KV-Verhandlungen bei Laudamotion erneut geplatzt
Die Schließung der Basis Wien steht damit nach wie vor bevor.
Bei der Ryanair-Tochter Laudamotion sind in der Nacht auf Freitag die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag (KV) nach 15 Stunden erneut geplatzt. Ryanair hatte für den Fall des Scheiterns gedroht, die Lauda-Basis in Wien per heute, Freitag, aufzulassen und stattdessen selbst ab Wien zu fliegen. Es ging in den Gesprächen um niedrigere Gehälter aufgrund der Coronakrise.
"Uns ist vollkommen klar, dass man in Krisenzeiten einen Beitrag leistet, aber dass man dabei gleich dauerhaft über das Unterschreiten der Armutsschwelle bei Vollzeit-Schichtarbeit redet, das steht einfach in keiner Relation", sagte Roman Hebenstreit, Chef der Gewerkschaft Vida am Freitag im Ö1-Morgenjournal.
Laut dem Lauda-Piloten Thomas Gurgiser, der zuletzt einen Protest gegen die Vida initiiert hat, habe Laudamotion bei den Grundgehältern für die Flugbegleiter nachgebessert und dieses von 14.000 auf 19.200 brutto im Jahr angehoben. Auch sei man der Gewerkschaften bei weiteren Punkten entgegengekommen.
Trotzdem hat die Vida den KV nicht unterschrieben, Gurgiser ortet dahinter eine Verschwörung: "Skandalöserweise befanden sich im Vida-Verhandlungsteam sowohl ein Betriebsrat der AUA als auch ein Betriebsrat der Level. Deren einziges Ziel war es, einen positiven Vertragsabschluss zu verhindern und damit 500 Menschen die Existenzgrundlage zu rauben", schrieb er in einem nächtlichen E-Mail an die APA.
Die Wirtschaftskammer (WKÖ) erklärte am Freitag in einer Aussendung, dass das Unternehmen die Konditionen stark verbessert habe, sie von der Gewerkschaft trotzdem abgelehnt worden seien. "Damit gehen an der Basis Wien 500 Arbeitsplätze und damit die Existenzgrundlage hunderter Mitarbeiter verloren. Die mit dem Flugbetrieb verbundene Wertschöpfungskette wird nachhaltig beschädigt."
Laudamotion ruft nach Kanzler Kurz
Laudamotion sieht in den gescheiterten KV-Verhandlungen einen "Skandal" der Gewerkschaft und ruft nach einem Machtwort von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). "Lauda ruft Kanzler Kurz auf, in diesen vida-Skandal einzugreifen", hieß es am Freitag in einer Aussendung. "Kanzler Kurz kann diese gut bezahlten Jobs in Wien noch retten, in dem er den unehrlichen Vida-Vorsitzenden Daniel Liebhart auffordert den Lauda-KV zu unterschreiben oder zurückzutreten", heißt es in der Pressemitteilung. Liebhart habe "illegalerweise" Mitarbeitern von AUA und Level erlaubt, an den Verhandlungen teilzunehmen.
Bei KV-Verhandlungen nehmen üblicherweise Funktionäre und Vertreter der betroffenen Branche teil. In der Luftfahrt gibt es - sehr zum Ärger der Gewerkschaft - aber keinen gemeinsamen Branchenkollektivvertrag.
Laudamotion habe bei dem nächtlichen Verhandlungsmarathon eine "Serie an dramatischen Last-Minute-Zugeständnissen gemacht und restriktive Klauseln entfernt", betonte die Billigfluglinie ihre Verhandlungsbereitschaft. Den Flugbegleitern hätte man ein Mindesteinkommen von 19.200 Euro brutto pro Jahr garantiert.
Laudamotion hat mehrmals angekündigt, die Basis in Wien per 29. Mai zu schließen. Daran soll sich nun auch nichts mehr ändern, die Schließung sei heute "fällig", wie es in der Aussendung heißt. "Die Basis wird heute im Laufe des Tages geschlossen", noch sei eine Unterschrift aber möglich, sagte die Lauda-Sprecherin am Freitag auf APA-Nachfrage. Ein Teil der Lauda-Flieger wurde bereits nach Deutschland, Großbritannien und Spanien ausgeflogen. Die 300 betroffenen Piloten und Flugbegleiter wurden bereits beim AMS von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet. Gleiches gilt für die 70 Angestellten der Lauda-Zentrale sowie 200 Crewlink-Leiharbeiter. (apa)