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Im Büro sitzt Andreas Mock, an der Kleidung unschwer zu erkennen, nur zu einem Teil seiner Arbeitszeit. Der Bauunternehmer braucht auch eine Lagerhalle für seine Geräte. Doch nach einer Gemeinderatssitzung Ende April sieht es damit schwierig aus – und dann schwebt auch noch ein Mauschel-Vorwurf im Raum. © Sabine Hermsdorf-Hiss

„Ich bin dagehockt wie ein Depp“ - Schäftlarner Ex-Gemeinderat bangt um seine Firma

Debatte um Gewerbegebiet

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Sein Mietvertrag läuft aus, doch der neue Standort hängt nach einer Gemeinderatsentscheidung in der Luft: Ein Bauunternehmer aus Schäftlarn hat deshalb ein Problem. 

Schäftlarn – Wie es mit seiner Firma weitergehen soll, weiß Andreas Mock nicht. Seit 2001 ist der Schäftlarner als Bauunternehmer tätig. Ebenso lange läuft ein Mietvertrag für eine Halle an der Starnberger Straße, die der Unternehmer als Lager für Schalungen, Gerüste, Fahrzeuge und andere Materialien nutzt. Nur: Die wurde im Laufe der Jahre zu klein, sodass Mock bereits vor acht Jahren begann, sich im Gemeindegebiet nach einer Alternative umzusehen. Allerdings bisher ohne Chance. Nun wurde ihm die Halle zum Jahresende gekündigt.

Grüne wollen Option für Mehrzweckhalle

Seine Hoffnung setzte Mock, der fast nur in und um Schäftlarn arbeitet, auf eine Parzelle (Größe rund 2000 Quadratmeter) in dem neu auszuweisenden Gebiet nördlich der Straße Am Wagnerfeld. Doch es kam anders: In der letzten Sitzung des alten Gemeinderates stand die Beratung und der Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für besagtes Gewerbegebiet auf der Tagesordnung. Die Grünen stellten jedoch den Antrag, diesen Punkt abzusetzen oder zu vertagen. Ihre Begründung: Wird das Areal als Gewerbegebiet festgesetzt, ist keine andere Nutzung, beispielsweise für eine Sporthalle, mehr möglich. Auch wurde moniert, dass es bereits von einem Gewerbetreibenden einen Antrag auf Kauf einer Teilfläche gibt. „Eine Vergabe“, ist in der Antragsbegründung zu lesen, „halten wir ohne transparente Vergabekriterien für bedenklich, besonders mit dem Hintergrund, dass es mehrere Bewerber gibt.“

Mock wehrt sich gegen Mauschel-Vorwurf

Zudem war eben dieser Bewerber zum damaligen Zeitpunkt noch Mitglied des Gemeinderates. Sein Name: Andreas Mock. Der Gemeinderat entschied sich zwar gegen eine Vertagung, aber auch nicht für eine Bebauungsplanaufstellung – die Abstimmung endete mit einem Patt. Für Ex-Gemeinderat Mock hat die Gesamtsituation allerdings noch einen weiteren Beigeschmack: „Es ist der Eindruck entstanden, wir, sprich die CSU und ich, hätten versucht, etwas zu mauscheln.“ Dies weist er mit Nachdruck von sich. Ursprünglich war die Fläche im Flächennutzungsplan als Fläche für Allgemeinbedarf vorgesehen. „Doch ist besagtes Grundstück seit dem Abschluss der Planungen für das Feuerwehrhaus und den Bauhof vor rund zwei Jahren als Gewerbefläche eingetragen“, bestätigt Bürgermeister Christian Fürst (CSU). Dies hatte der Gemeinderat damals mehrheitlich beschlossen.

Er hätte sein Mandat niedergelegt

Zur Verfügung stehen rund 4000 Quadratmeter, die, um Gewerbe ansiedeln zu können, mit einem Bebauungsplan neu überplant werden müssen. Mock sah hier eine Chance, und fragte im November 2019 bei der Verwaltung und dem damaligen Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) an, ob es zu einem einen Konflikt kommen könnte, wenn er sich bewerbe. „Ich bot an, mein Mandat vorzeitig abzulegen.“ Die Antwort seitens der Verwaltung: „Gemeinderatsmitglieder werden weder bevorzugt noch benachteiligt.“

Der Bauunternehmer fuhr zweigleisig: Zum einen bat er in einem Schreiben um eine schnelle Entscheidung, zum anderen suchte er in der Umgebung weiter. Er fand einen geeigneten Platz in Baierbrunn, zögerte aber mit der Zusage – und stellte im März 2020 einen Antrag auf Erwerb eines Gewerbeflächenteilstückes. Die zurückkommenden Signale waren positiv und Mock sagte daraufhin seine Option in Baierbrunn ab. Erste Verhandlungsgespräche folgten, Mock arbeitete mit Hilfe einer Planerin eine mögliche Aufteilung aus.

„Ich bin dagehockt wie ein Depp“

„Dann kam die Sitzung am 22. April mit dem Antrag auf Vertagung und entsprechender Begründung – und ich bin dagehockt wie ein Depp. Und vor allem: Jetzt habe ich gar nichts mehr.“ Fürst kann noch nicht absehen, wann der Tagesordnungspunkt erneut behandelt wird, schätzt aber, dass dies in der Juni-Sitzung sein wird. Fürst sagt: „Der Vorwurf der Mauschelei ist nicht gerechtfertigt.“ Nun wird für ihn die Zeit knapp.

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