Christian Pander im Interview: "Ich hatte noch nie etwas von einer Viererkette gehört"
by Niklas BehrendChristian Pander war sicherlich eines zu oft - verletzt. Und dennoch ist er unvergessener Derbyheld des FC Schalke 04, Publikumsliebling in Gelsenkirchen und Schütze eines legendären Wembley-Tores. Im Interview spricht er über Schalkes Jugendtrainer Norbert Elgert, seine verschiedenen Trainer, seine Hip-Hop-Leidenschaft, seinen bekannten Track "Meine Story" und seine neue Aufgabe als Mentaltrainer für Leistungssportler.
Das Interview mit Christian Pander entstand im Rahmen des KultKicker-Projekts. Die KultKicker sind drei junge Journalisten, die die Fußballhelden ihrer Kindheit zum Quatschen und Kicken treffen. Sie sprechen mit ihnen über die goldene Zeit des Fußballs, über verrückte Anekdoten und Geschichten auf und neben dem Platz und über das, was die Spieler heute machen.
Fußball und Christian Pander, war das Liebe auf den ersten Blick?
Christian Pander: Liebe auf den ersten Blick? Das muss man ein bisschen differenzieren. Ich habe immer unheimlich gerne Fußball gespielt, aber im Verein ... da hatte ich als kleiner Junge nicht so Bock drauf, bis ich die WM 1990 im Fernsehen geschaut habe. Ab da wollte ich auch im Verein richtig loslegen. Ich habe mit dem Ball im Bett geschlafen. Auch wenn es sich kitschig anhört, ist es die Wahrheit. Selbst wenn ich mit meinen Eltern im Restaurant war, hatte ich immer einen Ball dabei. Ich war eigentlich ein sehr einfaches Kind: wenn man mir ein Ball gegeben hat, war ich stundenlang beschäftigt.
Bis Sie 16 Jahre alt wurden, haben Sie bei Vereinen wie Gievenbeck und Greven gespielt. Heute spielen junge, talentierte Fußballer in so einem Alter oftmals längst in einem Nachwuchsleistungszentrum. Wie empfinden Sie es rückblickend, so lange in Dorfvereinen gekickt zu haben?
Pander: Für mich persönlich war es sehr gut. Ich kann da natürlich nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber ich glaube schon, dass in einem Nachwuchsleistungszentrum ein stückweit der fußballerische Leichtsinn, den man vielleicht auch mal haben muss, um Fehler zu machen und daraus zu lernen, verloren geht. Grundsätzlich finde ich den Ansatz von Nachwuchsleistungszentren, die Spieler früh weiterentwickeln zu wollen, allerdings gut. Aber immer mit dem Hintergrund, dass man den Kindern nicht die Jugend klauen darf. Ich habe es als sehr angenehm empfunden als Jugendlicher, meinen festen Freundeskreis in Münster um mich zu haben, der bis heute geblieben ist. Das hat mich geprägt. Dadurch lief ich nie Gefahr, nur noch im Fußballkosmos unterwegs zu sein.
Gab es für Sie einen Punkt, an dem für Sie aus dem Traum Fußballprofi ein klares Ziel wurde?
Pander: Ich habe meinem Traum natürlich immer nachgeeifert, aber dieser schien lange in ganz weiter Ferne. Im zweiten B-Jugend Jahr in Münster habe ich dann einen großen Sprung gemacht und wurde besser als Mitspieler, mit denen ich sonst auf einer Höhe war. Nichtsdestotrotz habe ich kurz vor meinem Wechsel zu Schalke noch eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen.
Christian Pander im Steckbrief
geboren | 28. August 1983 in Münster |
Position | linker Verteidiger |
starker Fuß | links |
Stationen | Preußen Münster Jugend, Schalke Jugend, FC Schalke 04, Hannover 96 |
Bundesligaspiele/-tore | 141/7 |
Christian Pander: "Meine Mutter hat mir da ein bisschen Druck gemacht"
Wie kam es dazu?
