Marathonläufer

Statt Rotterdam einmal rund um Eitorf

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Eitorf - Nicht jeder würde sich darüber freuen, doch es ist schon ein besonderes Geschenk. Langstreckenläufer Jörg Löhr hat seinem Freund und Trainingspartner Carlos Maia zum Geburtstag einen Marathon geschenkt.

Aber nicht irgendeinen, es ist eine Runde um die Gemeinde, immer hart an der Grenze zu den Nachbarkommunen. Tatsächlich ist es ihm gelungen, eine Strecke zu planen, die an der Alzenbacher Brücke startet und nach 42,195 Kilometer genau dort auch wieder endet.

Sie ist schon zu Corona-Zeiten entstanden. Ursprünglich gab es die Idee, sie am Jubeltag gemeinsam anzugehen. Aber beide haben sich darauf verständigt, auf das Minigruppen-Erlebnis zu verzichten. Stattdessen hat Löhr den Lauf inzwischen allein absolviert, nachdem er zuvor jeweils die halbe Runde angegangen war.

„Zuletzt sind wir am 15. März in der Gruppe gelaufen“, erzählt der promovierte Biochemiker. Dabei hatte er sich für 2020 eine ganze Menge vorgenommen. Nach den World Marathon Majors mit unter anderem Chicago, New York, Boston und Tokio 2017, zwölf Marathons, für jeden Monat einen im Jahr 2018 und vielen Wettbewerben in Holland sowie einen Ultralauf über 73,3 Kilometer über den Rennsteig „sollte es dieses Jahr die Mischung werden“.

Viele Läufe in den Niederlanden geplant

Löhr wollte zum Beispiel noch mal das Lied „Auld Lang Syne“ hören, das ihm beim Jungfrau-Marathon eine Gänsehaut verpasst hatte. Eine Reihe von Halbmarathons überall in Europa hatte er schon angepeilt. Und vor allem wollte er viel in den Niederlanden erleben.

Begeistert denkt er an Rotterdam. „So was habe ich noch nie erlebt, auf drei Vierteln der Strecke werden die Sportler von der Menschenmenge angefeuert.“ Auch Zwolle hat ihn begeistert. „Auf der sieben Kilometer langen Runde, die für den Halbmarathon dreimal absolviert werden muss, gibt es 25 Musikspots.“

Aber es ist alles abgesagt worden. „In dieser Zeit kann ich das erstmal begraben, und wie das wiederkommt, das wissen wir noch gar nicht.“

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Immer hart an der Gemeindegrenze verläuft der Marathon, der ein Geburtstagsgeschenk für Laufkumpel Carlos Maia ist.Foto: Jörg Löhr

1997 hatte Löhr seinen ersten Marathon in Köln absolviert, seine Bestzeit steht bei drei Stunden und 14 Minuten. „Die Adrenalindusche beim Zieleinlauf mag ich“, erzählt der 57-Jährige. Aber er ist nicht nur Straßenläufer, er geht auch gern in den Wald, sucht sich kleine Trails.

„Ich bewege mich zwischen den beiden Welten.“ So hat er für die Corona-Pause ein neues Projekt. „In Köln gibt es einen Sportler, der läuft every single street, also jede Straße“, beschreibt er seine Idee, „ich mache daraus every single trail, also jeden kleinen Pfad, der auf der Karte zu sehen ist.“ Sein Credo ist: „Lauf für dich selbst. Das beruhigt mich, das macht mich kreativ.“

Auf organisierte Läufe muss er gleichwohl nicht verzichten, sie finden virtuell statt. Viele Teilnehmer verzichten auf die Rückerstattung der Beiträge, die sie den Veranstaltern schon gezahlt haben. Diese schicken dafür die Startnummern und Apps, die Sportler machen sich am Veranstaltungstag selbst auf den Weg und dokumentieren ihre Ergebnisse.

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Sein neues Projekt „Every single trail“ geht der Ultraläufer mit seinen Lieblingslaufschuhen an.Foto: Ralf Rohrmoser-von Glasow

Die Urkunden werden anschließend zugesandt. So bleibt die Gemeinschaft erhalten, wenn auch für eine Weile nur in der digitalen Welt.

Den Rennsteig hat er so gemeistert, gemeinsam mit Maia, der seinen ersten Ultra-Marathon anging. Statt Schmiedefeld im Thüringer Wald war der Kölner Dom das Ziel, statt Wartburg war es die Burg Blankenberg.

Löhr machte nach gut 65 Kilometern Schluss, Maia hängte noch eine Runde bis Köln-Mülheim dran und brachte es auf stolze 73,9 Kilometer, die komplette Rennsteig-Distanz. Zum Abschluss gönnten sich die beiden dann ein Thüringer Bier.

Anfang Mai beteiligte sich Löhr am Lauf„wings for life“, in den vergangenen Jahren noch in Wien, dieses Mal in Eitorf und Windeck. 77.000 Menschen waren dabei, die insgesamt rund 2,8 Millionen Euro für die Behandlung von Rückenmarkserkrankungen spendeten.

Das Besondere an diesem Lauf: Eine halbe Stunde nach dem Start fährt ein „Fängerwagen“ mit 13 Stundenkilometern los. Der erhöht seine Geschwindigkeit kontinuierlich, die Ziellinie holt jeden irgendwann von hinten ein. Gute 26 Kilometer hat Löhr geschafft. Immerhin hat er unterwegs fünf Leute aus Eitorf getroffen, die gleichzeitig auf der Strecke waren.