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Auf dem rot markierten Grundstück am Roten Berg in Herzogsägmühle sollten vier Mini-Häuser entstehen. © Gemeinde Peiting

Peitinger Marktgemeinderat sagt Nein zu Mini-Häusern in Herzogsägmühle

Tiny House-Ant

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Sie sind klein, bieten weniger Platz als so manches Wohnzimmer und erfreuen sich doch wachsender Beliebtheit: Die Rede ist vom sogenannten Tiny House. Vier dieser Mini-Häuser sollten in Herzogsägmühle entstehen. Im Gemeinderat gab es für die Pläne jedoch keine Mehrheit – aus einem bestimmten Grund.

Peiting/Herzogsägmühle – Die Idee stammt natürlich aus den USA. Dort sind Tiny Houses längst ein Verkaufsschlager. Kein Wunder, schließlich sind die Mini-Häuser deutlich günstiger als ein klassisches Eigenheim, bringen aber alles mit, was man zum Leben braucht. Gesetzt den Fall freilich, eine Fläche von 15 bis 20 Quadratmetern reicht dem Besitzer zum Wohnen und Leben.

Bislang sind Tiny Houses in der Region die Ausnahme. In Schongau hat der Bauausschuss im vergangenen Jahr erstmals eine entsprechende Bauvoranfrage positiv beschieden. In Peiting dagegen waren Tiny Houses noch kein Thema, doch jetzt sei der Trend „auch bei uns angekommen“, stellte Marktbaumeister Fabian Kreitl in der jüngsten Gemeinderatssitzung fest. Anlass war eine entsprechende Anfrage aus Herzogsägmühle. Wie Kreitl berichtete, wolle das Diakoniedorf auf einem unbebauten Grundstück am Roten Berg vier der Mini-Häuser errichten. Gedacht seien diese hauptsächlich für Angestellte, die von weiter weg kommen, erklärte Kreitl.

Doch der Marktbaumeister sah das Vorhaben kritisch. Ob es bei vier Mini-Häusern bleibe, sei nicht gesichert, die Gefahr, dass das Wohngebiet seinen städtebaulichen Charakter verliere und in dem Bereich mehr einem Campingplatz ähneln würde, groß. Viele Tiny Houses hätten zudem keine Möglichkeit für einen Anschluss an das Wasser- und Abwassernetz. „Das ist aber Zwang bei uns.“

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Mini-Häuser wie dieses werden auch hierzulande immer beliebter.© Herold

Um das Vorhaben genehmigen zu können, müsste außerdem der Bebauungsplan geändert werden, da dieser bislang nur Doppel- und Reihenhäuser und keine Einzelhäuser zulasse. „Wenn wir das hier machen, haben wir keine Grundlage mehr, es woanders im Ort abzulehnen“, warnte Kreitl. „Wir schaffen damit einen Präzedenzfall.“

Im Gremium zeigte man sich von der Idee durchaus angetan. Angesichts steigender Baupreise würden Mini-Häuser in Zukunft noch öfter Thema werden, war sich Christian Lory (Unabhängige) sicher. Er hielt den Standort für gelungen, den Anschluss an das Kanalnetz könne man vorschreiben. Ähnlich sahen es Michael Deibler (CSU) und Claudia Immisch (CSU). „Das ist dort gut aufgehoben.“

Eigenes Gebiet für Tiny Houses

Auch Herbert Salzmann (SPD) fand den Vorstoß „grundsätzlich gut“ – aber nicht an dieser Stelle. In dem Wohngebiet würden die Mini-Häuser wie Fremdkörper wirken. Bei fahrbaren Tiny Houses sei zudem mit einer hohen Fluktuation zu rechnen, die für Unruhe sorge. Besser wäre deshalb, ein eigenes Gebiet mit speziellem Bebauungsplan für Tiny Houses zu schaffen.

Die Vorstellung eines stetigen Kommens und Gehens behagte auch Alex Zila (Unabhängige) nicht. Wenn Tiny Houses, dann solche, die fest auf dem Platz stehen, forderte er. Doch auch dann lasse sich der Wechsel nicht steuern, gab Kreitl zu bedenken. „Es gibt keine Sicherheit, dass die die nächsten 30 Jahre stehen.“

Zila sprach noch ein weiteres Problem an. Seines Wissens nach habe die Telekom in dem Gebiet keine Telefonleitungen mehr frei, eine Versorgung der Mini-Häuser mit Telefon und Internet wäre deshalb gar nicht möglich. Tatsächlich bestätigte Geschäftsleiter Stefan Kort den Kapazitätsengpass. Man sei bereits dabei, das Gebiet über das Bundesförderprogramm mit Breitband zu versorgen. Doch das werde sicher noch einige Jahre dauern.

Trotz der Bedenken des Marktbaumeisters hinsichtlich eines Präzedenzfalls gab es auch Stimmen, dem Vorhaben dennoch grünes Licht zu erteilen. „In Anbetracht des Bedarfs an Wohnraum sollte man es als Modell probieren“, forderte Günter Franz (Grüne). Auch vor dem Hintergrund, dass sich viele Leute ein normales Haus nicht mehr leisten könnten, wie seine Fraktionskollegin Susann Tabatabai-Schweizer ergänzte.

Argumente, die Bürgermeister Peter Ostenrieder gut nachvollziehen konnte. „Eine spannende Geschichte“ sei das. Letztlich müsse man aber eine „gewisse Ordnung behalten“, betonte der Rathauschef. Das sah auch die Mehrheit des Gremiums so. Mit 15:9-Stimmen wurde das Vorhaben abgelehnt.

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