US-Nationalgarde nach Tod eines Schwarzen mobilisiert

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Nach gewaltsamen Protesten wegen des Todes eines Afroamerikaners bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis hat der Gouverneur von Minnesota die Nationalgarde mobilisiert. Gouverneur Tim Walz erklärte den Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete. Bei erneuten Protesten drangen Demonstranten in eine Polizeistation ein. An anderen Orten kam es zu Plünderungen und Brandstiftungen.

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Ein Polizeigebäude wurde gestürmtBild: SN/APA (Getty)/Stephen Maturen

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd (46) war es in Minneapolis in der Nacht auf Donnerstag zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Anordnung des Gouverneurs hieß es, friedliche Demonstrationen seien weiterhin erlaubt. Ausschreitungen bedrohten aber auch die Sicherheit friedlicher Demonstranten.

Bei erneuten Protesten in Minneapolis setzten unterdessen Demonstranten eine Polizeiwache in Brand. Hunderte Demonstranten durchbrachen Absperrungen vor der Wache, warfen Fensterscheiben ein und verschafften sich so Zugang zu dem Gebäude, das die Beamten vorher verlassen hatten.

Nach einem friedlichen Protestzug am Nachmittag hatten sich Donnerstagabend tausende Demonstranten vor der Polizeiwache versammelt. Um die Sicherheit der Beamten zu gewährleisten, räumte die Polizei nach eigenen Angaben die Wache. Demonstranten plünderten auch mehrere Geschäfte und legten noch andere Feuer, die Polizei setzte Tränengas ein.

Auch in der Nachbarstadt St. Paul kam es bei Protesten zu Plünderungen und Brandstiftungen. Bereits an den beiden Vorabenden hatten in Minneapolis tausende Demonstranten gegen Polizeigewalt und Rassismus protestiert.

Die Nationalgarde zählt zur Reserve der US-Armee. In der Anordnung von Walz hieß es, die Bürgermeister der benachbarten Städte Minneapolis und St. Paul hätten nach den Ausschreitungen um die Mobilisierung gebeten, um Sicherheit zu gewährleisten.

Bei einer Pressekonferenz rief die Bezirksstaatsanwältin von Minnesota, Erica MacDonald, Demonstranten dazu auf, friedlich zu bleiben. "Ich bitte die Menschen, Ruhe zu bewahren und uns diese Untersuchung durchführen zu lassen", sagte MacDonald. "Es bricht mir das Herz zu sehen, was auf unseren Straßen in Minneapolis und St. Paul und einigen unserer Vororte passiert." Der örtliche FBI-Vertreter Rainer Drolshagen äußerte Verständnis für die "extreme Frustration, Wut und Traurigkeit" über den Vorfall und sicherte eine umfassende Aufklärung zu.

Auslöser der wütenden Proteste war der Tod von Floyd am Montag. Ein Handy-Video belegt, dass bei dem Einsatz ein weißer Polizeibeamter mehr als fünf Minuten lang auf Floyds Genick kniete, obwohl dieser stöhnte: "Ich kann nicht atmen... Mama, Mama." Schließlich blieb der Afroamerikaner reglos liegen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er wenig später für tot erklärt wurde.

Der 46-jährige Restaurant-Mitarbeiter war wegen eines kleinen mutmaßlichen Delikts festgenommen worden: Er soll einen gefälschten 20-Dollar-Schein für einen Einkauf benutzt haben. Die Ermittlungen zu dem Fall hat mittlerweile die Bundespolizei FBI übernommen.

Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner haben in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Empörung sowie für mitunter von Gewalt überschattete Proteste gesorgt. Sie führten zur Gründung der Protestbewegung Black Lives Matter.

Die Bundespolizei FBI und die örtliche Staatsanwaltschaft erklärten am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme, den Ermittlungen und einer möglichen Anklage werde "höchste Priorität" gegeben. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump eine beschleunigte Untersuchung des Vorfalls versprochen. Trump sagte, er habe sich das Video angeschaut. "Das war eine sehr schlechte Sache, die ich gesehen habe." Auf Nachfrage sagte der Präsident, mit Floyds Familie habe er bisher noch nicht gesprochen.

Quelle: Apa/Dpa/Ag.