Pander: Daran hat meine Mutter einen großen Anteil. Sie hat mir da ein bisschen Druck gemacht. Das Thema Fußballkarriere sind wir zu Hause sehr realistisch angegangen. Rückblickend bin ich auch dankbar dafür, dass ich die Ausbildung machen musste. Für die heutige Zeit sehe ich das aber auch nochmal ein wenig anders.
Was meinen Sie?
Pander: Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der die Leute oftmals nicht mehr 40 Jahre in einem Betrieb und Beruf arbeiten. Heute machen einige Jungs und Mädels nach dem Abitur ein Sabbatjahr, um sich zu orientieren. Sie fangen dann mit Anfang 20 an, sich mit einem Beruf auseinanderzusetzen. Daher ist es für mich keine verschwendete Zeit, wenn man als junger Fußballer mit 17/18 zwei Jahre hundertprozentig investiert, um an seinem Traum Profifußball zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: So schützt man sich davor, irgendwann später im Berufsleben zurückzublicken und sich zu ärgern, es nicht mit allen Mitteln probiert zu haben.
Sie sind 2001, im zweiten A-Jugend-Jahr, von Münster in die U19 von Schalke zu Norbert Elgert gewechselt. Konnten Sie von Anfang an mithalten?
Pander: Als ich ankam, war ich erst mal viel zu schlecht. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich kam als linker Stürmer her und sollte auf einmal linker Verteidiger spielen. Ich hatte noch nie etwas von einer Viererkette gehört. So hatte ich im ersten halben Jahr echte Probleme mit dem Spieltempo und der Taktik. Das war für mich alles neu. Dann habe ich mich verletzt und nach der Verletzung kam ich ein bisschen wie verwandelt zurück und habe ab Februar alle Spiele gemacht.
Christian Pander: "Dann trinkst du auch Mal einen über den Durst"
Wie haben Sie Norbert Elgert, der Spieler wie Leroy Sane, Manuel Neuer, Mesut Özil und viele weitere ausgebildet hat, erlebt?
Pander: Ich habe in diesem einen Jahr so viel gelernt, wie in den sechs bis sieben Jahren zuvor zusammen. Das war für mich ganz wichtig. Er kann dir auf eine sehr gute Art Wissen vermitteln und eben auch so, dass es hängen bleibt. Im WM-Finale 2014 standen vier Leute aus der Schalker A-Jugend auf dem Platz. Ich glaube, dass das schon echt eine Aussagekraft hat.
In dieser Phase, wo Sie den Fußball immer professioneller betrieben haben: Wie hat sich das auf Ihre privaten Freundschaften ausgewirkt?
Pander: Zunächst fanden meine Freunde es alle cool, dass es ein Kumpel von ihnen zu Schalke geschafft hat. Mit vielen habe ich auch Fußball gespielt und die waren alle, bis auf ein paar Ausnahmen, ambitioniert und haben mir das dann von Herzen gegönnt. Das ist natürlich auch was, auf das jeder im Freundeskreis stolz drauf sein kann. Dementsprechend war das für alle super, obwohl jeder wusste, dass meine Zeit für sie weniger werden würde und sie nicht mehr mit mir abends spät um die Häuser ziehen konnten.
Was Sie bis dahin gemacht haben?
Pander: Ich war ein ganz normaler Jugendlicher und habe meine Leichen im Keller. Auch ich habe Dinge ausprobiert, auf die ich im Nachhinein nicht stolz bin, ohne darauf im Detail eingehen zu wollen. Dann trinkst du auch Mal einen über den Durst. Das wird es auch noch in 50 Jahren geben. Das habe ich auch alles erlebt. Ich habe meine Erfahrungen gesammelt, um zu verstehen, dass das schon mal Spaß macht, man das aber auch nicht braucht.
