https://www.mz-web.de/image/36770768/2x1/940/470/fa7ec4d34987ed9676f8dc7c1e6fb7dd/Wg/71-161570820--null--28-05-2020-16-34-22-425-.jpg
Hallesche Künstler haben vor dem Landtag Unterstützung gefordert.Foto: Wolter
Freie Szene startet zaghaft

Ja zu Sofort-Hilfen lässt Halles Kulturschaffende aufatmen

by

Halle (Saale) - Gute Nachrichten für die hallesche Kulturszene: Am Mittwoch hat der Ausschuss für Finanzen ein erweitertes Hilfspaket für freiberufliche Künstlerinnen und Künstler beschlossen. Insgesamt werden vom Land sechs Millionen Euro für Kulturschaffende in Sachsen-Anhalt bereitgestellt. Olaf Meister, finanzpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, freut sich: „Endlich ist es gelungen, eine umfassende Hilfe für Kulturschaffende auf den Weg zu bringen“.

Der Bund habe Soloselbstständige bisher hängenlassen, weil er nicht zugelassen habe, dass entfallene Einkünfte bei der Beantragung von Sofort-Hilfen geltend gemacht werden konnten, so Meister, der für Kulturschaffende einen Hoffnungsschimmer sieht: „Wir schaffen als Land eine reelle Perspektive für die nächsten drei Monate.“

Systemrelevanz von freier Kunst und Kultur anerkennen

Noch am Mittwochvormittag waren auch hallesche Vertreter der Kulturszene - darunter Tom Wolter, Simon van Parys und Kiebitzensteiner-Chef Micha Kost - nach Magdeburg gefahren und hatten gemeinsam mit Künstler-Kollegen des Landes ihrem Ruf nach Unterstützung für die freie Kunst- und Kulturszene Ausdruck verliehen - nicht nur mit einem Papier, sondern auch in einer Performance vor dem Landtag. Unter anderem wurde eine „bedingungslose Unterstützung“ in Höhe von monatlich 1.000 Euro pro Person gefordert.

Außerdem ein finanzieller Ausgleich für die Verluste und Auflagen, die durch die Beschränkungen für Kultureinrichtungen entstanden sind. Zudem heißt es in dem Papier, das an Meister übergeben wurde: „Wir fordern eine Politik in Sachsen-Anhalt, die die Systemrelevanz von freier Kunst und Kultur nicht nur behauptet, sondern beweist.“ Es solle einen Runden Tisch zur Erarbeitung von neuen Förderrichtlinien für die freie Kunst- und Kulturszene einberufen werden, heißt es weiter.

Sofort-Hilfen für Halles Kulturschaffende

Bisher fielen selbstständige Kulturschaffende durch das Netz der bestehenden Corona-Hilfen, denn diese waren ausschließlich an die Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse (KSK) gekoppelt. Nun sollen durch Wiedereinstiegshilfen für freiberuflich tätige Künstlerinnen und Künstler für künstlerische Projekte von Juni bis August des Jahres eine Art Stipendium in Höhe von 1.000 Euro pro Monat durch das Land erhalten können.

Wolfgang Aldag, Kulturpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, lobt das Programm: „Das ist eine Hilfe, die endlich da ankommt, wo sie gebraucht wird.“ Schauspieler Simon van Parys, der erst kürzlich ein Projekt am Kunstkiosk hr. fleischer inszeniert hat und derzeit an einem Kinderstück arbeitet, sieht die überraschende Nachricht dennoch nicht ohne Skepsis: „Das Geld ist, so wie ich es verstanden habe, an Projekte gebunden und damit wieder nicht zur Existenzsicherung gedacht.“

Derweil wird auf einigen Bühnen schon wieder gespielt

Unterdessen gibt es in Halles freier Szene bereits erste Aufführungstermine. So startet schon am Freitag, 20 Uhr, sowie am Samstag zur gleichen Zeit das Theater Varomodi mit „Gevatter Tod“ - gespielt wird im Künstlerhaus 188, Karten können unter Tel. 034635/905849 reserviert werden. Auch die Kiebitzensteiner legen wieder los - am Samstag 20 Uhr und am Sonntag 17 Uhr mit „Lachen ist ansteckend“.

Ebenfalls am Freitag, 20 Uhr, gibt es nach langer Zeit wieder Blues im Schlosshof Dieskau. Besucher werden gebeten, sich unter Telefon. 034605/20787 anzumelden. Ab 15. Juni öffnet auch das WUK am Holzplatz. Tom Wolter und Kollegen haben die Corona-Zwangspause mit Arbeiten an Saal, Bühne und Probenräumen genutzt. „Seit einer Woche proben wir wieder“, so Wolter, der mit „Futur“ einen Theaterparcours über das Gelände plant. (mz)