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Arbeitsgruppenleiter Frank Müller (von links), der stellvertretende Gartencenterleiter Gerd Riebesehl und Werkstattleiter Samy Lahham präsentieren die neuen Insektenhotels und eine Auswahl an Nistkästen.
 ©Foto: Dennis Bartz

Mehr Komfort für Wildbienen

BUND und Nabu entwickeln mit den Werken neue Nisthilfen

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Rotenburg (db). Die Rotenburger Naturschutzverbände Nabu und BUND haben zusammen mit dem Team der Werkstatt Königskamp der Rotenburger Werke und Obi in den vergangenen Monaten fleißig getüftelt, um die Nisthilfe für Wildbienen nach aktuellen Erkenntnissen zu überarbeiten: Das Ergebnis ist ein neues Modell, das nach Pfingsten exklusiv in dem Rotenburger Baumarkt und in der Gärtnerei am Kalandshof erhältlich ist.

In dieser Woche war der stellvertretende Gartencenterleiter Gerd Riebesehl zu Gast in der Werkstatt, um sich dort von Leiter Samy Lahham über die Vorzüge des 2020er-Modells zu informieren. Riebesehl ist anschließend überzeugt: „Das neue Insektenhotel bringt noch mehr Artenschutz und hängt sicher bald in vielen Gärten im Landkreis Rotenburg.“

Und das ist wichtig: Denn viele der 360 Wildbienenarten in Niedersachsen sind akut vom Aussterben bedroht. Dabei übernehmen die Tiere als Bestäuber eine wichtige Aufgabe, zum Beispiel für Äpfel- und Birnenbäume sowie Erdbeer- und Himbeerpflanzen.

Wer ein Insektenhotel, wie die Nisthilfe im Volksmund genannt wird, in seinem Garten aufstellt, tut etwas Gutes für die Umwelt und muss sich keine Sorgen um die eigene Gesundheit machen: Denn Wildbienen können zwar stechen, gelten aber als besonders friedfertig, informiert der BUND.

Beim Kauf eines Insektenhotels sollten sich Kunden genau hinschauen, denn laut BUND erfüllen nur wenige Modelle ihren Zweck. Ungeeignete Materialien und schlechte Verarbeitung sorgen stattdessen oft dafür, dass Wildbienen die Nisthilfen nicht für ihre Brut nutzen oder diese darin sogar verendet. „Wir orientieren uns dagegen an die Empfehlungen der Experten“, betont Lahham.

Die Insektenhotels „Made in Rotenburg“ werden komplett in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung gefertigt. „Zwölf Mitarbeiter sind im Einsatz. Jedes der jährlich etwa 700 Exemplare, die wir produzieren, ist bedingt durch die eingesetzten Naturmaterialien ein Unikat und echte Handarbeit“, betont Lahham.

Die größte Veränderung zum alten Modell, das zehn Jahre lang erfolgreich im Obi-Markt verkauft wurde, sehen Laien auf den ersten Blick: Das neue Insektenhotel ist tiefer als zuvor, anstatt sieben nun zwölf Zentimeter. Für die größtmögliche Nachhaltigkeit kommen ausschließlich Naturmaterialien zum Einsatz, die zu einem Großteil sogar aus der Region kommen. „Wir benutzen überwiegend Eichen- und Lärchenholz sowie Reet und eine magere Lehmmischung für den Bau und das Bestücken der Nisthilfe“, erklärt Lahham, der auf eine weitere Neuerung hinweist: „Die neuen gefrästen Lärchenholzplättchen sind bei Bedarf zerlegbar und können gereinigt werden. Dazu wird das Brett darüber mittels zwei Schrauben gelöst und die Blöcke entnommen.“

• Wissenswertes über Wildbienen erfahren Interessierte in der Broschüre „Gefährdete Wildbienen“, die der BUND Rotenburg herausgebracht hat. Fragen dazu beantwortet der BUND-Vorsitzende Manfred Radtke telefonisch unter 04261/6967.

• Unter dem Motto „Hier fühl’ ich mich wohl“ und „Hier bleibe ich“ geben die Gärtnereien der Rotenburger Werke jedem Interessierten die Möglichkeit, einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Für 50 Cent pro Quadratmeter erhalten die Teilnehmer eine einjährige Patenschaft für eine Blumenwiese, die auf dem Acker bei der Gärtnerei Kalandshof angelegt ist.

„Die Blumenwiese wurde nach den Eisheiligen im Mai angesät und ist für alle Interessierten während unserer Ladenöffnungszeiten zugänglich. Wir bitten Besucher allerdings, die Wiese nicht zu betreten, damit die sich ansiedelnden Tiere nicht gestört werden“, teilt Bereichsleiterin Birthe Tschey mit.

Mit regelmäßigen Informationen auf der Facebook-Seite hält sie Naturfreunde auf dem Laufenden. „Nach Einsaat der Blumenmischung im Mai überlassen wir die Wiese komplett ihrer natürlichen Entwicklung“, so Tschey abschließend.