Kurz nach der Unterzeichnung Ihres ersten Profivertrages in der Saisonvorbereitung 2002 haben Sie ihr Profidebüt für Schalke im UEFA-Cup im weißrussischen Gomel gegeben. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Pander: Das war natürlich ein super Gefühl. Die halbe Mannschaft wollte damals dort nicht so gerne hinfahren. Ich habe mich als junger Spieler total auf die Reise gefreut. Der Flug war allerdings eine ganz schön wacklige Angelegenheit und der Grund dafür, warum ich heute nicht so gerne fliege. Das Spiel, das wir 4:1 gewonnen haben, war für mich eine großartige Erfahrung und die Belohnung für die harte Arbeit.
Verletzungsbedingt haben Sie ihr Bundesligadebüt für Schalke erst 2004 gegen Werder Bremen gegeben. Sie liefen von Anfang an auf. Auf der Gegenseite standen unter anderem Johan Micoud und Miroslav Klose. Empfanden Sie da grenzenlose Vorfreude oder auch ein bisschen Angst, gerade bei solchen Gegenspielern?
Pander: Erst einmal mussten wir uns 65 Minuten länger warmmachen, weil es einen Stromausfall im Weser-Stadion gab. Grundsätzlich hatte ich schon Vertrauen in meine Stärken und wusste auch, wo meine Schwächen liegen. Ich glaube, wenn man das weiß, kann man auch in so einer Situation einen relativ guten Ball spielen. Aber natürlich war ich ein stückweit angespannt und nervös. Es war der Moment, auf den man die ganze Zeit hingearbeitet hat. Als der Schiedsrichter dann angepfiffen hat, war es aber auch egal, ob da Miroslav Klose auf der Gegenseite spielt. Dann willst du einfach nur das Spiel gewinnen.
2007 hattet ihr am 33. Spieltag nach einer überragenden Saison die Möglichkeit, in Dortmund Meister zu werden. Es gab ein Public-Viewing in der Arena, alles war angerichtet. Schalke hat dann 0:2 in Dortmund verloren und die Meisterschaft verpasst. Wie hat sich das angefühlt?
Pander: Für uns war es die Möglichkeit, etwas Einmaliges zu schaffen. Wir waren natürlich sehr traurig, weil wir eine Riesenchance in den Sand gesetzt hatten. In Dortmund deutscher Meister zu werden - was geileres gibt es nicht für einen Schalker. Das muss man einfach so sagen.
Sie hatten damals ja auch eine fantastische Mannschaft mit Manuel Neuer, Lincoln, Rafinha, oder Marcelo Bordon ...
Pander: Wir hatten alles. Wir hatten eigentlich auch die perfekte Saison. Zwischenzeitlich waren wir allein auf weiter Flur. Es war sportlich gesehen einer der tiefsten und traurigsten Momente in meiner Karriere. Wenn du hier in der Region jahrelang spielst und weißt, was den Fans das hier bedeutet und was sie bereit sind dem Verein zu geben, dann ist das doppelt traurig und es ärgert mich immer noch.
Christian Pander: "Bin nicht so der extrovertierte Typ, der drei Saltos macht"
In jenem Jahr haben Sie aber auch einen anderen Höhepunkt erlebt. Mit der Nationalmannschaft trafen Sie bei Ihrem Debüt im ersten Spiel im neuen Wembley-Stadion.
Pander: Das war wahrscheinlich das schönste Tor, das ich je geschossen habe. Und dann noch in so einem Spiel. Das war schon gut. Ich habe danach gar nicht so ausfallend gejubelt, weil ich nicht so der extrovertierte Typ bin, der drei Saltos macht. Außerdem bin ich schlecht ins Spiel gestartet. Relativ früh in der Partie haben wir das Gegentor bekommen, auch noch über meine Seite. Aber das war letztendlich gut, weil ich da wusste, dass ich jetzt nichts mehr zu verlieren habe. Ich habe die Flucht nach vorne angetreten.
