Hessen

Polizisten angegriffen - Innenminister vermutet Zusammenhang mit früherem Einsatz

Sie sollen mit Steinen geworfen haben: Noch ist unklar, aus welchem Grund Polizisten in Dietzenbach von Dutzenden Menschen attackiert wurden. Innenminister Beuth hat eine Vermutung.

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Polizeikontrolle auf einem Parkhausdeck in Dietzenbach nach dem Angriff auf Einsatzkräfte
Boris Roessler/ dpa

Hessens Innenminister Peter Beuth hat den Angriff auf Polizeibeamte und Feuerwehrleute im hessischen Dietzenbach mit Steinen als "hinterhältige, verabscheuungswürdige Tat" verurteilt. Die Gewalttäter hätten die Einsatzkräfte in "einen Hinterhalt gelockt", indem sie Feuer legten und die Polizisten und Feuerwehrleute unvermittelt mit Steinen angriffen. Beuth forderte "eine klare Antwort des Rechtsstaats" auf solche Übergriffe.

Die Übergriffe könnten seiner Einschätzung zufolge im Zusammenhang stehen mit einem größeren Polizeieinsatz in einem Hochhaus Anfang der Woche. Beamte hatten in mehreren Kellern unter anderem mehr als 200 Fahrräder sichergestellt, mutmaßlich Diebesgut.

"Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es am Ende einen Zusammenhang gibt zu Straftaten, die vorher begangen worden sind und wo es eine entsprechende Polizeiaktion gegeben hat", sagte CDU-Politiker Beuth der Nachrichtenagentur dpa zufolge. Einzelheiten müssten aber erst noch ermittelt werden. Auf einen politischen Hintergrund der Übergriffe gebe es keine Hinweise.

Der Deutsche Beamtenbund (DBB) verwies laut Nachrichtenagentur AFP ebenfalls darauf, dass zuvor Lkw-Ladungen an Diebesgut beschlagnahmt worden seien. "Es ist naheliegend, dass die Täter von vergangener Nacht eine Botschaft senden wollten, nach dem Motto: Der Staat hat sich aus unserem Viertel rauszuhalten", teilte Heini Schmitt, Landesvorsitzender des DBB Hessen, mit. Er warnte: "Die Gewaltspirale dreht sich ungehemmt weiter."

Beuth will Polizeipräsenz erhöhen

Zahlreiche Menschen waren in Dietzenbach in der Nacht auf Polizisten und Feuerwehrleute losgegangen. Die Randalierer im sogenannten Spessartviertel hätten zuvor auf einem Parkdeck Mülltonnen und einen Bagger angezündet, teilte die Polizei mit. Die Einsatzkräfte wurden bei ihrem Eintreffen von der gewaltbereiten Gruppe mit Steinen beworfen. Die Einsatzkräfte hätten bei ihrer Ankunft insgesamt etwa 30 bis 50 Personen ausgemacht, sagte ein Polizeisprecher dem SPIEGEL. Wie viele Personen aktiv an den Taten beteiligt gewesen seien, müssten weitere Ermittlungen zeigen.

"Wir gehen davon aus, dass die Feuer nur gelegt wurden, um die Einsatzkräfte anzulocken", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Drei Personen wurden festgenommen, darunter ein mutmaßlicher Steinewerfer. Die zwei weiteren hätten den Einsatz behindert. Die Polizei forderte nach den Attacken weitere Unterstützung und auch einen Polizeihubschrauber an. Erst nach etwa zwei Stunden hatte sie die Lage im Griff. "Offensichtlich", so schrieben es die Beamten nach dem Vorfall, "handelte es sich um eine vorbereitete Aktion, denn es konnten zurechtgelegte Steinhaufen ausgemacht werden".

Innenminister Beuth kündigte eine erhöhte Polizeipräsenz in Dietzenbach an. Zugleich will der Minister die bundesweit zunehmenden Angriffe auf Polizeibeamte bei der kommenden Innenministerkonferenz Mitte Juni in Thüringen ansprechen. Es gehe darum, "eine klare rote Linie" zu ziehen, sagte Beuth. Der "feige Angriff" sei symptomatisch für die stetig steigende Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte.

Die Siedlung, in der sich der Vorfall ereignete, galt seit den Achtzigerjahren als Problemviertel. Ab dem Ende der Neunzigerjahre versuchte die Stadt, dem mit Sanierungs-, aber auch sozialen Projekten entgegenzuwirken.

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apr/dpa/AFP