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Die Eishockey-Profis sollen auf 25 Prozent ihres Gehalts verzichten. DEL-Boss Gernot Tripcke (r.) verteidigt dieses Vorhaben.© imago images/Montage

Chaos droht: DEL-Verantwortliche fordern Gehaltsverzicht - und drohen mit Lizenzentzug

Die DEL-Führung fordert von den Spielern 25 Prozent Gehaltsverzicht, andernfalls droht den Klubs der Lizenzentzug. Die Athleten sprechen von Erpressung - der Streit könnte noch eskalieren.  

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Es sollen die Worte „"Willkür", "Erpressung" und "Nötigung" gefallen sein. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) herrscht derzeit mächtig Aufregung, obwohl die Saison längst abgebrochen wurde. Aktuell geht es schon um die nächste Spielzeit, für die die Klubs zuletzt die Unterlagen für die Lizenz, über die bis Ende Juni entschieden werden soll, einreichen mussten. Die meisten taten dies – allerdings unvollständig. Und hier kommen die erwähnten Worte ins Spiel: Die Spieler sollen nach Willen der DEL-Verantwortlichen auf 25 Prozent ihrer Gehälter verzichten. Das Geld soll eingefroren werden und (falls möglich) am Ende der neuen Saison ausgezahlt werden – wenn die Vereine wie in den vergangenen Jahren wirtschaften können. Andernfalls würde ihnen der Lizenzentzug drohen.

"Insbesondere die Spielergehälter sind der zentrale Kostenfaktor und der einzige Posten, der steuerbar ist", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Es ist die einzige Möglichkeit, die Fixkosten der Klubs zu reduzieren." Die Begriffe "Erpressung" oder "Nötigung" seien völlig "unangebracht. Es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um die Klubs zu schützen."

Einzig Bremerhaven, Wolfsburg, Iserlohn und Augsburg sollen alle Unterlagen – inklusive des von allen Spielern unterschriebenen Gehaltsverzichts – für die Lizenz eingereicht haben. Bei zehn anderen Klubs fehlen die Unterschriften. Laut Bild habe in Mannheim nicht ein einziger Profi diese Forderung unterschrieben. Längst regt sich Widerstand. Die beiden deutschen Olympiahelden von 2018, Patrick Reimer und Moritz Müller, treiben massiv die Gründung einer Spielergewerkschaft voran. Die Debatte um den Gehaltsverzicht soll dabei nur ein Punkt sein.

Gehaltsuntergrenze für junge Spieler geplant

Klar ist: Alles gefallen lassen wollen sich die Spieler nicht. Gehaltskürzungen von 25 Prozent wären ein massiver Einschnitt für alle. "Grundsätzlich bin ich sicher, dass die Spieler wissen, was gerade abgeht, und zu einem Gehaltsverzicht bereit sind", sagte Nationalspieler Moritz Müller der Fachzeitung Eishockey News. "Die Jungs tun sich nur schwer mit einem Vorstoß, der nicht vom eigenen Klub kommt, und mit einer Unterschrift, die an einen Zeitpunkt geknüpft ist." Trainer und Manager beteiligen sich ebenfalls an den Gehaltskürzungen, etwa Charly Fliegauf, Manager der Wolfsburg Grizzlys. Immerhin: Eine Art Gehaltsuntergrenze für die jungen Spieler soll es geben.

Von Deutschland in die Welt: Sportler als Botschafter

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Deutsche Sportstars wie Bastian Schweinsteiger, Boris Becker oder Franz Beckenbauer haben es zu Weltruhm gebracht. Der SPORTBUZZER zeichnet den Verlauf ihrer Karrieren nach.©

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Dennoch birgt das Thema Zündstoff, weil die Kufencracks weitaus geringere Beträge verdienen als beispielsweise Fußballer. Allerdings sitzen alle im selben Boot: Ohne Lizenz für die DEL gibt es keine Einnahmen, ohne Einnahmen keine Gehälter und keine Jobs. Deshalb geht es in erster Linie um das Überleben der Klubs und damit der gesamten Liga. Wenn drei, vier Vereine die aktuelle Situation nicht überleben sollten, wäre die DEL wohl Geschichte.

Konsens aller Beteiligten: Ohne Einschnitte wird es nicht gehen. Durch die Coronavirus-Pandemie kommt im Eishockey kaum Geld rein, die Saison in Deutschland wurde nur kurz nach dem Ausbruch abgebrochen. Denn anders als in der Fußball-Bundesliga gehören die Spielstätten nicht den Vereinen. Sie müssen teure Mieten bezahlen, die oft nur durch Zuschauereinnahmen gedeckelt sind.

Tripcke: "Ein paar Geisterspiele wären möglich"

Tripcke, der weiter am geplanten Saisonstart im September festhält, stellt klar: "Wenn wir nicht ab dem 18. September mit Zuschauern spielen können, dann herrscht große Not." Unter den aktuellen Rahmenbedingungen werde es keine Geisterspielsaison geben. "Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist eine kurze Überbrückungsphase. Nur wenn wir den Löwenanteil der Saison mit Zuschauern spielen können, wären ein paar Geisterspiele möglich", so der DEL-Chef. Bei Geisterspielen hätten die Klubs weiter hohe Fixkosten und im Schnitt nur rund 20 Prozent Erlöse. An einen Saisonausfall will derzeit noch niemand denken. Das wäre laut Fliegauf "das Worst-Case-Szenario".