Sie waren auf Schalke als Spieler sehr beliebt. Als Sie gegen Bayern München nach einem Kreuzbandriss ihr Comeback gefeiert haben, ist das ganze Stadion aufgestanden. Bei YouTube gibt es sogar ein Video, wie Ihnen ein weiblicher Fan zum Geburtstag einen Kuchen an den Trainingsplatz bringt. Was hat Ihnen Fannähe bedeutet?
Pander: Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Fotos machen, Autogramme schreiben: das macht man gerne und das gehört dazu. Es gibt aber auch unschöne Geschichten. Einmal standen Leute bei mir vor dem Haus, nachdem ich gerade mit Krücken aus dem Krankenhaus kam. Die Polizei klingelte dann an der Tür und hat mir gesagt, dass jemand unser Haus beobachtet. Das geht natürlich zu weit. Grundsätzlich war es aber einfach nur der Wahnsinn, was man hier auf Schalke erlebt hat. Wie die Leute den Verein hier gelebt haben und uns auch in schwierigen Zeiten unterstützt haben, da muss man einfach nur den Hut davor ziehen. Ich weiß nicht, ob es sowas in Deutschland oder gar auf der Welt noch einmal gibt.
Als Fußballer auf Schalke und in der Nationalmannschaft waren Sie ein Star. Wie sind Sie mit dem Thema Berühmtheit umgegangen?
Pander: Ich mochte das persönlich überhaupt nicht. Das sieht man auch daran, dass ich jahrelang keine Social-Media-Accounts hatte. Das Bad in der Menge war nichts für mich. Ich war gerne mit den Leuten zusammen, die mir guttun. Ich wollte auch nicht hochgejubelt werden. Denn mir war klar, dass die Menschen, die dich hochjubeln, auch die sind, die dich fallen lassen, wenn es mal nicht so läuft. Gerade rund um das Wembleytor wollten die Medien ganz tief in mein Privatleben eindringen. Dem habe ich einen Riegel vorgeschoben. Dann habe ich den Menschen mit der Musik mein Hobby zum Quatschen gegeben. So haben sie mich dann privat in Ruhe gelassen, denn ich wollte nie eine Fotolovestory mit meiner Partnerin machen. Mein Privatleben ist meins.
Dann lassen Sie uns doch mal über Musik reden. Sie haben zu Spielerzeiten das Hip-Hop-Label Hood Production gegründet. Das bekannteste Lied von Ihnen ist "Meine Story", das immer noch viele hören. Überrascht Sie das?
Pander: Ja total, ich kriege heute immer noch Nachrichten von Leuten, die sagen, dass es bei ihnen im Auto läuft. Das ist völlig geisteskrank (lacht). Grundsätzlich finde ich es auch immer noch ganz cool. Wir haben das damals einfach nur so aufgenommen. Musik war für mich immer Hobby und Spaß. Es war auch nichts, bei dem ich gesagt habe, dass das so toll ist, dass es alle hören müssen. So gut war es dann auch nicht.
Christian Pander: Als sein Lied im Sportstudio lief, bekam er Schweißausbrüche
Und wenn Sie es jetzt hören - möchten Sie, dass es einfach vorbei ist, schämen Sie sich jetzt sogar ein wenig dafür?
Pander: Ich verbinde damit ein ganz peinliches Erlebnis. Ich war einmal im Sportstudio eingeladen. Sie haben mir nichts gesagt und dann war "Meine Story" in der Sendung mein Einlauflied. Ich bekam sofort Schweißausbrüche. Dieses Interview war damit schon vor Beginn für mich beendet. Das ist immer komisch. Wenn wir jetzt ein Spiel von mir schauen würden, hätte ich gar kein Problem damit, weil kicken kann ich. Aber Musik war mein Hobby und da habe ich mich nicht so sicher gefühlt. Ich war eben Hobbymusiker.
