Agrarsubventionen: Je größer die Fläche, desto mehr Geld fließt

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Kleinere Bauernhöfe können mit den EU-Subventionen zwar keine Reichtümer aufbauen. Die Zahlen zeigen jedoch: Wer kräftig investiert wird mitunter auch kräftig unterstützt.

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Die Ziegenmilch-Molkerei Monte Ziego hat eine Anlage zur Herstellung von Ziegenmilchpulver errichtet. Dafür hat sie einen hohen Investitionszuschuss erhalten. Foto: Janina Ruth
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Großes Geld für große Flächen Foto: Armin Weigel

Das Land Brandenburg ist der größte Empfänger von EU-Agrarhilfen in Deutschland. Das zeigt eine Auswertung der Daten für 2019, die die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung jetzt im Internet veröffentlicht hat. Die Milliarden aus dem EU-Haushalt für die Landwirtschaft fließen häufig nicht an Bauern, sondern an Firmen – und an den Staat.

Mit Abstand größter Empfänger in Südbaden ist die Biopulver GmbH in Teningen. Sie hat im Wirtschaftsjahr 2019 (16. Oktober 2018 bis 15. Oktober 2019) 2,2 Millionen Euro aus EU-Mitteln erhalten. Das ist ein Investitionszuschuss. Martin Buhl, der Chef der Ziegenmilch-Molkerei Monte Ziego, hat eine Anlage zur Herstellung von Ziegenmilchpulver errichtet. "Das ist mit einer Summe von mehr als 30 Millionen Euro wahrscheinlich das größte landwirtschaftliche Investitionsprojekt in Baden-Württemberg", sagt er. In die gleiche Kategorie fällt eine Investition der Molkerei Schwarzwaldmilch am Standort Offenburg. Sie bekam dafür 274.000 Euro.

Zahlen werden seit 2008 veröffentlicht

Zweitgrößter regionaler Empfänger ist der Obstgroßmarkt in Oberkirch. Er bekommt diesmal 1,4 Millionen Euro. Die Genossenschaft rangiert unter den großen Empfängern, seit die Agrarzahlungen 2008 erstmals öffentlich gemacht wurden. Aus dem EU-Agrarfonds würden nicht nur die Einkommensunterstützungen für die Landwirte bezahlt, sondern auch Maßnahmen, die der besseren Vermarktung der Produkte dienten, erklärt Hubert God vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV).

Deswegen tauchen auch Kellereien wie der Badische Winzerkeller in Breisach in der Liste der Empfänger auf. Größter Nutznießer dieser Regelung bundesweit ist die Landgard Obst & Gemüse GmbH. Der Händler hat seinen Sitz in Straelen am Niederrhein. Die Firma bekam 6,2 Millionen Euro.

Auch Biobetriebe erhalten Fördergelder

Größter einzelner Empfänger von Subventionen bundesweit ist das Landesamt für Umwelt in Potsdam. Es hat der EU-Statistik zufolge im vergangenes Jahr mehr als 20 Millionen Euro erhalten. Das ist einsame Spitze. Mit 10,2 Millionen Euro rangiert das Ministerium für Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 2. Über Landesbehörden oder -betriebe würden in der Regel Naturschutz- und Umweltprogramme abgewickelt, sagt BLHV-Experte God. Auch der Hochwasserschutz spiele ein Rolle, und in Norddeutschland der Deichbau. Das erkläre die hohen Summen.

Insgesamt fließen von den rund 59 Milliarden Euro, die die EU pro Jahr für die Landwirtschaft ausgibt, 6,35 Milliarden Euro nach Deutschland. Davon entfallen rund fünf Milliarden auf die direkte Einkommensstützung der Landwirte. 1,35 Milliarden dienen der ländlichen Entwicklung. Auch Biobetriebe erhalten aus diesem Topf Fördergelder.

41.000 Empfänger in Baden-Württemberg

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) betrugen die Direktzahlungen 2018 im Schnitt 281 Euro pro Hektar. Zudem werden in Deutschland für die ersten 30 Hektar je 50 Euro mehr an Direktzahlungen und für weitere 16 Hektar je 30 Euro zusätzlich gezahlt.Während ein Hof mit 50 Hektar jährlich so rund 16.000 Euro Einkommensunterstützung erhält, bringt es ein Großbetrieb von 1000 Hektar auf fast 300.000 Euro.

Die Umweltschützer von Greenpeace kritisieren in diesem Zusammenhang, dass vor allem große Landbesitzer von diesen Zahlungen profitieren. "Die Aldi-Erben haben im vergangenen Jahr so viel Land gekauft, dass sie dafür jährlich über 900.000 Euro Steuergelder als Bonus erhalten", heißt es in einer Mitteilung. Große Betriebe in Nord- und vor allem Ostdeutschland profitieren von dieser Regelung. Bemühungen, sehr hohe Zahlungen zu begrenzen, sind in der Vergangenheit gescheitert.

Nach Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums sind 2018 an 41.000 Empfänger in Baden-Württemberg rund 411 Millionen Euro an EU-Gelder geflossen. Größtes Empfängerland ist Frankreich mit mehr als neun Milliarden Euro vor Spanien mit knapp sieben Milliarden. Dann folgt Deutschland.

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