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Lisa Hegen und Michael Bihle vom „Spatzennest“ in Penzberg, das als Unternehmen an der Messe teilnahm.© Franziska Seliger

Penzberger Jobmesse in Corona-Zeiten: Per Videochat auf Suche nach einem Ausbildungsplatz

Premiere in Penzberg - so lautet die Bilanz

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Video-Chat statt persönlichem Gespräch. Vorträge am PC statt Mitmach-Aktionen: Wegen der Corona-Pandemie konnte die Ausbildungs- und Jobmesse am Mittwoch in Penzberg nur online stattfinden. Kein Ersatz für eine Präsenzveranstaltung, aber besser als nichts, sagen Veranstalter und Teilnehmer.

Penzberg – Es wäre nach jahrelanger Pause dieerste große und zentrale Ausbildungsmesse gewesen, die das Penzberger Unternehmen „Neuorientierung 08/12“ in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der Stadt und der Initiative „Passgenau“ des Familienzentrums Arche Noah, Ende März in der Stadthalle abhalten wollte. Ganz kurzfristig wurde die Messe, an die sich am selben Abend die mittlerweile 6. Penzberger Job-Messe anschloss, wegen des Coronavirus in eine Online-Messe umgewandelt – für die Veranstalter ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Online-Messe in Penzberg: Für die Veranstalter ein Experiment

Doch einen Tag danach fällt ihre Bilanz den Umständen entsprechend recht positiv aus. „Für beide Messen waren 571 Teilnehmer registriert“, erläutert Nicola Schackmann vom Unternehmen „Neuorientierung 08/12“. Davon seien etwa 460 Besucher, der Rest Unternehmen aus der Stadt und der Region gewesen. Eines von ihnen war der Penzberger Frisör Berger. „Ich habe mir gedacht, in Zeiten des Fachkräftemangels ist es eine schöne Plattform, um sich vorzustellen und vielleicht mit Leuten in Kontakt zu kommen, die man sonst nicht treffen würde“, begründet Chefin Gabriele Berger ihre Teilnahme. Für ihren Betrieb sucht sie derzeit eine Auszubildende und eine Frisörin. Am Tag der Messen selbst habe sie zwar keinen direkten Kontakt zu potenziellen Kandidaten gehabt. Allerdings hätten einige ihre Daten hinterlassen. Diese will sie vielleicht noch in den kommenden Tagen kontaktieren.

Schülerin: „Mir hat die Teilnahme an der Online-Jobmesse sehr viel gebracht“

Ersten Kontakt zu Unternehmen aufnehmen konnten Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuchende über die angelegten Profile der teilnehmenden Betriebe. Hier konnten sie etwa Image-Filme an- oder Stellenanzeigen einsehen. „Mir hat die Teilnahme an der Online-Jobmesse sehr viel gebracht“, bilanziert Kathrin Futterknecht. Denn: „Ich habe für meine Suche nach einem Ausbildungsplatz ganz neue und wichtige Impulse erhalten. Ich werde die Ferien dazu nutzen, um mit einem Praktikum in diese Berufe hinein zu schnuppern“, so die Penzberger Realschülerin.

Veranstalter: „Frequenz war bei beiden Messen sehr hoch“

Die Profile der Firmen seien vielfach angeklickt worden, so Schackmann. „Die Frequenz war bei beiden Messen sehr hoch.“ Jeder Teilnehmer habe durchschnittlich 16 Profile angeklickt. „Das sind insgesamt knapp 10 000 Profil-Besuche“, so Schackmann. Auch das Penzberger Pharma-Unternehmen Roche präsentierte sich bei den beiden Messen. „In der aktuellen Situation stellt die Möglichkeit einer Online-Messe eine gute Alternative zu den klassischen Veranstaltungsformaten dar“, so ein Unternehmenssprecher. Bis zu 20 interessierte Schüler hätten am Live-Webinar für die Ausbildungsberufe bei Roche teilgenommen. Daraus hätten sich gute Einzelgespräche ergeben. Auch der Chat für potentielle neue Mitarbeiter sei „sehr gut“ angenommen worden.

Was die Möglichkeit des Chats betrifft, hat Schackmann einen klaren Unterschied zwischen Job- und Ausbildungsmesse festgestellt: Bei letzterer seien die Teilnehmer – oft Schüler – vielfach „zu schüchtern“ gewesen für einen Chat mit den Unternehmens-Chefs. Und wie gut eine Online-Messe angenommen werde, sei auch stark branchenabhängig: „Online-affine“ Berufe täten sich da deutlich leichter.

Bilanz nach Online-Messe: Präsenzveranstaltung ist nicht zu toppen

Wenig erfolgreich waren die Messen für das Team des Penzberger „Spatzennests“. An sich, sagt Michael Bihle, einer der pädagogischen Leiter der Einrichtung, sei eine Online-Messe „eine tolle Idee“. Durch die Messen seien in seiner Einrichtung aber keine spezifischen Anfragen nach freien Arbeits- und Ausbildungsstellen eingegangen. „Für unseren Bereich ist das eher nichts.“ Bihle würde in Zukunft deshalb wieder eine Präsenzveranstaltung bevorzugen.

Dass eine Messe mit persönlichem Kontakt nicht zu toppen ist, weiß auch Schackmann und hofft, sie schon bald wieder abhalten zu dürfen – und zwar sowohl Ausbildungs-, als auch Jobmesse. „Wir überlegen aber sehr, sie mit einer Online-Kontaktmöglichkeit als Vorbereitung auf die eigentliche Messe zu kombinieren.“

Eine Idee, die Monique van Eijk „sehr spannend“ fände. Die Wirtschaftsförderin der Stadt weist darauf hin, dass die Unternehmens-Profile in den nächsten Wochen noch online einsehbar sind. Auch wenn die Messe vorbei ist, könne man weiterhin Kontakt zu Unternehmen aufnehmen.

Infos erhalten Interessierte unter www.neuorientierung0812.de

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