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Feuer in Minneapolis | Bildquelle: AP

Eskalation in Minneapolis

Protest gegen Polizei

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Im US-Bundesstaat Minnesota kommt es nach dem Tod eines Schwarzen in Händen der Polizei seit Tagen zu gewaltsamen Protesten. Der Gouverneur rief nun den Notstand aus und aktivierte die Nationalgarde.

Wegen anhaltenden Ausschreitungen nach dem Tod eines Schwarzen in Polizeigewahrsam hat Minnesotas Gouverneur Tim Walz die Nationalgarde mobilisiert. Damit reagierte er auf Unruhen und Plünderungen, die mit St. Paul auch die Hauptstadt des US-Staats erfasst haben. Wie viele Nationalgardisten zum Einsatz kommen sollen und wann, ging aus der Anordnung nicht hervor.

Erneut schwere Ausschreitungen nach Polizeigewalt in den USA
tagesschau 09:00 Uhr, 29.05.2020

Ganze Straßenzüge in Minneapolis - dem Schauplatz der brutalen Festnahme des Afroamerikaners George Floyd - glichen einem Schlachtfeld. Am Abend gab es eine weitere Protestkundgebung im Zentrum der Großstadt.

Gewaltsame Festnahme auf Handyvideo festgehalten

Seit Dienstag war es in Minneapolis zu nächtlichen Ausschreitungen gekommen. Auslöser ist der Tod Floyds, den Polizisten am Montag nach einem Notruf wegen eines mutmaßlichen Zahlungsversuchs mit einem gefälschten Geldschein vor einem Supermarkt festgenommen hatten. Auf einem vielfach im Internet geteilten Handyvideo einer Passantin ist zu sehen, wie ein weißer Polizist fast acht Minuten lang sein Knie auf Floyds Hals drückt. Immer wieder stöhnt der gefesselt am Boden liegende Mann, dass er nicht atmen könne und Schmerzen habe.

Verena Bünten, ARD Washington, zu den Ausschreitungen in Minneapolis
Morgenmagazin, 29.05.2020

Lautstarke Protestrufe von Schaulustigen über das Vorgehen ignorieren die beteiligten Beamten. Irgendwann wird Floyd bewusstlos und von Sanitätern in eine Klinik gebracht, wo er später stirbt. Er wurde 46 Jahre alt. Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass Floyd sich der Festnahme widersetzt habe. Als ihm Handschellen angelegt worden seien, hätten die Beamten bemerkt, dass er in einer medizinischen Notlage zu sein schien.

Aktivisten: Neuerliches Beispiel von Polizeigewalt

Nach dem öffentlichen Aufschrei über die Szenen von Floyds Festnahme wurden der Beamte und seine drei beteiligten Kollegen gefeuert. Die Polizei von Minneapolis leitete eine interne Untersuchung ein, und Bürgermeister Jacob Frey forderte ein Strafverfahren gegen den Polizisten. Inzwischen ermittelt auch das FBI wegen einer möglichen Verletzung der Bürgerrechte Floyds.

Aktivisten sprachen von einem neuerlichen Beispiel für anhaltende Polizeigewalt gegen schwarze Männer. Die Proteste in Minneapolis nach dem Tod Floyds eskalierten in der Nacht zum Donnerstag. Protestierende lieferten sich Straßenschlachten mit Sicherheitskräften, die Gummigeschosse und Tränengas abfeuerten. Feuer loderten. Inmitten der Gewalt fanden Beamte in der Nähe eines Pfandleihhauses einen Mann mit einer Schusswunde vor. Er wurde später in einer Klinik für tot erklärt, wie Polizeisprecher John Elder mitteilte. Er schloss nicht aus, dass der Mann vom Ladenbesitzer erschossen worden sein könnte

3. Protesttag: In Minneapolis brennt ein Polizeirevier
Torsten Teichmann, ARD Washington
29.05.2020 06:51 Uhr