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Bunte Handabdrücken auf einer bemalte Wand einer Kindertagesstätte. Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild

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Jedes fünfte Kind in Sachsen ist armutsgefährdet

Für manche Kinder dürften Geschenke am Kindertag bescheidener ausfallen. Das gilt vor allem für jene, deren Eltern ein geringes Einkommen beziehen. Auch wenn sich Armut in Deutschland nicht mit der in anderen Ländern vergleichen lässt, ist die Lage für viele prekär.

Dresden (dpa/sn) - Keine gute Nachricht zum Internationalen Kindertag: Laut Statistik ist etwa jedes fünfte Kind (21,4 Prozent) im Freistaat armutsgefährdet. In der Gruppe der Alleinerziehenden betraf das sogar fast jedes zweite Kind (44,6 Prozent). «Für eines der reichsten Länder der Erde ist es beschämend, dass so viele Kinder von finanziellen Problemen betroffen sind. Statt unbeschwert aufwachsen zu können, lernen sie Entbehrungen kennen», sagte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke) der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Die Bundesregierung müsse endlich ein umfassendes Konzept gegen Kinderarmut vorlegen.

Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2018, aktuellere gibt es nicht. Nach dem Mikrozensus lag die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle 2018 im bundesweiten Schnitt bei 1035 Euro für einen Single-Haushalt, in Sachsen waren es 937 Euro. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen eines Haushalts inklusive Wohn- sowie Kindergeld oder anderer Zuwendungen. Wer weniger als diese Summe im Monat zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Zimmermann hatte Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet. Sie hat im Bundestag den Vorsitz im Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Zimmermann zufolge müssen soziale Leistungen Armut verhindern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Die Leistungen für Kinder sollten erhöht und eine eigenständige Kindergrundsicherung eingeführt werden. «Es darf nicht sein, dass Kinder immer mehr zum Armutsrisiko werden. Auch Familien mit drei oder mehr Kindern seien überproportional stark von Armut bedroht. Die Armutsgefährdungsquote von zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern habe 2018 in Sachsen bei 30,7 Prozent gelegen (2017: 24,8 Prozent).

«Genau betrachtet geht es bei Kinderarmut um die Armut der Eltern. Wir brauchen Löhne, von denen man leben und seine Familie ernähren kann», sagte die Politikerin. Prekäre Beschäftigung wie Leiharbeit, Teilzeit und Minijobs müssten zurückgedrängt, der Mindestlohn in einem ersten Schritt auf 12 Euro erhöht werden. Vor allem Alleinerziehende gelte es stärker zu unterstützen. Dazu gehörten auch bessere Angebote für die Kinderbetreuung.

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