es den Drogenklinik-Arzt, den Philanthropen mit Schamanen-Wissen, den Buchautor mit einer Art Graf-Dracula-Komplex, die Nonne, die in der Bibliothek erotische Bücher liest - und mit einer jungen Frau, die an ebendiesen Büchern interessiert ist, eine Beziehung hat. Die junge Frau wiederum wurde erwürgt und stand dabei unter dem Einfluss einer selbst im rauschenden Amsterdam sehr raren südamerikanischen Droge.
Die Handlung ist jeweils komplex, durchaus etwas kompliziert; für die Figuren ist nicht mehr sehr viel Zeit. Vieles bleibt Behauptung, schwierige Familienkonstellationen zum Beispiel werden eher knapp erzählt, als dass man sie mit eigenen Augen sehen könnte. Eingeführt wird Kommissar Van der Valk als zwischen Grachten rasender Radler, als der er einen bösen Buben zur Strecke bringt. Und im Zweifelsfall entscheidet man sich für die hastig-verwackelte Action und gegen die Tiefe. Allerdings bedeutet das auch, dass die Privatprobleme der Ermittler, jedenfalls in den ersten Folgen, ebenfalls nur vorbeihuschen.
„Kommissar Van der Valk - Duell in Amsterdam“, ARD, Pfingstmontag, 21.45 Uhr. „Rauschendes Amsterdam“ am 14. Juni., 21.45 Uhr