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Taktikabsprache vor der Einwechslung.Bildrechte: imago/Beautiful Sports
Fußball

Frauen sind taktisch genauso gut drauf wie Männer

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Frauenfußball ist wie Amateurfußball, nur in Zeitlupe! So spielten die deutschen Nationalspielerinnen vor der WM 2019 selbstironisch mit alten Klischees. Und die gibt es immer noch, völlig zu unrecht. Denn die Spielerinnen können nicht nur technisch, sondern auch taktisch mit ihren männlichen Pendants mithalten. Das hat eine Kölner Studie herausgefunden.

Die Wissenschaftler von der Sporthochschule Köln (DSHS) um Prof. Daniel Memmert verglichen für ihre noch unveröffentlichte Untersuchung die taktischen Fähigkeiten von männlichen und weiblichen Leistungsfußballern. Um anatomische Unterschiede auszublenden, nutzten sie sogenannte Event- und Positionsdaten.

Für die Bewertung wurden dann zwölf taktische Schlüssel-Indikatoren oder Key Performance Indices (KPI) herangezogen. Neu waren dabei speziell entwickelte KPIs und auf künstlichen neuronalen Netzen basierende Analyseverfahren für den Sport.

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Bei der Studie wurden Event- und Positions-Daten von Frauen und Männern miteinander verglichen.Bildrechte: Deutsche Sporthochschule Köln

"Versteckte" Vorurteile herausgefiltert

Das Ergebnis: Wenn man durch diese Vorgehensweise mögliche "versteckte" Frauen-Vorurteile herausfiltert, lassen sich in keiner der zwölf taktischen Variablen signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen finden. Dieses laut den Autoren objektivere Verfahren steht damit im Gegensatz zu bisherigen videobasierten Analysen.

Die untersuchten Variablen
Zu den Event-Daten gehören Faktoren wie Anzahl Pässe, Anzahl erfolgreicher Pässe, Passerfolgsquote, Anzahl Flanken, Anzahl Dribblings, Anzahl Rettungsaktionen, Anzahl Torabschlüsse.

Bei den Positions-Daten wurden Pass-Druck-Effizienz-Maße, verschiedene Pressing-Indices sowie verschiedene Zugewinn-Raumkontrolle-Strafraum-Parameter und Angriffsdrittel-Parameter untersucht.
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Der Sportwissenschaftler Prof. Daniel Memmert.Bildrechte: Daniel Memmert

Geld für das Projekt gab es zwar durch ein UEFA-Forschungsstipendienprogramm, denn die Untersuchungen wurden europaweit durchgeführt. Doch obwohl die Erkenntnisse der Studie bei der Ausbildung von Spielerinnen und Spielern helfen können, bekam die Arbeitsgruppe von Prof. Memmert nach eigenen Angaben wenig Unterstützung von Verbandsseite. Für eine bessere öffentliche Anerkennung des Frauenfußballs dürfte sie allemal hilfreich sein.

Da trotz zahlreichen Anfragen bei Verbänden und Vereinen keine große Stichprobe an auswertbaren Datensätzen erzielt werden konnte, wünsche ich mir, dass zukünftig mehr Positions- und Event-Datensätze von Frauen-Fußballspielen generiert und der Forschung zur Verfügung gestellt werden.Prof. Daniel Memmert, Sportpsychologe

cdi

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