Polizeigewalt in Minneapolis
Polizei verhaftet CNN-Reporter – Ausschreitungen gehen weiter
by sda/ap/fulu/rehr;eglc- In Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota hat die Polizei vor laufender Kamera einen CNN-Reporter verhaftet.
- In der Stadt kommt es zu heftigen Ausschreitungen, Protestierende haben eine Polizeistation angezündet.
- Der zuständige Gouverneur hat die Nationalgarde mobilisiert und den Notstand ausgerufen.
- Auslöser war der brutale Polizeieinsatz eines weissen Polizisten gegen den Afroamerikaner George Floyd. Er ist nach dem Einsatz gestorben.
Während einer Liveschaltung nahm die Polizei den CNN-Reporter in Gewahrsam. Zuvor war zu sehen, wie sich der Reporter kooperativ verhalten hatte. Er gab sich als CNN-Reporter zu erkennen und bot an, die Berichterstattung von einem anderen Ort durchzuführen. Die Polizisten reagierten nicht auf das Angebot und nahmen den Mann stattdessen fest.
In der Stadt Minneapolis kommt es weiterhin zu heftigen Ausschreitungen. Ein Polizeisprecher hat bestätigt, dass die Mitarbeiter der in Brand gesteckten Polizeistation «im Interesse der Sicherheit unseres Personals» die Polizeistation verlassen hatten. Ein Livestream-Video zeigte, wie die Demonstranten das Gebäude einnahmen und Feuer legten.
Der Gouverneur des Bundesstaats Minnesota hatte bereits zuvor die Nationalgarde mobilisiert. Diese twitterte nur Minuten, nachdem die Polizeistation in Flammen stand, dass sie mehr als 500 Soldaten aktiviert habe.
Ausschreitungen und Plünderungen
Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd am Montag war es in Minneapolis in der Nacht auf Donnerstag zu schweren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. In der Anordnung des Gouverneurs hiess es, friedliche Demonstrationen seien weiterhin erlaubt. Die Ausschreitungen und Brandstiftungen bedrohten aber die Sicherheit friedlicher Demonstranten.
Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstranten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Todeskampf, das sich wie ein Lauffeuer auf sozialen Medien verbreitete: Ein weisser Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des 46-Jährigen, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte der Afroamerikaner: «Ich kann nicht atmen.» Er starb kurz danach in einem nahen Spital.
Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen, aber bislang weder festgenommen noch angeklagt.
Ermittlungen haben höchste Priorität
Die Bundespolizei FBI und die örtliche Staatsanwaltschaft erklärten am Donnerstag, den Ermittlungen und einer möglichen Anklage werde «höchste Priorität» gegeben. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump eine beschleunigte Untersuchung des Vorfalls versprochen. Trump sagte am Donnerstag im Weissen Haus, er habe sich das Video angeschaut. «Das war eine sehr schlechte Sache, die ich gesehen habe.»
Trump will hart gegen Plünderer vorgehen
Trump schrieb auf Twitter, die Randalierer würden das Andenken von George Floyd entehren. Er werde das nicht zulassen. Weiter drohte er damit, das Kommando über die Nationalgarde zu übernehmen. Er schrieb: «Wenn die Plünderungen beginnen, wird geschossen.» Twitter hat den Tweet mit einem Warnhinweis versehen, da dieser Gewalt verherrliche.
Der örtliche FBI-Vertreter Rainer Drolshagen äusserte Verständnis für die «extreme Frustration, Wut und Traurigkeit» über den Vorfall und sicherte eine umfassende Aufklärung zu. «Zu sehen, was auf unseren Strassen in Minneapolis und St. Paul und einigen unserer Vororte passiert, bricht mir das Herz.»