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Die steirische Gastronomie ist noch nicht dort, wo sie vor Corona war (Symbolbild)(Bild: Evelyn HronekKamerawerk)
Es hakt noch

Gastronomen-Appell: „Steirer, geht wieder essen!“

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Trotz Wiedereröffnung nach der Corona-Sperre: Man bekommt den Eindruck, dass die Gastronomie einfach nicht richtig in die Gänge kommt und weit entfernt ist von Gewinnen. Woran liegt das? Die „Krone“ hat den steirischen Spartenobmann Klaus Friedl gefragt.

Ist es nur unser subjektives Empfinden, dass es in der steirischen Gastronomie hakt und bei Weitem nicht so viele Gäste kommen wie vorher - oder auch Ihres?
Leider auch meines. Es gibt mehrere Faktoren dafür. Der Handel funktioniert noch nicht zu 100 Prozent, zugleich ist das aber der Bereich, der Frequenz in die Orte bringt - die Lokale sind abhängig von dieser Frequenz. Viele Steirer sind noch im Homeoffice, damit fällt viel an Mittagsgeschäft weg. Zugleich fehlen die Geschäftsessen - und wegen der Personenbeschränkungen auch Gruppen und Veranstaltungen.

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Klaus Friedl von der steirischen WKO ist Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft(Bild: Barbara Majcan)

Warum gehen Privatpersonen teils noch nicht auswärts essen so wie früher?
Auch dafür gibt es diverse Gründe. Viele sind immer noch vorsichtig, warten lieber ab. Viele sind arbeitslos geworden oder in Kurzarbeit, dann fehlt das Geld. Viele haben sich auch mit Liefer- und Abholservice angefreundet und behalten das bei. Aber wichtig ist der Gast, der im Lokal ist!

Haben schon viele steirische Wirte aufgehört?
Ich denke, dass einige gar nicht mehr aufgesperrt haben oder still und leise zumachen. Ich befürchte, dass es ein Viertel aller Gastronomen bis zum Ende des Jahres nicht mehr gibt. Der ganz große Knall kommt aber nächstes Jahr, wenn die Rückzahlung der Überbrückungskredite startet.

Wie sieht es mit der Nachtgastronomie aus?
Ganz schlimm, eine Sperrstunde um 23 Uhr (die nun aber fallen könnte, Anm.) bringt sie um, das Thema wird zur Überlebensfrage und muss dringend geändert werden. Wenn Österreichs Nummer 1 (Alexander Van der Bellen, Anm.) länger beim Wirt sitzt, muss das für die ganze Bevölkerung gelten.

Dabei haben viele Wirte so gut ins neue Jahr gestartet.
Ja, es lief wirklich gut. Und dann kam der große Knall, der die Leute unverschuldet in die Katastrophe gebracht hat. Und nicht nur jene, die eh eine dünne finanzielle Decke hatten, sondern auch jene, denen es bislang gut ging.

Gibt es Lichtblicke?
Ja, Hochzeiten und Begräbnisse können jetzt mit 100 Personen stattfinden.

In sozialen Medien kursieren Rechnungen von Wirten im Ausland, die saftige Coronakosten „draufschnalzen“. Ist Ihnen so ein Fall aus der Steiermark bekannt?
Nein, hier passiert das Gegenteil! Viele Wirte versuchen, mit einem Gratisgetränk, Kaffee oder kleinen Süßigkeiten Gästen ein zusätzliches Zuckerl zu servieren. Mein Appell an die Steirer: Geht essen, belebt die Gastronomie! Es hängt unglaublich viel davon ab