Sonderbare Konkurrenz für Netflix, Disney+ und Prime Video
HBO Max ist diese Woche in den USA gestartet. Ein Blick auf den Neuling wirft vor allem viele Fragen auf.
by Ingo PakalskiIn dieser Woche hat Warner das neue Videostreaming-Abo HBO Max in den USA gestartet. Die Markteinführung wirkt übereilt, der Dienst erscheint unfertig, auch weil viele wichtige Geräteplattformen nicht unterstützt werden. Aber vor allem stellt sich die Frage: Warum gibt es HBO Max?
Denn in den USA existiert mit HBO Now bereits ein recht ähnliches Angebot, das mit Netflix, Prime Video, Hulu und neuerdings Disney+ konkurriert. Für Deutschland werden die Aktivitäten rund um HBO vorerst keine Rolle spielen.
Zunächst kurz zum Status Quo: Der in den USA beheimatete Pay-TV-Sender bietet bereits seit längerem mit HBO Now ein Streamingabo an. Wenig überraschend stehen darüber alle Inhalte des Senders zur Verfügung. Das Abo kostet 15 US-Dollar pro Monat und zum gleichen Preis ist auch HBO Max verfügbar.
HBO Max bietet mehr als HBO Now
Im Unterschied zu HBO Now bietet das Max-Angebot zudem den Zugriff auf etliche weitere bekannte Filme und TV-Serien unter anderem aus dem Warner-Brothers-Fundus. Es gibt also Serien wie Friends, The Big Bang Theory, Der Prinz von Bel-Air oder South Park sowie einen Katalog von rund 1.600 Spielfilmen, die vor allem aus den Warner-Brothers-Studios stammen. Zudem wurden für HBO Max Filme von Universal und 20th Century Studios sowie Inhalte der BBC lizenziert, die zum Abo dazugehören.
Wer sich für HBO Max entscheidet, erhält also mehr Streaminginhalte für die Abogebühr als bei HBO Now. Aber es stellt sich die Frage, warum nicht einfach der Katalog von HBO Now aufgestockt wurde, sondern stattdessen ein ganz neuer Dienst ins Leben gerufen wurde. Für HBO Max sollen Filme und Serien produziert werden, die es nur dort geben wird.
Viel fehlt bei HBO Max noch
Vorerst werden beide Abos parallel angeboten und eigentlich gäbe es keinen Grund mehr, HBO Now zu verwenden, wenn bei HBO Max nicht so viel falsch gemacht worden wäre. Während es HBO Now auch für Fire-TV-Geräte und die in den USA ebenfalls sehr populären Roku-Geräte gibt, fehlt bislang eine App für HBO Max.
Für einen modernen Streamingdienst mutet es auch sonderbar an, dass ein Bogen um aktuelle technische Entwicklungen gemacht wird. Es gibt kein 4K, kein Dolby Vision und kein Dolby Atmos. Das alles soll später zwar nachgeliefert werden - ein Termin ist dafür jedoch nicht bekannt. Auch bei der Steuerung hinkt HBO Max hinterher, so gibt es keine Möglichkeit, einen Vorspann zu überspringen, wie es bei den meisten Konkurrenzangeboten mittlerweile üblich ist.
HBO Max für Deutschland sehr unwahrscheinlich
Die Wahrscheinlichkeit für eine Markteinführung von HBO Max in Deutschland ist äußerst gering. Ende Oktober 2019 haben Sky und Warner Media ihre langjährige Partnerschaft verlängert. Auch künftig wird es HBO-Serien im Abo in Deutschland also nur bei Sky geben. Auch die Erstausstrahlung neuer Filme des Warner-Filmstudios wird weiterhin auf Sky erfolgen. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass Warner sich eine eigene Konkurrenz aufbauen wird.
Sky hat im Unterschied zu einem eigenen HBO-Dienst einen entscheidenden Nachteil: Bei Sky verschwinden HBO-Serien immer mal wieder aus dem Katalog. Nach einiger Zeit kommen sie zwar zurück, aber es gibt anders als bei den HBO-Diensten in den USA nicht die Möglichkeit, jederzeit auf alle Serien des Senders zuzugreifen.
Auf den deutschen Markt haben die Aktivitäten rund um HBO Max also keinen direkten Einfluss. Warner-Serien wie Friends laufen derzeit bei Prime Video, nachdem die Rechte von Netflix daran ausgelaufen sind. Und The Big Bang Theory oder Der Prinz von Bel-Air sind sowohl bei Netflix als auch bei Prime Video verfügbar. HBO-Serien bleiben wie bisher exklusiv bei Sky und werden auch weiterhin weder bei Prime Video noch bei Netflix im Abo zu sehen sein.