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Interview | Globales Online-Filmfestival "We are one"

"Wir wollen Solidarität mit den Filmschaffenden zeigen"

Audio: rbbKultur | 28.05.2020 | Interview mit Mariette Rissenbeek

Die Kinos sind noch geschlossen, Filmfestivals abgesagt. Die Berlinale und 20 andere Festivals veranstalten nun ab Freitag ein kostenloses Online-Filmfestival. Ein Interview mit Berlinale-Chefin Mariette Rissenbeek.

rbb: Frau Rissenbeek, warum beteiligt sich die Berlinale an dem Online-Filmfestival "We are one"?

Mariette Rissenbeek: Das ganz Besondere an diesem Festival ist, dass 21 Festivals mitmachen und dass es ein Verbund von Festivals ist. Und auch genau das ist der Grund, weshalb wir mitmachen. Es soll unsere Solidarität mit den Festivals und den Filmschaffenden zeigen, die wegen der Corona-Pandemie leider in diesem Jahr nicht physisch stattfinden können.

Zur Person
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Mariette Rissenbeek hat die Berlinale in diesem Jahr zum ersten Mal als Geschäftsführerin verantwortet gemeinsam mit Carlo Chatrian. Sie wurde 1956 in den Niederlanden geboren und studierte Deutsche Sprache und Literatur, Theaterwissenschaften und Soziologie an der Rijksuniversiteit Utrecht und der Freien Universität Berlin.

Inwieweit haben Ihnen bei der Organisation des Festivals Ihre Berlinale-Erfahrungen oder auch Ihre Erfahrung aus der Filmproduktion geholfen?

Wir mussten nicht die ganze Produktion auf die Beine stellen, sondern Beiträge liefern. Es war aber natürlich gut für uns, selber zu verstehen, was wollen wir beitragen und was wollen wir zeigen? Und deshalb sind auch zwei der Beiträge, die wir liefern, Gespräche zwischen Filmschaffenden geworden. Für uns ist die Berlinale auch ein Festival des Austausches mit den Zuschauern und zwischen den Filmemachern. Diese Aspekte wollten wir unbedingt reinbringen.

Aber es werden auch Filme gezeigt, die auf der Berlinale liefen?

Genau. Eigentlich muss ich zugeben, dass ich fast meinen Lieblingsfilm aus den frühen 1980er Jahren ausgesucht habe. Ulrike Ottinger hat in diesem Jahr eine Berlinale-Kamera bekommen. Sie hat 1979 den Film "Bildnis einer Trinkerin" mit Tabea Blumenschein gemacht. Und es war damals, als ich nach Berlin kam, ein Film, der mich sehr beeindruckt hat und der auch in meinen Augen zeigt, wie facettenreich Berlin ist, was Berlin ausmacht. Und wir fanden, dass der Film ein perfektes Beispiel für die Berlinale ist.

Ist das Engagement der Berlinale auch ein Zeichen für das deutsche Kino?

Ja, schon. Ich gebe zu, dass ich vorher den deutschen Film im Ausland vertreten habe und mich mit diesen Filmemachern und auch insbesondere mit Ulrike Ottinger immer sehr verbunden fühle.

Die große Frage, die sich Filmfreunde derzeit stellen ist, wird sich das Kino erholen können. Was ist Ihre Hoffnung?

Meine Hoffnung ist, dass das Kino natürlich überlebt. Wahrscheinlich wird es in einer etwas anderen Form überleben. Vielleicht gibt es nicht mehr eine große Anzahl der bisherigen Kinos, sondern ein paar Kinos weniger. Das kann man noch nicht voraussagen. Ich hoffe natürlich nicht, dass Kinos zumachen müssen.

Aber ich bin ganz sicher, dass auch künftig Kino leben wird. Meine große Hoffnung ist, dass das junge Publikum das Kino wiederentdeckt. Und vielleicht kann das Projekt "We are one" dazu beitragen, dass Leute, die im Moment vor allem im Internet unterwegs sind, neugierig gemacht werden und beim nächsten Mal wieder einen Film im Kino schauen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Mariette Rissenbeek führte Peter Claus für rbbKultur. Der Text ist eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbbKultur, 28.05.2020, 16:10 Uhr