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APA/HELMUT FOHRINGER

Eine unnötige Nervenschlacht auf Kosten der Mitarbeiter

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Die Vorgänge rund um die gescheiterten Verhandlungen für einen neuen Kollektivvertrag bei Laudamotion werfen ein schlechtes Licht sowohl auf das Unternehmen als auch auf die Gewerkschaft. Bei Letzterer ist nun genau zu prüfen, ob nicht die eigenen Interessen überwogen haben.

Es ist kein sehr würdiges Schauspiel, das die zum irischen Billigflieger gehörende heimische Fluglinie Laudamotion auf der einen und die für sie zuständige Gewerkschaft Vida auf der anderen Seite seit einem Monat abliefern. Im Streit über einen neuen Kollektivvertrag wurde wochenlang wichtige Zeit ungenutzt verstreichen gelassen. Erst als die Laudamotion-Mitarbeiter gegen ihre eigene Gewerkschaft auf die Straße gegangen waren, kam es schließlich zu Bewegung. Und am letzten Tag vor dem bereits um eine Woche verlängerten Ultimatum für die Schließung der Basis in Wien fanden dann auch endlich die ersten wirklichen Verhandlungen statt, die sich am Donnerstag bis in die Nacht zogen - und dann für gescheitert erklärt wurden.

Inhaltlich gibt es für beide Seiten nachvollziehbare Argumente. So ist es die Aufgabe der Gewerkschaft, darauf zu achten, dass Löhne, die zu sogenannten Working-poor führen, nicht die kollektivvertragliche Legitimation erhalten. Laudamotion wiederum kämpft seit Anbeginn mit hohen Verlusten und befindet sich derzeit in der heftigsten Krise der Luftfahrtindustrie, die es seit dem Beginn der modernen Zivilluftfahrt gegeben hat. Hier ist es durchaus verständlich, dass auch bei den Mitarbeitern auf Einsparmöglichkeiten gepocht wird.

Diese Interessen gilt es in Verhandlungen auszugleichen. Schuld an der wochenlangen Verzögerung ebendieser Verhandlungen waren aber die unausgesprochenen, weniger guten Absichten beider Streitparteien. Auf der einen Seite eine Gewerkschaft, die in den vergangenen Jahren wieder ihr Profil schärfen möchte und für die ein ausländischer Konzern wie Ryanair hierbei ein publikumswirksamer öffentlicher Gegner ist. Auf der anderen Seite eine Fluglinie, die grundsätzlich mit jeder Art von organisierter Mitarbeitervertretung ein Problem hat wie die Kündigung einer gewählten Betriebsrätin zeigt und die Verhandlungen gleich einmal mit einem Ultimatum nach der „Friss-oder-Stirb“-Methode beginnt.

Die Leidtragenden davon waren hunderte Mitarbeiter, die wochenlang um ihre Jobs zittern mussten und das Gefühl hatten, zum Spielball fremder Interessen geworden zu sein. Ob bei der Gewerkschaft diese nun überwogen haben, weil sie trotz des laut Angaben von Laudamotion und Wirtschaftskammer deutlich nachgebesserten Angebots ihre Unterschrift unter den Kollektivvertrag verweigert hat, muss nun genau angesehen werden. Auch die Verhandlungs-Beteiligung von Betriebsräten von Laudamotion-Konkurrenten auf der Seite der Gewerkschaft ist in diesem Zusammenhang sicher hinterfragenswert.

Den Laudamotion-Mitarbeitern wäre es jedenfalls zu wünschen gewesen, dass es der Fluglinie wie ihrem inzwischen verstorbenen Namensgeber geht, der nach Unfällen und Krankheiten auch immer wieder ein Comeback schaffte.