Eurostat

Inflation in der Euro-Zone fällt auf 0,1 Prozent – Niedrigster Wert seit Juni 2016

Die Verbraucherpreise in Europa sind im Mai kaum gestiegen. Das teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat nach einer vorläufigen Schätzung mit.

https://www.handelsblatt.com/images/gefuellter-warenkorb/25872024/2-format2020.jpg
Gefüllter Warenkorb

Die Nachfrage nach essentiellen Gütern wie Toilettenpapier und einzelnen Lebensmitteln war während des Corona-Lockdowns deutlich höher.(Foto: dpa)

Frankfurt. Die Inflation im Euro-Raum ist weit unter die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai binnen Jahresfrist lediglich um 0,1 Prozent, wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag mitteilte. Damit liegt die Inflation so niedrig wie seit Juni 2016 nicht mehr. Damals waren die Verbraucherpreise überhaupt nicht gestiegen.

Bereits im April war die Inflation auf 0,3 Prozent gesunken. Eurostat hatte seine erste Schätzung von 0,4 Prozent im Nachhinein leicht revidiert. Experten hatten für den Mai teilweise sogar mit einem Rückgang auf null Prozent gerechnet. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise im Mai um 0,6 Prozent, besonders der niedrige Ölpreis drückte die Inflation.

Auch in der Euro-Zone ist vor allen Dingen ein hoher Rückgang der Energiepreise für die gesunkene Inflation verantwortlich. Sie sanken im Mai laut den vorläufigen Zahlen um zwölf Prozent. Die größten Preissteigerungen gab es laut Eurostat bei Lebensmitteln, Alkohol und Tabak mit 3,3 Prozent. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,3 Prozent. Industriegüter wurden dagegen nur 0,2 Prozent teurer.

Mit der allgemeinen Teuerungsrate von 0,1 Prozent im Mai dürfte die Inflationsrate ihren Tiefpunkt weitgehend erreicht haben, sagte Christoph Weil, Experte bei der Commerzbank. „In der zweiten Jahreshälfte dürfte der preisdämpfende Effekt der Energiepreise nachlassen und die Inflationsrate wieder leicht zulegen.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eigentlich eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an, verfehlt dieses Ziel aber seit Jahren trotz wiederholter Zinssenkungen und Anleihekäufen in Billionenhöhe. Die Coronakrise macht es noch schwieriger, das Ziel zu erreichen. Viele Ökonomen erwarten, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag ihre Anleihekäufe noch ausweitet.

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco sagte, die Geldpolitik müsse sich gegen Deflationsrisiken stemmen. Er verwies auf die deutlich schrumpfende Wirtschaft im Zuge der Coronavirus-Krise. Fallende Preise gelten als gefährlich, weil Unternehmen dann kaum noch investieren und sich Konsumenten zurückhalten.

Mehr: Was die Coronakrise für die Inflationsmessung bedeutet.