Stadthalle Crailsheim: Was wird aus dem Hangar?
by Südwest Presse Online-Dienste GmbHEgal, aus welcher Perspektive man es anschaut: Das Treffen der Crailsheimer Stadträte am Freitagnachmittag steht unter einem besonderen Stern. Es ist eine Sondersitzung des Gemeinderates, sie findet unter Corona-Bedingungen statt (in einer Sport- und Festhalle) und es geht nur um ein Thema, das allerdings ein Jahrhundertthema ist: die Stadthalle. Um endlich einen Knopf an eine Geschichte zu machen, die fast schon als eine unendliche bezeichnet werden kann, hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr eine Nutzungs- und Entwicklungsstudie zu Veranstaltungsstätten in der Stadt bei einem Beratungsunternehmen in München in Auftrag gegeben.
Stadthallensitzung wird ins Autokino übertragen
Das mit Spannung erwartete Gutachten wird am Freitagnachmittag dem Stadtparlament vorgestellt. Da unter Corona-Bedingungen nur eine begrenzte Zahl von Zuhörern in die Halle in Ingersheim eingelassen werden kann, wird die Gemeinderatssitzung live ins Autokino auf dem Volksfestplatz übertragen. Wer diese ganz besondere Form der Bürgerbeteiligung genießen will, fährt mit seinem Auto einfach auf den Platz, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das Autokino ist ab 14.30 Uhr geöffnet, die Sitzung beginnt um 15 Uhr. Da der Kiosk geöffnet ist, gibt’s vielleicht sogar Popcorn zum Gemeinderatskino.
Autokino Crailsheim Joris und Co. bescheren Besuchern einen schönen Konzertabend
Crailsheim
Um was geht’s in dem Gutachten? Um eine Stadthalle, in der möglichst viele gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden können. Es geht also um ein multifunktionales Gebäude. Es geht aber auch um die Frage, ob die als Ersatz für Jahnhalle und Kistenwiesenhalle zu bauende Sporthalle an die Stadthalle angedockt werden oder als solitärer Bau daneben errichtet werden soll. Und es geht natürlich auch um die Merlins, die in der Bundesliga spielenden Basketballer. Die träumen schon lange davon, dass sie ihre Heimspiele in ihrer Heimatstadt austragen können und nicht mehr nach Ilshofen ausweichen müssen. Könnte also die geplante neue Sporthalle auf dem Volksfestplatz so groß ausfallen, dass darin erstklassiger Profisport stattfinden kann?
Mit all diesen Fragen haben sich die Münchner Experten intensiv befasst und machen den Stadträten Vorschläge fürs weitere Vorgehen. Ziel von Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer und Baubürgermeister Jörg Steuler ist es, an das Thema noch vor den Sommerferien einen Knopf hinzubekommen. Immerhin wird über den Bau einer Stadthalle schon seit rund 100 Jahren debattiert. Doch heute geht es nicht nur um die Stadthalle, sondern auch um den Hangar. Dass langwierige Projekte manchmal ganz überraschend Fahrt aufnehmen, ist eine Erfahrung schon aus der Zeit vor Corona. So geschehen jetzt auch in Crailsheim.
Vor einigen Wochen hat Hangar-Besitzer Thomas Stegmaier entschieden, das Objekt, das er vor 15 Jahren gekauft hat, abzustoßen. Der Unternehmer spricht von einem Generationenwechsel in der Firmengruppe und von der Notwendigkeit, sich aufs Kerngeschäft zu konzentrieren. Er setzte die Stadtverwaltung von seiner Entscheidung in Kenntnis und die reagierte schnell, zeigt Interesse am Kauf der Immobilie.
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Ist ein Neubau auf dem Crailsheimer Volksfestplatz überflüssig?
So ist innerhalb kurzer Zeit eine Situation entstanden, in der es nicht mehr allein um den Bau einer Stadthalle auf dem Volksfestplatz geht. Denkbar ist folgendes Szenario: Stegmaier verkauft an die Stadt. Der Hangar, in dem regelmäßig Kulturveranstaltungen stattfinden, der jedoch auch für viele andere Veranstaltungen wie etwa Messen taugt, wird künftig als Stadthalle genutzt, auf einen Neubau an der Schönebürgstraße kann also verzichtet werden. Und die Merlins? Für die könnte eine ausreichend große Spielhalle gleich hinter dem Hangar gebaut werden, entsprechende Pläne eines Architekten liegen bereits vor. Kommt es so, wäre auch die Frage, ob es auf dem Volksfestplatz, der ja trotz Umgestaltung Fest- und Parkplatz bleiben soll, genügend Platz für eine Basketballhalle gibt, vom Tisch.
„Epochale Entscheidung“
Schon bevor bekannt war, dass der Hangar vermietet oder verkauft werden soll, sprach Bürgermeister Steuler von einer „epochalen Entscheidung“, die der Gemeinderat in Sachen Stadthalle zu treffen hat. Nun gibt es noch mehr Handlungsoptionen, als die Gutachter heute für den Volksfestplatz darstellen.
Ging es bis vor Kurzem noch darum, welchen Ansprüchen eine Stadthalle auf dem Volksfestplatz genügen muss und wie groß sie, je nach Art der Veranstaltungen, denen sie gerecht zu werden hat, ausfallen muss, stellt sich jetzt die Frage, ob der Hangar zur Stadthalle umfunktioniert wird. Mehr denn je stehen die Stadträte also vor einer Entscheidung, die die Stadt für die nächsten Jahrzehnte prägen wird.
Info
Die Sondersitzung des Crailsheimer Gemeinderates beginnt am Freitag um 15 Uhr in der Sport- und Festhalle in Ingersheim. Sie wird live ins Autokino auf dem Volksfestplatz übertragen. Eine Anmeldung dort ist nicht erforderlich.