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Reinhard Staupe und Sohn Linus nach der Testrunde. Sie fragen sich: Bringt "Wir sind die Roboter" es auch zum Hauptpreis "Kinderspiel des Jahres"?
 ©Andreas Schultz

Schnelles Schneckentempo

Made in Hellwege: „Wir sind die Roboter“ ist nominiert als Kinderspiel des Jahres

Hellwege. „Linus’ Schnecke ist oft schneller als meine Rakete“, sagt Reinhard Staupe und schmunzelt über die Unterschiede zwischen seinem Spielverhalten und dem seines Sohnes. Wie schätzen meine Mitspieler Geschwindigkeit ein, wie nehmen sie Zeit wahr? Das sind zentrale Fragen – und ein bisschen Eigenheit – des Spiels „Wir sind die Roboter“, das der Hellweger im Nürnberger Spielkartenverlag herausgebracht hat. Die etwas ungewöhnliche Spielmechanik dürfte zum Erfolg beigetragen haben: Der Titel ist vor Kurzem für das „Kinderspiel des Jahres“ nominiert worden.

Für den Spieleautor und den Verlag ist bereits das eine Art Auszeichnung, denn einerseits sind die drei von der Jury gesetzten Favoriten in der Spieleszene automatisch Gesprächsthema, andererseits kurbelt die Nennung die Verkaufszahlen an. Gerade in Zeiten von Corona, in denen die Verlage nicht die Möglichkeit haben, ihre Titel auf Messen vorzustellen, kommt ihnen Letzteres entgegen: „Das ist ein Knaller. Die Zahlen explodieren. Ein Platz auf der Empfehlungsliste ist ja schon ganz schön, aber bei einer Nominierung wollen alle Großhändler das Spiel haben“, erklärt Staupe. Bei jährlich rund 2.500 erscheinenden Titeln sei die wiederholte Nominierung eines Spiels aus dem NSV schlicht „nicht zu glauben“. Noch besser wäre aber der Hauptpreis – „eine Sensation“ wäre das, so der Hellweger. Das hätte vor zwei Jahren bereits mit „The Mind“ als nominiertes „Spiel des Jahres“ klappen können, jedoch setzte sich Konkurrent „Azul“ durch. Allerdings sieht Staupe es positiv, denn allein die erneute Nominierung für einen großen Preis in diesem kurzen Zeitfenster sei bereits „unglaublich. Immerhin ist das ein Aufeinandertreffen der ganz Großen“.

„Wir sind die Roboter“ ist Teil einer frisch begonnenen Reihe, die sich ums Verfeinern von Basis-Fähigkeiten dreht, beispielsweise erstes Lesen, erste Zahlen, Gedächtnis. Kinder lernen beim Spielen des besagten Titels die Wahrnehmung von Zeit und Geschwindigkeit. Ein Spieler nimmt die Rolle des Roboters ein, die weiteren bis zu fünf Mitspieler bilden ein Team. Der Roboter macht „Beep“ und fährt dann in Gedanken eine Linie lang, an der Gegenstände angeordnet sind. Zuvor gibt eine nur vom Roboter eingesehene Spielkarte vor, ob dieses „Fahren“ schnell, normal oder langsam vonstattengeht, zu erkennen am Symbol Rakete, Rollroboter oder Schnecke. Auch der Zielgegenstand, ein Apfel beispielsweise oder ein Wecker, steht auf dieser Karte. Ein zweites „Beep“ zeigt an, dass der Roboter seine Gedankenfahrt am Zielgegenstand beendet hat. Nun muss das Team schätzen, ausdiskutieren und sich einigen, was der Zielgegenstand sein könnte. Je näher die Schätzung an der Wahrheit liegt, desto mehr Punkte gibt es – und nach dem Runterspielen des Kartenstapels zeigt sich, wo die Gruppe im Ranking steht: gut, klasse, roboterstark oder „fast schon nicht mehr von dieser Welt“.

Teamplay, sich aufeinander einzustellen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie der andere „tickt“, Spaß haben und etwas Sinnvolles dabei lernen, das sind für Staupe die Stärken des Spiels: „Miteinander und als Erwachsener mit den Kindern gleichgestellt zu spielen, das ist wirklich schön“, sagt der Spieleautor und fügt hinzu: „Ich sehe die Nominierung auch als Würdigung dieser Qualität. Und sie zeigt, dass die Jury auch auf Titel aus kleineren Verlagen schaut.“ Er hofft, dass die Nominierung der ganzen pädagogischen Reihe Auftrieb verschafft. Dann hätte sich die Mühe bei der Entwicklung gleich mehrfach bezahlt gemacht.

Begonnen hat alles mit der Idee des fahrenden Roboters in den drei Geschwindigkeiten. Die von Charakter zu Charakter unterschiedliche Wahrnehmung von Geschwindigkeit in der gedanklichen Fahrt über die Linie war ebenfalls fix als Spielelement ausgemacht. „Ich habe damit im vergangenen Jahr angefangen, mit dem Entwurf war ich schnell fertig. Dann kamen die Feinheiten, zum Beispiel wie viele Gegenstände auf die Karte kommen“.

Mit Oliver Freundreich hat der Verlag einen Illustrator wieder ins Boot geholt, der auch schon bei vergangenen Erfolgen mitgewirkt hat. Nach kurzem Austausch hatten sich Autor und Zeichner auf den freundlich lächelnden Roboter als Zugpferd geeinigt.

Ob die Maschine dem NSV den Kritikerpreis bringt, zeigt sich am 15. Juni. Die Konkurrenz hat auch diesmal wieder etwas zu bieten, weiß Staupe und gibt zu, dass die kommenden zwei Wochen für ihn hauptsächlich von diesem Thema beherrscht werden, und von der Frage: Ob es klappt? Die Antwort hat er aber schon parat: „Schauen wir mal“.

Die Rotenburger Rundschau verlost drei Exemplare von „Wir sind die Roboter“. Wer teilnehmen möchte, ruft am Donnerstag, 4. Juni, um 11 Uhr die Gewinn-Hotline unter Telefon 04261/72400 an.