Die Corona-Krise erschwert die Integration Geflüchteter in Kandern

by

Zwar kommen die in Kandern untergebrachten Geflüchteten mit der Situation gut zurecht, sagt die Integrationsbeauftragte. Sorgen macht sie sich aber um die Entwicklung der Kinder.

https://ais.badische-zeitung.de/piece/0b/15/51/0d/185946381-h-720.jpg
Veranstaltungen wie das „Nähcafé“ können derzeit nicht stattfinden. Foto: zvg

Die Kanderner Integrationsbeauftragte Angela Schellhorn ist froh, dass zumindest das internationale Frauenfrühstück am 8. März noch stattfinden konnte. "Das war das letzte gemeinschaftliche Erlebnis", sagt sie. Ansonsten liege ein wichtiger Teil der Integrationsbemühungen auf Eis. So könne etwa das Nähcafé nicht mehr stattfinden, ebenso das "Sprechzimmer", das Geflüchtete alle 14 Tage besuchen, um bei Gesprächen über wechselnde Themen die deutsche Sprache zu üben.

Immerhin hätten aber sechs der Nähcafé-Frauen 200 Schutzmasken genäht, die gegen Spende bei der Stadtbibliothek, bei Haushaltswaren Schneider und Textil Brombacher verkauft würden. Ebenfalls in der Corona-Zwangspause ist der Integrationskurs mit Kinderbetreuung für Mütter im alten Kindergarten, der gerade erst als Pilotprojekt aus dem Boden gestampft wurde. Für die Kinderbetreuung gibt es aber wegen der Corona-Schutzmaßnahmen kein grünes Licht.

Sorge um die Kleinsten

Erfreulich ist laut Schellhorn, die weiter mit den Geflüchteten in Kontakt bleibt und sie regelmäßig besucht, eines: "Die Geflüchteten kommen mit der Pandemie-Situation erstaunlich gut zurecht". Sie seien offenbar geübt darin, Krisensituationen zu meistern. Einen Anteil habe wohl auch der Fastenmonat Ramadan gehabt: Da führen Menschen, die aus muslimischen Ländern kommen, ihre Aktivität ohnehin herunter. Auch über die Hygiene-Regeln seien die Geflüchteten meist gut informiert, ohne dass sie darüber habe aufklären müssen, so Schellhorn.

Große Sorgen macht sich Angela Schellhorn um die Kinder, die nun nicht mehr Schule und Kindergarten besuchen könnten. Die ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder sei weggefallen, weil Hausbesuche der Helfer, von denen viele zur Risikogruppe gehörten, nicht mehr möglich seien. Schellhorn befürchtet, dass die Kinder Rückschritte bei der Sprachentwicklung machen, weil der Kontakt zu deutschsprachigen Kindern fehle.

Insbesondere für die Flüchtlingskinder in der August-Macke-Schule (AMS) sei es schon unter normalen Bedingungen sehr schwierig, im Unterricht mitzukommen. Schellhorn glaubt, dass diese Problematik auch schon vor der Pandemie unterbelichtet gewesen sei und dass man hier Möglichkeiten finden müsse, diese Kinder ehrenamtlich zu unterstützen. Es sei dem Lehrpersonal im Schulalltag nicht immer möglich, dies zu leisten. Sie nehme aber auch wahr, dass Lehrer versuchten, trotz der Schulschließungen in Kontakt mit den Schülern aus Flüchtlingsfamilien zu bleiben, und diese auch zu Hause aufsuchten. Manche Familien verfügten über keine digitalen Geräte oder keinen Internetanschluss. Aktuell biete die AMS aber wieder Deutschkurse für geflüchtete Schüler an.

Warten auf die Unterkunft

Schellhorn sei zusammen mit Integrationsmanager Jörg Weiß weiterhin damit beschäftigt, die Geflüchteten bei Behördengängen und der Wohnungssuche zu unterstützen. Letzteres gestalte sich in der aktuellen Situation noch schwieriger als zuvor, ebenso die Suche nach Arbeitsplätzen und Ausbildungsstellen. Eine Person, die man erfolgreich in einen Beruf vermittelt habe, sei wegen Corona wieder in Kurzarbeit. Mitte März habe es einige Neuzugänge gegeben. In der Unterkunft in der Hauptstraße 12, wo aktuell acht Menschen unter beengten Bedingungen leben, seien ein junger Mann und eine Frau mit Kind eingezogen.

Schon etwas länger habe eine zehnköpfige Familie, die zuvor in der alten Sparkasse untergebracht war, in einem Einfamilienhaus im Gebiet "Kandermatt" eine neue Bleibe gefunden, wo die neue Flüchtlingsunterkunft entstehen soll. Die Bauvoranfrage dafür wird aber noch immer vom Landratsamt geprüft. Die Stadt hatte im Zuge des Bauvorhabens ein Einfamilienhaus erworben, das neben dem anvisierten Grundstück liegt. Zu der zehnköpfigen Familie haben sich nun zwei junge Männer aus Eritrea gesellt. Schellhorn hofft, dass es bald mit dem Neubau klappt, der eigentlich schon im vergangenen Jahr hätte stehen sollen. Etwa 30 Personen aus Gemeinschaftsunterkünften müsse Kandern innerhalb dieses Jahres aufnehmen.