Welchen Hip-Hop-Künstler haben Sie am liebsten gehört?
Pander: Ich habe damals wie heute sehr vielen deutschen Hip-Hop gehört. Absolute Beginner, Stieber-Twins oder RAG. Kool Savas habe ich immer gehört habe und wahrscheinlich werde ich ihn auch immer hören. Er hat ja mal angefangen mit Musik, die nicht jugendfrei war, hat sich aber gewandelt. Für mich ist er einer der besten Rapper in Deutschland, wenn nicht sogar der Beste. Aber grundsätzlich höre ich alles querbeet, auch Samy Deluxe oder andere, die man vielleicht nicht so kennt.
Nervt es Sie manchmal eigentlich, dass Ihre Musik immer so ein großes Thema war?
Pander: Nein. Was mich immer nur genervt hat war, wenn Leute irgendwelche Artikel geschrieben haben mit Titeln wie 'Der Fußballer macht jetzt Musik´ und das so darstellten, als hätte ich die Absicht gehabt, Musikstar zu werden. Ich wollte damit nie Geld verdienen oder die Leute begeistern. Dann kriegst du auf einmal Bewertungen von wegen, , der soll aufhören, Musik zu machen. Da kann ich einfach nur darüber lachen. Das wäre genauso, wie wenn ich als Profifußballer zu Amateurkickern gehen und sagen würde: 'Hört auf zu kicken, denn ihr könnt es nicht.' Das kann man ja nicht machen. Diese Leute haben den Sinn gar nicht verstanden und sollten da noch einmal darüber nachdenken ...
Zurück zum Profifußball. Nach zehn Jahren Schalke mit vielen Verletzungen aber auch überragenden Freistößen haben Sie den Verein im Sommer 2011 verlassen. Wie ist ihr Fazit zu einem Jahrzehnt in Königsblau?
Pander: Eigentlich nur positiv. Wenn ich zurückblicke, schaue ich mir lieber nur die positiven Sachen an. Oft kennt man das ja von längeren Beziehungen: man schaut zurück und sieht nur das Schöne. Bei meiner Karriere halte ich es genauso, auch wenn grundsätzlich auch die Verletzungen dazu gehören. Insgesamt war es für mich eine geile Zeit.
Dabei war die Zeit vor Ihrem Abschied nicht die Allerschönste, oder?
Pander: Ja, Anfang des Jahres hatten wir uns mit Felix Magath auf eine Vertragsverlängerung um drei Jahre geeinigt. Felix Magath wurde dann entlassen und das Angebot vom damaligen Manager Horst Heldt erst mal zurückgezogen. Ich hatte mich vorher am Fuß verletzt und bin auch kein Träumer. Mir war auch klar, dass ich in den zehn Jahren auf Schalke aufgrund meiner Verletzungen sehr weit von der maximalen Anzahl an Spielen entfernt war. Dann wurde aber erst ein neuer Spieler verpflichtet und mir dann eine Art "Pseudoangebot" für ein weiteres Jahr vorgelegt, um in der Öffentlichkeit nicht schlecht dazustehen. Ich hätte es schön gefunden, wenn man offen und ehrlich mit mir gesprochen hätte. So fand ich es uncool nach zehn Jahren im Verein. Für mich hatte das aber nichts mit Schalke 04 zu tun, sondern ausschließlich mit den handelnden Personen. Deswegen ist dieser Verein auch immer noch ganz tief in meinem Herzen.
Nach Schalke waren Sie noch vier Jahre bei Hannover 96. Zwei davon waren sehr erfolgreich mit viel Spielzeit und europäischen Auftritten. Wie blicken Sie zurück?
