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Innerhalb der jährlichen Wartung der historischen Hildebrandt-Orgel der Naumburger Stadtkirche St. Wenzel baut Jan Werner Registerzugstangen ein. Der Orgelbauer ist mit dem Instrument bestens vertraut.Foto: Torsten Biel
Wenzelskirche

Koppeln und Manubrien

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   •  Die historische Hildebrandt-Orgel in Naumburg wird derzeit gewartet.
   •  Warum dabei auch ein Papier- und Schriftrestaurator zum Einsatz kommt.
   •  Wann das Instrument wieder in einem Gottesdienst erklingen wird.

Naumburg - Die Hildebrandt-Orgel in der Naumburger Wenzelskirche ist seit Monaten stumm geblieben. Konzerte hat es wegen der Corona-Beschränkungen nicht gegeben. Im Moment kann der Besucher der Wenzelskirche aber vereinzelt schon Töne hören. Die Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen führt die jährliche Wartung des Instruments durch. Dabei erfolgt unter anderem das Regulieren des Tiefganges der Tasten - also, wie weit sie sich mit welchem Druck nach unten drücken lassen.

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Kaspar Matti von der Bautzener Orgelbaufirma Eule regelt die sogenannten Koppeln, die verschiedene Teile des Instruments miteinander verbinden.Foto: Torsten Biel

Eingestellt und justiert werden auch die sogenannten Koppeln. Die Mechanik ermöglicht es, an der Klaviatur Hauptwerk, Oberwerk und Rückpositiv der Orgel miteinander zu verbinden oder - in der Fachsprache gesagt - zu koppeln. Diese Arbeit erlernt gerade Kasper Matti. Der junge Mann hat den Beruf des Orgelbauers für sich entdeckt. Schon im ersten Lehrjahr kann er die weltberühmte Hildebrandt-Orgel kennenlernen. Sein Ausbilder Jan Werner kennt sich wohl nach Hildebrandt, der die Orgel 1746 erbaute, wie kein anderer mit diesem Instrument aus.

An der jahrelangen Restaurierung in den 1990er-Jahren war Werner maßgeblich beteiligt, hat wohl fast jedes Teil des Instrumentes schon einmal in der Hand gehabt. Die Jahreswartung nutzt er, um die 60 Register-Zugstangen wieder einzubauen. Der Ausbau war notwendig geworden, weil die Manubrien restauriert wurden. Manubrien sind die schwarzen Griffe, mit denen der Organist beim Spielen die einzelnen Register zu- oder abschaltet.

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Restauriert wurde die Beschriftung der sogenannten Manubrien.Foto: Torsten Biel

Diese Manubrien sind entsprechend beschriftet. An vielen Kirchen befindet sich diese oft neben den Griffen. Anders an der Hildebrandt-Orgel: Da sind die Knaufe in einer Vertiefung mit beschriftetem Papier beklebt. Schrift und Papier sind noch Originale aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein Papier- und Schriftrestaurator hat sich den Zeitdokumenten angenommen, sie gereinigt und mit einem speziellen Lack gegen Verschmutzungen und Handschweiß konserviert.

Erstmals wird die Orgel wieder am Pfingstsonntag im Gottesdienst und dann am Sonnabend, 6.Juni, mit einem Mittagskonzert erklingen. Zunächst aber für maximal 88 Besucher.