Pander: Gerade das erste Jahr war für mich super erfolgreich. 44 Pflichtspiele in einer Saison habe ich vorher nie geschafft. Dementsprechend war das sehr schön. Ich war super fit zu diesem Zeitpunkt. Damals hatte ich immer nur kleine Blessuren, was sicher auch daran lag, dass ich bei 96 mit Mirko Slomka einen alten Trainer getroffen habe. Beide Seiten wussten von Anfang an, was sie voneinander erwarten können. Es war klar, dass ich in einigen Trainingseinheiten anders belastet werden muss als andere Spieler. Das war in den Jahren zuvor auf Schalke vielleicht etwas vergessen worden. Wenn wir da Trainer hatten, die gesagt haben, 'wir gehen jetzt ins Parkstadion und laufen die Treppen eine halbe Stunde rauf und runter´, dann war das für mich mit meinem Knie nicht optimal.
Christian Pander: "Nicht nur Felix Magath macht Treppenläufe"
Da fällt einem natürlich direkt ein Trainer ein ...
Pander: Auf jeden Fall! (lacht)
Felix Magath.
Pander: Ja natürlich. Aber dann ist auch klar, dass ich einen Tag später Knieprobleme habe. Deswegen war es ganz cool, dass wir das in Hannover anders geregelt haben. Wenn wir solche Übungen dort gemacht haben - denn nicht nur Felix Magath macht Treppenläufe, sondern auch Mirko Slomka, weil das einfach gut für die Fitness ist - dann habe ich beispielsweise normale Läufe gemacht. Mirko Slomka war ein Trainer, der das verstanden hat.
2015 haben Sie Ihre Karriere nach zwei Jahren mit vielen Verletzungen schließlich beendet. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?
Pander: Das war nicht so schwer. Mein Körper hat mir Zeichen gegeben, die ich nicht ignorieren durfte. Ich wollte immer meine Karriere so zu beenden, dass ich danach noch mit meinem Sohn im Garten Fußball spielen könnte. Ich hatte nicht die Ambitionen zu sagen, ich kicke jetzt so lange, bis mein Knie auseinanderfällt. Ich wusste um die Problematik, deswegen war es eine Entscheidung aus voller Überzeugung.
Heute arbeiten Sie als Mentaltrainer für Sportler. Darunter kann man sich sehr viel und gleichzeitig sehr wenig vorstellen. Was genau machen Sie da?
Pander: Ich habe zunächst eine Weiterbildung gemacht zum Mentaltrainer und Anfang 2019 mit einem guten Bekannten von mir eine Firma gegründet. Inhaltlich ist Mentaltraining Kopfsport. Mein Aufgabengebiet bei uns ist das Sportmentoring. Das heißt, ich bringe in den Gesprächen meine Erfahrungen mit ein, um auf die Probleme, die Sportler aus verschiedenen Disziplinen haben, einen Blick von außen zu werfen. Ich denke, Mentaltraining wird sich auch in Deutschland immer mehr durchsetzen. In den USA hatten die Chicago Bulls in ihren besten Zeiten ganze Mental-Trainingseinheiten. Dort ist es nicht mehr wegzudenken. Physisch sind Sportler schon perfekt ausgelastet. Mental ist da aber noch Potenzial.
Was für Techniken wendet ihr dabei beispielsweise an?
Pander: Da gibt es zum Beispiel 'wingwave´. Das ist ein Muskeltest, bei dem eine Person eine Aussage tätigt und man anhand der Muskelspannung sehen kann, ob diese Aussage Stress bereitet. Wenn man zum Beispiel lügt, hat man dabei nicht so viel Power, weil man weiß, dass man lügt und so unterbewusst gestresst ist. So kann man ganz viele Dinge herausfinden. Wir haben zum Beispiel bereits Spieler gehabt, die sich auf bestimmten Untergründen verletzt haben. Das haben sie in ihrem Unterbewusstsein gespeichert und fühlen sich 20 Kilogramm schwerer, wenn sie wieder auf diesem Untergrund trainieren. Solche Problematiken können wir bearbeiten. Das klingt verrückt und ein bisschen nach Hokuspokus, ist aber ganz einfach und wissenschaftlich erwiesen.